Protestieren gegen den Klimawandel nutzlos?

vom 08.04.2019, 12:13 Uhr

Ja, das Interesse für Umweltschutz hört häufig da auf, wo die eigene Bequemlichkeit beginnt. Anders kann ich mir die ganzen blödsinnigen "Klimawandel hat es schon immer gegeben" Argument nicht erklären.

Selbst wenn es berechtigte wissenschaftliche Zweifel am von Menschen verursachten Klimawandel geben würde - was nicht der Fall ist - wäre es doch wesentlich sicherer auf den Teil der Wissenschaftler zu hören, die keine Zweifel haben. Das schlimmste was in dem Fall passieren könnte wäre, dass man sich umweltfreundlich verhalten hat obwohl das letztendlich keinen Einfluss auf das Klima hatte, und was an umweltfreundlichem Verhalten jetzt so schlimm? Ah richtig, da kommt wieder die Bequemlichkeit ins Spiel.

Ich denke schon, dass es bei den Schülerprotesten Mitläufer gibt, wie halt immer, die die Freistunden wesentlich interessanter finden als das Thema, aber man tut der Bewegung unrecht wenn man seine eigene Bequemlichkeit pauschal auf die protestierenden Schüler projiziert.

Immer wenn ich Interviews sehe oder lese habe ich nämlich den Eindruck, dass die Schüler sehr gut informiert sind. Viele verzichten tatsächlich wenn immer möglich auf das Elterntaxi, viele habe auch ihre Ernährung auf vegetarisch oder vegan umgestellt und meiden Essen in Einwegverpackungen. Viel mehr kann man ja als Schüler nicht machen, weil die Eltern natürlich über solche Sachen wie Stromanbieterwechsel entscheiden.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Cloudy24 hat geschrieben:Immer wenn ich Interviews sehe oder lese habe ich nämlich den Eindruck, dass die Schüler sehr gut informiert sind. Viele verzichten tatsächlich wenn immer möglich auf das Elterntaxi, viele habe auch ihre Ernährung auf vegetarisch oder vegan umgestellt und meiden Essen in Einwegverpackungen. Viel mehr kann man ja als Schüler nicht machen, weil die Eltern natürlich über solche Sachen wie Stromanbieterwechsel entscheiden.

Klar, dass die Schüler, die interviewt werden nicht sagen, dass sie grade von Mama oder Papa mit dem Auto gebracht wurden. Sie sagen auch nicht, dass sie mit dem Flieger in Urlaub oder auf Klassen- bzw. Studienenfahrt fliegen. Sie sagen auch nicht, dass sie nach der Demo nach Mc Donald gehen. Sie sagen auch nicht, dass sie froh sind nicht in die Schule zu müssen an diesem Tag der Demo. Klar sind sie auch informiert und wissen genau was sie sagen.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Sie sagen auch nicht, dass sie mit dem Flieger in Urlaub oder auf Klassen- bzw. Stufenfahrt fliegen. Sie sagen auch nicht, dass sie nach der Demo nach Mc Donald gehen.

Tun sie das denn? Ich persönlich kenne die Schüler zu wenig, um das wissen oder beurteilen zu können. Du würdest also sagen, dass die demonstrierenden Schüler nach der Demo mehrheitlich zu McDonald's gehen? Das kann natürlich sein, aber ich persönlich weiß nicht über die sonstigen Aktivitäten und Gewohnheiten der Schüler Bescheid. Wurde darüber bereits berichtet?

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



@lascar, ich war in der Kreisstadt an einem der Demotage. Es wurden sehr viele Schüler mit den Autos der Eltern gebracht. Ein Aufgebot von Fahrzeugen war auf den Parkplätzen und rund um den Treffpunkt der Demonstranten war kein Parkplatz mehr zu finden. Schon am Treffpunkt haben die Schüler "Coffee to go Becher" in der Hand und das nicht nur Mehrwegbecher. Ich kenne einige der Schüler, die im Gymnasium in einem Stadtteil sind und ich weiß, dass die achten Klassen jedes Jahr in die Partnerstädte fliegen. Und das auch dieses Jahr und aus den achten Klassen haben fast alle demonstriert.

