Regeln für Krankschreibungen lockern deutlich von Vorteil?

Laut einem Magdeburger Forscherteam soll es für Beschäftigte von Unternehmen besser sein, dass sie sich bis zu einer Woche krank melden können ohne ein Attest von ihrem Hausarzt. Das soll nicht nur eine Entlastung der Ärzte mit sich bringen.

Die gelockerten Regeln sollen zudem die Eigenverantwortung von Angestellten fördern. Als Vorbild wurde in diesem Zusammenhang Norwegen genannt. Dort soll es bereits Projekte geben, bei denen sich Angestellte bis zu 365 Tage krankmelden können. Wie findet ihr den Vorschlag?

Ich finde das ehrlich gesagt ein wenig sehr naiv und ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass das nicht wenige Arbeitnehmer schamlos ausnutzen werden. Ich kenne so einige, die hin und wieder "krank" zum Hausarzt gehen und irgendeine Krankheit vorspielen und die dann auch hinterher prahlen mit welchen Tricks sie es geschafft haben, den Hausarzt zu einem Attest zu überreden. Gerade solche Knalltüten erspart man ja die Schauspielerei, wenn sie sich auch ohne Hausarzt krank melden können. Ich halte von dieser Lockerung der Regelung überhaupt nichts und glaube eher, dass das noch weiter ausgenutzt werden würde, gerade von solchen die sich zwar gerne krank melden würden, aber viel zu faul sind, dem Arzt was vorzuspielen.

Der Vorschlag ist extrem sinnvoll. Schließlich klappt es in anderen Ländern auch sehr gut ohne den bei uns obligatorischen Krankenschein. In den Niederlanden meldet man sich einfach persönlich bei seinem Chef krank. Bei ganz schweren Sachen übernimmt das natürlich auch jemand anders, aber wer sich nicht selbst melden kann, der ist ganz sicher krank.

Dieses Vorgehen reicht erstmal vollkommen aus. Bei einer längeren Krankheit wird sich der Chef ab und zu nach dem Wohlbefinden erkundigen. Erscheint die Krankheit dann doch eher unglaubwürdig, kommt in seltenen Fällen ein medizinischer Prüfdienst vorbei.

Und dauert die Erkrankung sehr lange, dann ist eine Vorstellung beim Betriebsarzt nicht unüblich. Der gibt dann eine Prognose ab, wie lange der Arbeitnehmer noch ausfällt. Ohne riesigen Aufwand und dauernde Kontrollen erhält man selbstverständlich seine Lohnfortzahlung.

Abgesehen von der enormen Einsparung auf der Kostenseite profitieren alle von diesem Vorgehen. Wenn ich mit einer harmlosen Erkältung in den Niederlanden zum Arzt gehe, dann wird der wenig erfreut sein. Schließlich kann er nichts für mich tun, aber ich stecke das halbe Wartezimmer und ihn und sein Personal an.

Ich werde mit dem Rat, mir im Supermarkt ein fiebersenkendes Schmerzmittel zu kaufen, wieder nach Hause geschickt. Dort soll ich mich ausruhen und eine Hühnersuppe kochen. Und ganz ehrlich? Für den Heilungsprozess ist es nicht sinnvoll, sich mit Fieber, Husten und Kopf- und Gliederschmerzen zum Arzt zu schleppen und dabei Gott und die Welt anzustecken. Ich bin zu krank zum Arbeiten und werden ohne Stress schneller gesund.

Wenn ich bei einer Erkältung tatsächlich einen Arzt brauche, dann wird der mich dort eher zuhause besuchen. Denn dank der geringeren Patientenzahlen, die er jeden Tag durch die Praxis schleusen muss, hat er dort noch die Zeit dazu.

Und auch davon haben dann alle etwas. Wenn es mir so schlecht geht, dann sollte ich mich erst Recht nicht auf den Weg machen. Und die Umwelt muss ich nun auch nicht mit meinen Viren und Bakterien pflastern. Außerdem bleibt man auf diese Art auch nicht zu lange krank geschrieben.

Das ist hier nämlich auch so ein Punkt. Oft ist eine Krankschreibung großzügig bemessen, damit man nicht nochmals in die Praxis muss. Und mit einer solchen Bescheinigung darf man nun mal nicht arbeiten. Gut, es geht meist nur um ein oder zwei Tage, aber in der Masse macht das wirtschaftlich eine Menge aus. So entscheide ich selbst, ab wann es wieder gut geht.