Putzfrau mit Münzen testen?
Ich weiß noch als ich vor einigen Jahren mit meinem Nebenjob als Haushaltshilfe anfing, um mein Studium finanzieren zu können, war die Situation ziemlich ungewohnt für mich. Auch hat es logischerweise gedauert, bis soweit Vertrauen aufgebaut wurde, was ich auch sehr gut verstehen kann.
Am Anfang war es dann so, dass meine Chefin zu Hause war, aber nicht immer hinterher gelaufen ist um mir auf die Finger zu schauen. Stattdessen hat sie das vermutlich eher dann gemacht, wenn ich den Raum verlassen habe. Ich weiß noch, dass ich auffällig viele kleine Münzen gefunden habe, aber Brieftaschen oder Kontoauszüge lagen überhaupt nicht herum. Ich habe die Münzen dann auch immer konsequent liegen lassen oder ich habe sie gesammelt und meiner Chefin auf den Tisch gelegt, damit sie sie wegräumt. ich kann es nämlich nicht leiden, wenn Geld herumliegt, egal welche Summe es ist.
Ich habe das dann hinterher meinem Freund erzählt und der meinte dann zu mir, dass das sicherlich ein Vertrauenstest gewesen wäre. Denn er hätte das auch so gemacht, dass er Geldmünzen herumliegen lässt um eben zu testen, ob die neue Putzfrau klaut.
Ist das eine weit verbreitete Praxis? Würdet ihr Münzen herumliegen lassen um zu testen ob die neue Putzfrau klaut?
Ich denke, dass Münzen eher weniger Anreiz bieten, aber an sich ist das schon keine schlechte Idee die Putzhilfe so zu testen. Selber würde ich wahrscheinlich einfach einen Schein liegen lassen, aber ich würde schon testen, ob man der Person auch vertrauen kann oder man sich einen Dieb ins Haus geholt hat. Ehrlichkeit ist ja durchaus wichtig bei dieser Arbeit und vorher kann man diese ja nicht testen oder spüren.
Da ich auf Arbeitssuche bin, hatte ich diesen Job auch schon mal in Erwägung gezogen. Als ich mich dann hier und da erkundigt habe und so einige unschöne Artikel las über solche Tests der Arbeitgeber, da wurde mir anders. Ich hätte mich deprimiert gefühlt. Wobei ich diese Leute verstehen kann, die Angst um ihr Hab und Gut haben. Bräuchte ich eine Putzfrau, wäre ich auch sehr skeptisch und täte solche Tests tolerieren.
Ich habe auch schon mal geputzt, allerdings in einer kleinen Firma. Dort hat mein Mann gearbeitet und er war dann auch immer mit dort, wenn ich geputzt habe. Da habe ich nie irgendwo Geld liegen sehen, aber ich hätte ja auch vom Inventar etwas mitnehmen können, da dort auch Waren aus lagen für Kunden. Aber auf die Idee wäre ich nie gekommen.
Ich denke aber auch, dass es einfacher ist eine Putzfrau zu testen, indem man einen Geldschein irgendwo hinlegt. Kleingeld hat man ja auch schon mal in der Tasche und legt es schnell irgendwohin. Daher denke ich wirklich, dass es eher Zufall war, dass du das Kleingeld dort gefunden hast. Aber das du es zusammen gelegt hast, zeigt der Frau des Hauses dann ja auch, dass sie dir vertrauen kann.
Wenn ich mir eine Putzhilfe leisten würde, würde ich darauf schauen, dass die Person genügend verdient, dass sie sich von Kleingeld(!) nicht in Versuchung führen lassen muss, sondern mit dem Lohn für ihre Arbeit zufrieden nach Hause gehen kann. Wenn ich wirklich davon ausgehen müsste, dass die Reinigungskraft bei ihrem Hungerlohn um jede herumliegende Münze froh ist, würde ich mich schämen.
Generell empfinde ich es als menschenverachtend, Leute auf ihren moralischen Charakter zu testen, nur weil sie einen wenig qualifizierten und anstrengenden Job haben. Im Büro oder im Verein kommt ja auch keiner darauf, seine Kollegen oder die anderen Mitglieder neugierdehalber darauf zu testen, ob sie klauen. Aber Putzhilfen sind allem Anschein nach prinzipiell weniger vertrauenswürdig.
Hätte ich eine Putzfrau, würde ich kein Geld herumliegen lassen, weil ich das aus Prinzip nicht tue, und auch, weil ich nicht möchte, dass der Eindruck entsteht, dass ich die charakterliche Integrität eines Mitmenschen testen möchte. Das liegt mir fern. Aber natürlich würde ich nur eine Haushaltshilfe einstellen, die einen vertrauenswürdigen Eindruck macht und bei der auch die bürokratische Seite mit Abrechnungen, Steuern und Versicherungen stimmt. Ich glaube gerne an das nicht völlig Verderbte im Menschen, aber ich bin auch nicht völlig naiv.
