Radikaldiät vor bestimmten Anlässen?

Ich habe es in den letzten Jahren bereits ein paar mal erlebt, dass Menschen aus einem Bekanntenkreis irgendwelche Radikaldiäten angefangen haben, als bestimmte Anlässe vor der Tür standen. Aktuell ist es eine Kommilitonin von mir deren Familie aus Spanien bald zu Besuch kommt. Seit ihrem letzten Besuch hat sie allerdings sehr viel zugenommen und möchte nun deswegen über eine Woche lang gar nichts essen um wieder etwas abzunehmen.

Auch bei anderen Leuten sind mir ähnliche Beispiele bekannt, aber wirklich verstehen tue ich das eigentlich nicht. Ist es nicht einfacher sich schon vorher für eine weniger radikale Diät zu entscheiden durch die man nachhaltiger Abnehmen würde? Oder ist das bei vielen Menschen üblich, sich für diese radikale Variante zu entscheiden? Macht ihr selbst vor bestimmten Anlässen auch solche Radikaldiäten und wenn ja, warum?

Seit dem ich bekannt gegeben habe, wann ich heirate bekomme ich auch immer wieder zu hören, dass ich beim Essen ja auf mein Gewicht achten würde und dann am Ende keine Crashdiät machen will, was aber anhand dessen was ich esse eigentlich nicht der Fall ist, aber ich nehme dennoch nicht zu. Solche Crashdiäten erlebe ich immer bei meiner Schwiegermutter, die dann versucht ein paar Tage vorher nichts oder nur wenig zu essen. Das Problem dabei ist, dass sie dann an dem Tag mehr isst und vorher schlechte Laune hat, weil sie zu wenig gegessen hat.

In den Fällen geht es ja dann wirklich nur um das Aussehen. Überlegungen wie Gesundheit oder die Frage, ob man das Gewicht längerfristig halten kann, spielen keine Rolle.

Da macht eine radikale Diät schon Sinn, denn es gibt ja Methoden, mit denen man ziemlich schnell ziemlich viel Wasser verlieren kann und bei denen dann auch die Muskeln abgebaut werden, was ja auch zu einem Gewichtsverlust führt. Natürlich ist das alles ziemlich dumm, aber das ist den Diätopfern in dem Moment doch egal.

Für mich wäre so eine Aktion auch aus einem anderen Grund ziemlich schwachsinnig. Ich habe seit vielen Jahren das gleiche Gewicht und dementsprechend sieht mein Kleiderschrank auch aus. Ich hätte gar nichts passendes zum Anziehen und müsste dann also erst mal los ziehen und mir neue Sachen kaufen, die mir in ein paar Wochen zu klein wären, weil sich mein Normalgewicht immer wieder einstellt wenn ich zu meinem normalen Essverhalten zurück kehre.

Ich bin trotz unübersehbarem Übergewicht mit meiner Figur trotzdem ganz zufrieden, und ich würde auch vor besonderen Anlässen nicht auf Radikaldiäten setzen. Wenn man wirklich 20 oder mehr Kilo zugenommen hat, nützt es ja auch nicht viel, eine Woche lang zu hungern, bevor man sich der Kritik seiner Familie aussetzt, die sich in dieser Hinsicht meiner Meinung nach sowieso lieber sauber zurückhalten sollte.

Und wenn man nur ein bisschen dicker geworden ist, kann man ja auch getrost dazu stehen. Man hat nicht ewig die Figur eines Teenagers und wenn es nicht gerade schon auf die Gesundheit schlägt, schadet ein bisschen Übergewicht in jedem Fall weniger als eine tagelange Hungerkur. Meine Verwandten oder Hochzeitsgäste müssten sich also eher mit einer etwas dicken Tochter, Nichte, Braut oder was auch immer abfinden als mit einer ausgehungerten Person mit schlechter Laune und Kreislaufproblemen.

Ich verstehe diesen Diät-Wahn ehrlich gesagt gar nicht und Radikaldiäten schon gar nicht. Vor allen Dingen, weil manche Menschen ja durchaus vor sich hinleben und dann auch mit sich und ihrer Figur zufrieden sind, aber sobald Ereignis X in 24 Stunden ansteht, dann muss plötzlich eine Diät her und man fühlt sich zu dick, dabei war das vorher nie ein Problem. Da fehlt mir jede Form von Verständnis.

Wenn man schon länger ein Problem mit der eigenen Figur hat, dann wird man entsprechende Maßnahmen ergreifen, um das Gewicht zu reduzieren und die Figur zu formen. Dazu braucht man keinen bestimmten Anlass wie ein Strandurlaub im Sommer, das dritte Date mit XY oder aber die Hochzeit von Z oder das Klassentreffen.