Psychologische Ferndiagnosen sinnvoll und zutreffend?
Donald Trump wurde im Wahlkampf ja eine sehr gute körperliche Gesundheit bescheinigt, wobei es vermehrt Psychologen und Experten zu geben scheint, die an seiner geistigen und psychischen Gesundheit zweifeln. Klick.
So wird ihm unter anderem eine narzisstische Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, aber auch Egozentrik und Größenwahn und der Wille, dass andere Menschen sich ihm unterzuordnen und ihn anzuhimmeln hätten, um das schwache Selbstwertgefühl zu stabilisieren. Es heißt auch, er wäre antisozial.
Ich kann als Laie natürlich nicht viel über Trumps psychische Gesundheit sagen und ich möchte hier auch gar nicht diskutieren, wie gestört oder nicht gestört er eigentlich sein kann oder sein muss und wo die Ursachen liegen. Ich frage mich nur, ob es erstens überhaupt seriös ist, wenn renommierte Experten (sogar aus Harvard) meinen, solche Ferndiagnosen stellen zu müssen und zweitens, wie zutreffend und sinnvoll solche Ferndiagnosen überhaupt sind. Kann man überhaupt psychologisch zutreffende Ferndiagnosen stellen, wenn der Patient nie bei einem auf der Couch saß? Was meint ihr dazu? Ist da was wahres dran oder soll Trump nur diffamiert und disqualifiziert werden ohne, dass er überhaupt vereidigt worden ist?
Ich glaube kaum, dass jemand der Meinung ist, dass es überhaupt möglich sein kann, eine Ferndiagnose zu stellen. Und die "Experten" können kaum seriös sein, denn sonst würden sie ihren Namen nicht dafür hergeben, mit so einer Meinung in einer Zeitung zu stehen.
Zum einen ist im Wahlkampf auch viel Show. Wie will man also unterscheiden, was davon echt und was gespielt ist? Und wenn man sich mal wichtige (oder vermeintlich wichtige) Politiker und Persönlichkeiten anschaut, welche im Rampenlicht stehen: wie viele davon wirken denn bitte "normal"? Den einen werden Alkohol- und Drogensüchte unterstellt, der nächste ist süchtig nach Schönheits-Operationen, wieder der nächste benimmt sich zu divenhaft und Trump ist eben angeblich ein Narzist.
Wobei ich sagen muss, dass man einfach eine gewisse Persönlichkeit mitbringen muss, um dem Druck im öffentlichen Leben zu stehen, überhaupt stand halten zu können. Ich würde nicht wollen, dass man meine Familie durch den Kakao zieht und jeden meiner Schritte genau verfolgt. Aber das gilt doch nicht nur für Trump. Darauf "steht" doch Clinton dann genauso wie Merkel und andere Politiker (Schauspieler, Sänger usw.). Wenn ich für so ein Amt kandidiere, dann weiß ich auch, was da auf mich zukommt.
Traurig, dass dann irgendwelche "Psychologen und Psychiater" meinen, dass sie die Person kennen, nur weil sie sie mal im Fernsehen gesehen haben. Um eine solche Diagnose stellen zu können, ist eine umfangreiche Untersuchung notwendig und diese werden sie kaum durchgezogen haben.
Kaum ein ernstzunehmender Psychologe wir eine Ferndiagnose für sinnvoll erachten. Im, Falle Trumps schon gar nicht, denn woher wollen wir eigentlich wissen, was Wahrheit und was Lüge ist? Um jemanden psychologisch zu begutachten, muss man in die Seele des Menschen eintauchen und das ist sicherlich nur in einer gelösten und vertrauten Atmosphäre möglich. Und in der Fragestellung geht es ja nicht nur um ein psychologisches Gutachten, sondern schon um Dinge, welche die Psychiatrie betreffen. Persönlichkeitsstörungen sind Teil der Psychiatrie, also ein medizinisches Problem. Und kein Arzt wird eine Ferndiagnose wagen.
Man beschreibt Trump als Populisten, sicherlich zu Recht. Aber solche Ferndiagnosen haben Bidzeitungsniveau und sind gleichermaßen populistisch. Also man kann ja einen prominenten Menschen psychologisch bewerten. Es gibt zahllose Bücher, die sich mit Hitlers Psychogramm beschäftigen. Das ist auch durchaus interessant. Es gibt Bücher über das Schachgenie Bobby Fischer. Ein Mensch, der es schafft die Welt zumindest in gewissem Rahmen zu beeinflussen, ist eben interessant, auch psychologisch. Aber hier reden wir von einer medizinischen Diagnose. Und dazu noch von einem Menschen, von dem man noch nicht alles weiß. Ich finde das irgendwie voll daneben, und Begriffe wie Größenwahn verunsichern die Menschen, zumal es sich ja um eine Person handelt, die die Macht dazu hat, unser aller Schicksal maßgeblich zu beeinflussen. Panikmache kann ich dazu nur sagen.
