Rentenbezug der Eltern an deren Kinderzahl koppeln?
Wir haben in Deutschland ja schon seit längerer Zeit das Problem mit dem demographischen Wandel und damit verbunden eben auch mit dem Rentensystem. Bisher ist es ja immer noch so, dass die Jungen Arbeitnehmer für die Senioren die Renten finanzieren, aber auf Grund des Geburtenrückgangs wird dieses Konzept nicht mehr lange funktionieren und ist in meinen Augen total überarbeitungswürdig.
Ich habe vor einiger Zeit einen Artikel zu diesem Thema gelesen und einen sehr interessanten Leserkommentar dazu. Ein Leser hatte nämlich als Lösung für unser Rentenproblem vorgeschlagen, dass doch der Rentenbezug der Eltern an deren eigene Kinderanzahl gekoppelt werden könnte. Soll heißen: Je mehr Kinder ein Paar bekommt desto höher fällt auch die monatliche Rente aus. Kinderlose würden entsprechend gar nichts bekommen oder eben gezwungen sein, Kinder zu bekommen damit sie eine Rente bekommen. Laut diesem Kommentator sei dann auch das Problem des Geburtenrückgangs gelöst.
Ich finde das Konzept interessant, allerdings nicht gerade umsetzbar. Ich meine, nehmen wir mal an, man würde für jedes Kind, das man bekommt etwa 200€ monatlich an Rente bekommen, wenn man soweit ist. Dann müsste man ja schon mehrere Kinder bekommen eben so viele, bis man eben das gewünschte Einkommen erreicht hat. Aber warum sollte man so viele Kinder bekommen, wenn man das gar nicht möchte?
Ich kenne auch Menschen, die lieber ein Einzelkind haben und sich voll und ganz darauf konzentrieren während sie mit 4 Kindern komplett überfordert wären. Noch dazu kommt, dass nicht alle kinderlosen Paare es auch wollen. Es gibt sehr viele Paare, die Kinder haben wollen, aber keine kriegen können. Da finde ich es auch falsch, wenn man diese dann durch eine verminderte Rente "bestraft".
Was haltet ihr von einem derartigen Konzept? Ist das in euren umsetzbar oder kompletter Schwachsinn? Sollte man den Rentenbezug der Eltern an deren Kinderzahl koppeln?
Irgendwie hast du einen falschen Denkansatz. Denn die Rente, die die heutigen Rentenbezieher bekommen, haben sie sich ja vorher mal erarbeitet. Nur die Finanzierung läuft darüber, dass die aktuellen Arbeitnehmer die Zahlungen der jetzigen Renten über ihre Beiträge realisieren. Das war ja irgendwann einmal anders, wo man mehr Arbeitnehmer hatte als Rentenbezieher.
Von daher müsste man das gesamte System umstellen, damit auch die gesetzliche Rentenversicherung Kapital ansammeln kann und nicht immer nur von der Hand in den Mund lebt. Das an die Anzahl der Kinder zu koppeln ist aber der falsche Weg. Denn was sollen dann bitte Leute machen, die gerne Kinder gehabt hätten, aber ihr Leben lang gearbeitet haben? Sollen sie deswegen abgestraft werden und am Ende ohne finanzielle Versorgung dasitzen?
Das kann es doch nicht sein, oder? Zumal ja nun zumindest Frauen schon belohnt werden und eine Mütterrente bekommen. Und nur weil jemand viele Kinder bekommen hat, heißt das ja auch nicht gleichzeitig, dass man damit dem Staat auch Rentenzahler bringt. Also ist das doch vom Ansatz schon komplett falsch, wenn man so agieren will.
Das Konzept ist nicht gut durchdacht. Ich glaube nicht, dass es sich durchsetzen würde, dass dann die Deutschen mehr Geburten hervorbringen würden. Woher soll denn auch dieses Geld der Renten kommen? Dies würde ja doch wieder von den Kindern kommen und somit hätten Eltern mit mehr Kindern einen Vorteil.
Die Rechnung geht dort nicht auf. Die Politik überlegt sich ja in dieser Hinsicht irgendetwas, aber was ist noch nicht klar. Aber es wäre auch sehr ungerecht für Familien, die keine Kinder erhalten können, nicht wollen oder aber aus beruflichen Gründen und mangelnder Zeit für die Liebe Kinder zeugen könnten.
Ich glaube, dann gäbe es noch mehr Kinder, die einfach aufgezogen werden würden, aber keine gute Erziehung erhalten würden, da sie einfach mal von Arbeitslosen aufgezogen werden würden.
iggiz18 hat geschrieben:Ich glaube, dann gäbe es noch mehr Kinder, die einfach aufgezogen werden würden, aber keine gute Erziehung erhalten würden, da sie einfach mal von Arbeitslosen aufgezogen werden würden.