Möglicherweise diente der Test auch dazu, deine Gründlichkeit zu überprüfen. Meine Mutter hat in meiner Kindheit auch nebenbei geputzt und eine ähnliche Geschichte erzählt, allerdings war das Testobjekt dort ein hinter dem Vorhang versteckter Flaschenöffner und ähnlich absurde Gegenstände an komischen Plätzen, um zu sehen, ob auch dort gründlich gesaugt wurde.
Schön ist so etwas als Angestellte nicht, egal ob da nun die Vertrauenswürdigkeit oder die Gründlichkeit getestet werden soll. Würde ich jemals eine Putzfrau haben wollen, was ich weder willentlich noch finanziell möchte, würde ich so etwas niemals tun. Irgendwie würde ich mich dann wirklich reichlich schäbig fühlen, so ein Verhalten fände ich für beide Seiten einfach peinlich und beschämend.
Ich bin auch alles andere als naiv, aber ich würde eine fremde Person in meiner Wohnung einfach gar nicht in Versuchung führen mit herumliegendem Geld, abgesehen davon, sehe ich in einem privaten Haushalt ohnehin keine gute Gelegenheit etwas unauffällig zu stehlen. Und wenn der Fernseher am Ende weg wäre, würde das schon auffallen und meine Menschenkenntnis hätte mich dann plötzlich eben arg getrogen.
Wenn ich mir eine Putzhilfe leisten würde, würde ich darauf schauen, dass die Person genügend verdient, dass sie sich von Kleingeld(!) nicht in Versuchung führen lassen muss, sondern mit dem Lohn für ihre Arbeit zufrieden nach Hause gehen kann. Wenn ich wirklich davon ausgehen müsste, dass die Reinigungskraft bei ihrem Hungerlohn um jede herumliegende Münze froh ist, würde ich mich schämen.
Und wir willst du das machen? Willst du der Putzfrau dann 3000 Euro monatlich zahlen? Dafür, dass sie an vielleicht zwei Tagen in der Woche putzt? Das wird sicherlich keiner machen. Die meisten Putzfrauen machen das als 450 Euro Job oder um sich was zum ALG II dazu zu verdienen.
Wer eine Putzfrau braucht, wird die ja auch nicht jeden Tag haben wollen, sondern vielleicht einmal oder maximal zweimal die Woche. Vielleicht seltener. Es ist dann eben Sache der Putzfrau, sich noch andere Kunden zu suchen und wenn sie das nicht macht oder sonst keiner in der Gegend eine Putzfrau braucht, dann stockt sie halt mit ALG II auf. Es ist doch nicht die Pflicht desjenigen, bei dem die Dame einmal in der Woche putzt, den kompletten Lebensunterhalt zu finanzieren.
Generell empfinde ich es als menschenverachtend, Leute auf ihren moralischen Charakter zu testen, nur weil sie einen wenig qualifizierten und anstrengenden Job haben. Im Büro oder im Verein kommt ja auch keiner darauf, seine Kollegen oder die anderen Mitglieder neugierdehalber darauf zu testen, ob sie klauen. Aber Putzhilfen sind allem Anschein nach prinzipiell weniger vertrauenswürdig.
Die Kollegen im Büro lässt man aber auch nicht an seine persönlichen Sachen, die hat man nicht im Haus, schon gar nicht wenn man nicht da ist. Eine Putzfrau bekommt viel mehr Gelegenheiten, etwas mitgehen zu lassen.
Eine ordentlich bezahlte Haushaltshilfe wird aber weniger gerne ein Risiko eingehen, die Stelle zu verlieren. Denn sonst läuft sie Gefahr, für das gleiche Geld viele Stunden länger arbeiten zu müssen. Denn extrem nervige und geizige Kunden gibt es in Massen.
Natürlich würde ich einer Putzfrau 3000 Euro im Monat zahlen. Das ist zwar doppelt so viel wie ich verdiene, aber sie muss ja schließlich auch unser kleines Jagdschlösschen mit zwanzig Zimmern in Schuss halten. Der Cadillac wäscht sich auch nicht von alleine.
Auf gut Deutsch: Hätte ich eine Haushaltshilfe, würde ich darauf achten, dass sie nicht “schwarz“ oder illegal arbeiten muss, sondern im Idealfall für ein Unternehmen tätig ist, welches Tariflohn bezahlt. Ich habe nämlich keine Lust, finanziell schwächer gestellte Menschen noch zusätzlich auszubeuten. Aber immerhin wissen wir jetzt, dass man unter 3000 Euro unmöglich “zufrieden nach Hause gehen“ kann.
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