Wenn man die Schüler wirklich ernst nimmt und glaubt, was die sagen, dann dürften in diesem Jahr ja die Flieger im Sommer leer sein oder die Eltern fliegen alleine. Aber das glaube ich weniger. Bisher hat sich noch kein Reiseunternehmen beschwert, dass weniger Buchungen deswegen sind. Denn auf den Sommerurlaub will keiner der Schüler und Schülerinnen verzichten, wenn Mama und Papa zahlt. Warten wir es ab und schauen mal genauer hin, was die Schüler außerhalb der Demos machen.

Ich wohne hier in Blickweite auf eine Realschule und eine Hauptschule. Die Schüler schmeißen Müll nicht mal in die Mülltonnen, die auf dem Schulweg sind, sondern Chipstüten werden bewusst in eine Hecke gedrückt. Zigarettenkippen, obwohl sie gesetzlich nicht rauchen dürfen werden auf die Straße geschnippt. Und einige dieser Schüler sind bei den Demos dabei. Besser als Schule (O-Ton von einer Gruppe von Schülern, die sich vor meinem Fenster unterhielten). Da muss man keine Berichte aus den Medien holen. Da muss man selbst nur Augen und Ohren aufhalten.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke, dann wäre es sinnvoll, die Schüler auf diese Widersprüche in konkreten Gesprächen aufmerksam zu machen. Vielleicht nehmen sie diese selbst noch gar nicht so deutlich wahr. Auch die Eltern könnte man mal zu diesem Thema interviewen und sie fragen, ob es wirklich nötig ist, die Kinder überall mit dem Auto herumzufahren.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Klar, dass die Schüler, die interviewt werden nicht sagen, dass sie grade von Mama oder Papa mit dem Auto gebracht wurden. Sie sagen auch nicht, dass sie mit dem Flieger in Urlaub oder auf Klassen- bzw. Stufenfahrt fliegen. Sie sagen auch nicht, dass sie nach der Demo nach Mc Donald gehen. Sie sagen auch nicht, dass sie froh sind nicht in die Schule zu müssen an diesem Tag der Demo. Klar sind sie auch informiert und wissen genau was sie sagen.

Ich weiß ja nicht ab welchem Alter man so zynisch wird, dass man Jugendliche pauschal verurteilt und ihnen unterstellt, dass sie eh nur lügen, aber ich hoffe ich bin davon noch sehr weit entfernt. Wenn mir jemand sagt, dass er Veganer ist dann glaube ich das und unterstelle der Person nicht, dass sie heimlich zu McDonalds geht. Nur weil man sich das selber für sein Leben nicht vorstellen kann heißt das nicht, dass es andere nicht durchziehen können.

Und ich finde es immer wieder amüsant, dass sich Leute lieber über protestierende Schüler aufregen und verzweifelt versuchen diese zu diskreditieren anstatt sich mit dem zu befassen für das sie demonstrieren. Aber das ist natürlich viel bequemer und wahrscheinlich auch einfacher zu verstehen.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


@Cloudy, ich unterstelle das nicht den Jugendlichen, sondern den Leuten, die im Fernsehen interviewt werden. Sagen sie was anderes, wird es nicht ausgestrahlt. Ganz einfach. Das ist Manipulation der Medien. Und die Schüler sind nicht heimlich nach Mc Donald gegangen. Einige (nicht alle) sind danach hingegangen. Sogar die Schilder haben sie vor die Türe gestellt.

Ich würde die Schüler ernst nehmen, wenn diese in der Freizeit demonstrieren und nicht in der Schulzeit und ich würde sie auch ernst nehmen, wenn ich nicht so viele Schüler, die mit demonstriert haben kenne durch die Eltern und diese es selbst nicht ernst nehmen und froh über einen freien Tag sind. Aber es ist ja jedem selbst überlassen, was er von der ganzen Sache hält. Ich halte da nichts von. Zumindest nicht so, wie es läuft.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Aber es ist ja jedem selbst überlassen, was er von der ganzen Sache hält.