Arbeitslose sind unfähig ihre Kinder zu erziehen? Glaubst du diesen Blödsinn wirklich? Es gibt in Deutschland keine Vollbeschäftigung und die wird es auch nicht mehr geben, die Arbeitslosenrate wird sich vermutlich noch erhöhen und dann kommt da so eine komplett "durchdachte" Aussage ...
Eine gute Erziehung besteht aus mehr als das Kind morgens bei der Ganztagsbetreuung abzugeben, nach der Arbeit wieder abzuholen, kurz hallo zu sagen und dann ab ins Bett. Erziehung findet in einer intakten Familie statt, unabhängig davon ob man Lohn, Gehalt, Sold, Sozialhilfe, Rente oder Arbeitslosengeld bekommt.
Die Renten lassen sich leicht finanzieren, man muss nur durchsetzen das alle in einen Rententopf zahlen, keine Extrawürste und Ausnahmen mehr für manche gut verdienenden Berufsgruppen mit ihren "privaten" Töpfen. Alles in einen großen Topf und aus dem wird dann verteilt ...
iggiz18 hat geschrieben:Ich glaube, dann gäbe es noch mehr Kinder, die einfach aufgezogen werden würden, aber keine gute Erziehung erhalten würden, da sie einfach mal von Arbeitslosen aufgezogen werden würden.
Was ist denn das für eine Stammtischparole? Nur weil jemand keine Arbeit hat, heißt das nicht zwangsläufig, dass die Kinder schlecht erzogen sind. Das sind pauschale Urteile über Menschen, wo das zwar vorkommt, aber ein Kind was gleich nach der Geburt in die Fremdbetreuung gegeben wird, ist deswegen auch nicht automatisch besser erzogen.
Aber wie gesagt, die Frauen, die keine Kinder haben, werden jetzt sowieso schon bei der Rente bestraft. Ich kannte selbst eine Frau, die nie verheiratet war und keine Kinder hatte, wenig verdiente und daher eine sehr kleine Rente bekam. Sie ist zwar seit vielen Jahren tot, aber es hatte nachvollziehbare Gründe, warum sie als ledige und kinderlose Frau alt geworden ist. Solche Frauen bekommen jetzt schon weniger Rente, seit die Mütterrente eingeführt wurde.
Dazu bekommt ja jede Frau schon für jedes geborene Kind drei Jahre Rentenversicherungszeiten gutgeschrieben. Das bekommen auch Frauen, die nie gearbeitet haben und gleich mit dem Kinder kriegen nach der Schule begonnen haben. Sie werden vermutlich dann auch nie wirklich arbeiten, aber bekommen dadurch keine schlechte Rentenzahlung.
Der hier gemachte Vorschlag ist völlig sinnlos. Punktedieb, die Rentenbezieher haben sich eine höhere Rente erarbeitet. So viel ich weiß, war Kapital angesammelt worden. Dass die Rentenversicherung nun von der Hand in den Mund lebt, wie du so schön und richtig schreibst, liegt an Folgendem:
Seit 1957 wurden bis 2007 etwa 524 Milliarden Euro, die der Rentenversicherungskasse entnommen wurden, nicht zurückerstattet. Man liest auch von 600 Milliarden. Diese Gelder wurden zweckentfremdet für zum Beispiel Spätaussiedler, seit 1992 an ehemalige DDR-Bürger, Kindererziehungszeiten, Frührente wegen Arbeitslosigkeit, dann für Millionen Kriegsteilnehmer und deren Witwen.
Der Bundeshaushalt wird entlastet auf Kosten der Rentenversicherung. Das bringt Vorteile für die deutsche Wirtschaft und eine Haushaltsentlastung. Dafür wurden die Renten gesenkt! Die Bürger müssen hohe Beitragszahlungen leisten, die eigentlich nur für die Renten sein sollten.
@Cid: Hast du dafür eine Quelle? Denn von den ehemaligen Bürgern der DDR, die eben bis 1992 nichts in diese gesetzliche Rentenversicherung der Bundesrepublik eingezahlt haben, würde ich für die anderen Behauptungen gerne seriöse Nachweise anschauen wollen. Vor allem was die Spätaussiedler und Kriegsveteranen angeht. Wobei man selbst bei Frührentnern immerhin erst mal Beiträge hatte, bevor die überhaupt etwas beziehen können.