Ich denke, dass man da eher psychologische Vermutungen äußern kann und dies sicherlich keine Fakten sind. Ferndiagnosen werden weder in der Medizin noch Psychologie gestellt werden können. Aber ich denke, dass man am Verhalten eines Menschen durchaus auch schon bestimmte Muster erkennen kann, die vielleicht möglicherweise für die ein oder andere psychische Erkrankung sprechen könnten. Aber eine 100% Diagnose wird auf die Entfernung sicherlich nicht möglich sein.
winny2311 hat geschrieben:Zum einen ist im Wahlkampf auch viel Show. Wie will man also unterscheiden, was davon echt und was gespielt ist?
Das denke ich auch so. Man darf nicht vergessen, dass diese Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, auch das Geld haben und sich die Zeit nehmen, sich couchen zu lassen. Da verhält sich niemand natürlich, es ist alles einstudiert, damit man seriös wirkt und selbstbewusst und was weiß ich noch alles. Man denke nur an die Bundeskanzlerin und die Raute während ihren Auftritten. Das kann mir keiner erzählen, dass die nicht gecoucht worden ist.
Versteht mich nicht falsch, ich verstehe gut, wenn man sich Hilfe sucht, damit man nicht wie ein nervöser Zappelphilipp in der Öffentlichkeit vor zig Kameras steht und sich total lächerlich macht und voll unseriös und dämlich wirkt. Das würde ich auch machen, also mich couchen lassen, damit ich mich nicht blamiere. Aber dann sieht man ja umso mehr, dass nicht alles wahr ist, was da gezeigt wird. Ein bisschen Selbstinszenierung ist ja auch dabei.
Auch würde ich niemals einen angehenden Staats- oder Regierungschef Ernst nehmen können, der wie so eine kleine graue, schüchterne Maus in der Ecke steht und scheinbar mit jedem Augenblick der verstreicht, nervöser wird. Da würde im ganzen Volk doch Massenpanik ausbrechen, wenn so ein "Loser" unsere Werte und Interessen vor anderen - sehr selbstbewusst auftretenden - Staatschefs vertreten soll.
Daher denke ich, dass Trumps Auftritt sehr viel Werbung ist. Er wollte sehr selbstbewusst wirken wie einer, der weiß wo es lang geht und der alles unter Kontrolle hat. Dass er den Leuten auch Glauben machen muss, dass man ihn braucht als Anführer, sollte ja wohl logisch sein. Aber da gleich Narzissmus hinein zu interpretieren gerade über Ferndiagnose ohne die Person richtig zu kennen finde ich äußerst fragwürdig und unseriös. Für mich ist das nur clevere Selbstvermarktung, sonst nichts.
Zum einen dürfen Ferndiagnosen gar nicht gestellt werden und zum anderen weiß man darüber sicherlich nicht alles. Ich würde das ganze jedenfalls anzweifeln und auch nicht als Experten bezeichnen, der dazu ein öffentliches Feedback abgibt und damit hausieren geht, dass er doch eine Therapie bräuchte.
Schaut euch doch hier mal im Forum um was hier für Hobbypsychologen unterwegs sind, die direkt hier eine Störung, da eine Überforderungen und einen Angstzustand diagnostizieren der dringend behandelt werden muss. Das an Stellen die komplett unangebracht sind, wesentliche Informationen fehlen und man die andere Person noch nie live vor sich hat sitzen sehen. Und das hier sind sicherlich keine Experten die nicht einmal eine Ausbildung oder ein Studium in dieser Fachrichtung genossen haben ihren Mund aufmachen und Empfehlungen aussprechen. Etwas anderes ist das auch nicht.
Ich bin da ja auch immer sehr kritisch, vor allem wenn etwas für eine Zeitung oder Webseite geschrieben wird und einen mehr oder weniger unterhaltsamen Charakter haben soll.
Aber andererseits muss man auch sehen, dass man von jemandem, der über einen sehr langen Zeitraum hinweg sehr regelmäßig in den Medien präsent war, wahrscheinlich wesentlich mehr weiß als von einem Patienten, den man zehn, zwanzig Stunden lang in seiner Praxis vor sich sitzen hatte.
Außerdem gibt es genug Gutachten, die vor Gericht verwendet werden, und die basierend auf Akten, Protokollen und so weiter erstellt werden und nicht, weil sich ein Psychologe persönlich mit einem Angeklagten über einen längeren Zeitraum hinweg unterhalten hat. Wo ist da der Unterschied? Warum werden solche Gutachten nicht als "unseriös" bezeichnet sondern als Beweis zugelassen?
Ich habe mir vor Jahren mal das Computerprogramm angeschaut, mit dem man Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert, und da sind tatsächlich viele Fragen dabei, die sich auf Verhaltensweisen und beobachtetes Verhalten beziehen und gerade nicht auf das, was Patienten dem Psychologen gegenüber äußern. Wenn man sich die Merkmale von gewissen Persönlichkeitsstörungen mal genauer anschaut macht diese Vorgehensweise sehr viel Sinn.