Denke ich auch. Jeder darf von der Sache halten, was er meint. Und mir geht es am Ende doch so, dass ich die Demonstrationen für Klima- und Umweltschutz positiv sehe. Immerhin wird für ein konstruktives Thema demonstriert, das die zukünftige Verbesserung unserer Lebensumstände zum Inhalt hat. Die von Dir genannten Widersprüche im Verhalten kann man ja wie gesagt ansprechen und thematisieren.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Aber es haben doch bezüglich der Frage nach Engagement oder Schwänzen beide Seiten recht. Es gibt so viele Schüler, dass man nicht sagen kann, dass alle auf dieser oder jener Seite stehen, dass (fast) alle schwänzen oder fast alle hinter der Sache stehen. Ich habe keine validen Zahlen, gehe aber davon aus, dass es für beide Lager einen hohen Anteil geben wird. Aus eigener Erfahrung in meiner Schulzeit und auch von Beobachtungen auf Bildern, wo fast nur die Mädchen da waren, während die Jungs wer weiß wo rum hingen, weiß ich, dass vermutlich vorsichtig geschätzt die Hälfte einfach schwänzen will.

Das bedeutet umgekehrt natürlich, dass sich ein anderer, vielleicht annähernd gleich großer Teil sehr wohl ernsthafte Gedanken um die Umwelt macht und vielleicht auch den eigenen Lebensstil dahingehend umgestellt hat. Ob die Proteste jetzt nutzlos sind, trotz vieler Schwänzer? Natürlich nicht! Der Nutzen ist doch auf vielen Ebenen gegeben. Alleine dass das Thema dadurch in den Medien eine große Aufmerksamkeit erfährt ist nützlich. Umso mehr Klimawandel im Alltag eine Rolle spielt, umso mehr Leute werden für das Thema sensibilisiert.

Und wer weiß, ob so eine Bewegung nicht auch einen Einfluss auf die Politik hat, die es sich ganz sicher nicht mit den Wählern von Morgen verscherzen will. Abgesehen von der Behauptung, Deutschland alleine könne ja nicht die Welt retten, darf man auch nicht vergessen, dass es eine Bewegung ist, die in vielen westlichen Ländern ein Standbein hat.

» Verbena » Beiträge: 4951 » Talkpoints: 4,78 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:@Cloudy, ich unterstelle das nicht den Jugendlichen, sondern den Leuten, die im Fernsehen interviewt werden. Sagen sie was anderes, wird es nicht ausgestrahlt. Ganz einfach. Das ist Manipulation der Medien.

Ich denke das läuft eher umgekehrt. Die Jugendlichen, die das Ganze nur als zusätzliche Freistunden verstehen, werden um Reporter und Kameras wohl eher einen großen Bogen machen. So schlau sind die dann doch. Und die Jugendlichen, die die Zusammenhänge zwischen C02 Emissionen und Lebensmittelindustrie verstehen haben das Zeug sicher nicht gelernt um "nach Mc Donald" zu gehen.

Und was für eine "Manipulation der Medien"? Wer sind denn "die Medien"? Es gibt in der Medienlandschaft ganz unterschiedliche Meinungen und politische Interessen, falls du das noch nicht bemerkt hast. Für den Springer Verlag und alles was rechts davon ist währen Schüler, die "nach Mc Donald" gehen ein gefundenes Fressen.

Ich würde die Schüler ernst nehmen, wenn diese in der Freizeit demonstrieren

Ja genau. Und die Angestellten, die für höhere Löhne streiken, sollen das doch bitte auch alle in ihrer Freizeit machen, weil man sie ja dann viel ernster nehmen würde und sie dadurch viel mehr Lohn bekommen würden. Ist klar. :lol:
froh über einen freien Tag sind.

Auch hier hast du einen Denkfehler. Das mit dem freien Tag funktioniert höchstens beim Sportunterricht, aber dann auch nur wenn an dem Tag nicht irgendwelche Regeln durchgenommen werden, die später prüfungsrelevant sind. In allen anderen Fächern muss man den Stoff zwangsläufig nachholen wenn man auf dem Laufenden bleiben will. Und was hast du mit einem freien Freitag gewonnen wenn du dafür den Samstag oder Sonntag mit deinen Schulbüchern verbringen darfst? Die Schulen hier halten sich jedenfalls weiterhin an den Lehrplan, egal wie viele Schüler Freitags anwesend sind.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^