Dazu kommen auch die ganzen Maßnahmen, wie Kuren oder Umschulungen, die durch die Rentenversicherung getragen werden. Aber insgesamt kommt das jetzige Ungleichgewicht doch ganz woanders her. Zumindest habe ich die Problematik mehr als einmal in diversen Schulungen so beigebracht bekommen.
Denn der Stand der Dinge war ja mal der, dass es wesentlich mehr Einzahler gab, als Rentenbezieher. Und dieses System ist im Lauf der Jahrzehnte eben gekippt, weil die Bezieher mehr, aber die Einzahler weniger geworden sind. Demzufolge brauchen sie auch Rücklagen auf, so dass man jetzt eben das auszahlt, was man nur wenige Tage vorher eingenommen hat. Immerhin hat man die Rentenzahlung ja schon soweit umgestellt, dass die neuen Rentenbezieher ihr Geld rückwirkend bekommen und nicht mehr für den laufenden Monat.
@Punktedieb, musste erst suchen, sorry. Hier ist die Quelle: Gewünschte Info
Es sind sehr viele Verlinkungen in dem Ursprungsartikel, deshalb war es nicht so einfach. Ursprungsartikel: hier
Danke für die Informationen. Aber dort steht doch auch ganz klar geschrieben, dass die damaligen Zahlungen der Fremdleistungen wieder erstattet werden. Was doch im Klartext bedeutet, dass die Rentenversicherung die Kosten erst mal nur übernommen hat, weil das Geld dort zur Verfügung stand. Das ist doch so, als wenn man einen Arbeitnehmerkredit bekommt, um ein Haus zu kaufen und das jeden Monat eine bestimmte Anzahl an Mehrstunden leistet, um das wieder auszugleichen.
Also sehe ich das Problem weiterhin nicht in der Finanzierung von Dingen, für die die Rentenkasse nicht zuständig ist, sondern darin, dass eben die Beitragszahler kontinuierlich weniger werden, aber die Zahlungsempfänger mehr werden und dabei auch die Zeiträume steigen, die man für die einzelne Person zahlen muss.
Einerseits ist die Kopplung der Rentenhöhe an die Zahl der Kinder für Frauen doch schon Realität. Aber nur vom Gebären allein wird das mit einer ordentlichen Rente nun auch nichts. Immerhin würde es für 10 Kinder knapp 800 Euro Rente minus Krankenversicherung und Pflegeversicherung geben. Für eine Frau, die "nur" einen Haufen Kinder bekommen hat, heißt das, dass sie trotzdem auf die Grundsicherung angewiesen sein wird.
Wenn die Kinder von 1992 geboren worden sind, dann gibt es fast statt 80 Euro pro Kind und Monat nur etwas über 50 Euro. Da reichen dann 10 Kinder erst recht nicht für eine ausreichend hohe Rente. Man fragt sich immer, wie andere Staaten das schaffen.
In den Niederlanden muss beispielsweise niemand für seine Grundsicherung im Alter betteln. Dort bekommt einfach jeder Einwohner ab seinem 15. Lebensjahr pro Jahr 2 % der dortigen Grundrente zugeschrieben. Wer also sein ganzes Leben dort verbracht hat, der erhält als Single automatisch eine Rente von knapp 1.000 Euro, auch wenn er nie gearbeitet hat. Paare bekommen aus diesem Topf weniger, sie müssen zusammen mit 1.300 Euro auskommen. Wer die Preise für Wohnen drüben kennt, der versteht diesen krassen Unterschied.
Dazu werden nur für ein Einkommen bis knapp 30.000 Euro pro Jahr Rentenbeiträge fällig, die Beitragsbemessungsgrenze ist dort viel niedriger als hier. Jetzt hat man aber auch in den Niederlanden normalerweise gearbeitet. Dafür steigt dann die staatliche Rente nochmals leicht an und eine ähnlich hohe Summe bringt den meisten Rentnern die betriebliche Altersvorsorge, die dort viel normaler ist als bei uns.
Denn gerade diese Rolle als Bittsteller bei einem Amt finde ich in unserem Rentensystem unerträglich. Da haben Menschen wirklich 45 Jahre geschuftet, meist auch noch harte, körperliche Arbeit und dann reicht die Rente nicht. Viele von denen schränken sich doch lieber bis zum geht nicht mehr ein, als jetzt als ärmlich um Hilfe zu bitten. Das ist eine Frechheit. Diese Menschen hatten ihr Leben lang kaum etwas und jetzt im Alter schämen sie sich in Grund und Boden und verzichten auf wichtige Dinge wie Medikamente oder einfach gesundes Essen.
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