Ich verstehe schon, wie die Kritik hier gemeint ist, aber ich gebe da Nelchen eher recht, es ist ja letztlich keine Diagnose, sondern eine geäußerte Vermutung und das darf sicher jeder, zumal die erwähnten Psychiater renommierte Fachleute sind und keine Absolventen vom VHS-Kurs. Und bei Herrn Trump eine narzisstische Persönlichkeitsstörung zu mutmaßen, ist für einen Psychologen vermutlich ähnlich anspruchsvoll wie es für einen Chirurgen sein dürfte, schon im Vorbeigehen einen offenen Bruch zu erkennen. Manche Sachen springen einem ins Auge.
Um mal bei dem Beispiel mit dem Arzt und dem Bruch zu bleiben: Angenommen ein Mediziner würde bei den olympischen Spielen einen Unfall beobachten, wo der Patient sich schreiend das Bein hält, an dem der Knochen herausragt, um anschließend einen offenen Bruch zu konstatieren, würde wohl keiner über mangelnde Untersuchung oder Begutachtung lamentieren. Genauso ist auch Psychologie kein geheimnisvolles Hexenwerk, sondern folgt in der Diagnostik klar umrissenen Kriterien.
Wie Cloudy schon sagte, dazu bedarf es nicht mal eines direkten Kontakts zwischen dem Gutachter und dem zu beurteilenden Patienten. Dass in diesem speziellen Fall das nach außen Gezeigte nur eine künstlich aufgesetzte Maske ist, glaube ich nicht, da wäre er aber auch schlecht beraten, wenn er das Bild eines nicht gerade integeren und gesunden Menschen repräsentiert. Ob er ein Coaching hatte, weiß ich nicht, aber wenn, war es doch sehr schlecht, denn seine Impulse kann der Mann bekanntermaßen ja nun gar nicht kontrollieren. Bzw. macht diese mangelnde Impuls-Kontrolle jedes Coaching überflüssig, denn auf Dauer ist es nicht umsetzbar.
Ich finde schon, dass man gerade in der Psychologie, wo Diagnosen basierend auf den Aussagen eines Patienten getroffen werden, Ferndiagnosen vornehmen kann. Denn die meisten psychischen Störungen werden ja anhand dessen getroffen, was der Patient aufgrund einer Befragung durch den Psychologen erzählt. Das könnte man auch schriftlich oder per Telefon machen. Das mag dann zwar nicht hinreichend für eine durch die Krankenkasse bezahlte Behandlung sein, aber ausreichend um sich ein Bild zu machen ist es schon.
Zudem stimmt es auch, dass viele Entscheidungen nur nach Aktenlage getroffen werden, sodass jemand eine Person anhand von Unterlagen einschätzt. Die Rentenversicherungen schätzen beispielsweise anhand von Unterlagen ein, ob jemand eine Reha bekommen soll oder nicht. Man kann schon viel aus Beschreibungen entnehmen, wenn auch nicht alles.
Nun ist es aber so, dass bei dem neuen US-Präsidenten kein psychologisches Interview stattgefunden hat, sondern jemand hat dessen Selbstdarstellung in den Medien überprüft. Und ich denke, Trump mag sich so wie er ist und er hat ja damit Erfolg, schließlich wurde er zum mächtigsten Mann der Welt gewählt. Eine psychische Störung kann man da streng genommen gar nicht annehmen, denn eine Störung ist nur dann eine Störung, wenn sie stört oder andere gefährdet. Das ist bei allen psychischen Diagnosen die wesentliche Bedingung - entweder man gefährdet sich selbst, andere oder man stört sich an den „Symptomen“. Ein Narzisst könnte sich etwa auch niedergeschlagen fühlen oder merken, dass er nicht gut ankommt. Aber das scheint hier nicht der Fall zu sein. Insofern dürfte man streng genommen nicht von einer Persönlichkeitsstörung sprechen, wenn jemand damit keine Probleme im Leben hat.
Meinungen äußern kann man immer und im Notfall ist es besser jemanden an einen Fachmann zu verweisen, von Ferndiagnosen halte ich aber auch eher wenig, gerade auch wenn sie solche in der Öffentlichkeit stehenden Personen betreffen. Das sollte man nicht mal eben so dahin sagen, weil es durchaus Einfluss hat. Ein wirklicher Experte würde dies aber auch nicht tun. Immerhin ist dem bewusst, dass da auch jede Menge Show dabei ist und Herr Trump privat ganz anders sein kann.
Natürlich könnte man von diesem nach außen hin dargestellten Bild auf narzisstische Züge schließen, das kann auch ein Laie, aber das ist zu ungenau, unprofessionell und sollte so von keinem studierten Menschen abgegeben werden, der in diesem Fachgebiet noch Ernst genommen werden möchte.
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