Produzieren Kunsthochschulen nur Arbeitslose?
Ich habe neulich in einem Artikel den Satz gelesen, dass Kunsthochschulen in der Regel potentielle Arbeitslose ausbilden würden, weil nur ein sehr geringer Prozentsatz nach dem Studium überhaupt künstlerisch tätig sein könnte und von dieser Arbeit auch noch leben könnte.
Die meisten Künstler müssten nebenher zig Nebenjobs haben, um sich über Wasser zu halten, wenn sie denn überhaupt in der Kunstwelt Fuß fassen würden. Dabei würden weder Talent noch Bestnoten eine Rolle spielen, weil es einzig und allein auf die passenden Kontakte ankäme und die hätte leider nicht jeder Absolvent bzw. Student einer Kunsthochschule.
Wäre es in dem Fall nicht viel sinnvoller, wenn man die Studentenzahlen deutlich einschränken würde, damit weniger "Arbeitslose" produziert werden? Oder findet ihr das eher unsinnig? Was bewegt Menschen überhaupt dazu, ein Studium zu absolvieren, von dem man hinterher nur in den allerwenigsten Fällen überhaupt leben könnte?
Da es verschiedene Hochschulen mit verschiedenen Ausrichtungen und verschiedenen Angeboten gibt ist das eine ziemlich uninformierte und dumme Bemerkung. Man kann die Berufsaussichten von jemandem, der Malerei oder Kunstgeschichte studiert wohl kaum mit jemandem vergleichen, der Produktdesign studiert oder Kunstpädagogik auf Lehramt.
Und davon abgesehen - es soll ja auch Menschen geben, die bei der Wahl ihres Studienfaches nicht auf potentielle Berufschancen und ein hohes Gehalt schauen sondern sich für ein Fach entscheiden, das sie tatsächlich interessiert. Ich kenne ein paar Leute, die Fächer studiert haben, die alle in die "arbeitslose" Kategorie fallen und die haben heute alle einen guten Job. Nicht immer in dem Bereich, den sie studiert haben, aber es ist heute doch eh normal, dass man mehrmals im Leben eine neue Karriere beginnt.
Ein alter Schulfreund von mir hat zum Beispiel Philosophie und Geschichte studiert und arbeitet heute im IT Bereich. Auf die Frage, ob er sich heute nicht direkt für Informatik einschreiben würde, wenn er noch mal die Wahl hätte, meinte er, auf keinen Fall. Er hat genau das studiert, was ihn schon in der Schulzeit interessiert hat, das hat für ihn mit dem, was er gemacht hat um sein Studium und jetzt sein Leben zu finanzieren, nicht unbedingt etwas zu tun.
Wer im Kunststudium Talent zeigt, produziert nicht automatisch Werke, die dem aktuellen Modegeschmack entsprechen. Das muss er auch nicht, denn Kunst soll doch nicht den Mainstream bedienen. Wer Glück hat, wird bekannt. Trotzdem ist auch brotlose Kunst nicht unwichtig.
Die Versicherten in der Künstlersozialkasse, die sich der bildenden Kunst verschrieben haben, verdienen im Schnitt 15.000 Euro pro Jahr. Musiker sind noch schlimmer dran, Autoren geht es etwas besser. Soll man deshalb auf Kunst verzichten? Zählt nur noch, was viel einbringen kann? Das ist keine angenehme Aussicht. Auch wenn es natürlich bitter ist, zu denen zu gehören, die noch weit unter dem Schnitt liegen.
Das Gefühl habe ich auch. Aber ich würde die These auch auf Menschen ausweiten, die beispielsweise Germanistik studieren, Literaturwissenschaften, Geschichte und auch Philosophie. Ich will diese Fächer nicht schlecht reden. Im Studium habe ich im Rahmen des Studium Generale auch mal Vorlesungen und Seminare aus diesen Fächern besucht und ich fand es schon spannend. Kunst ist toll und ich betätige mich auch künstlerisch privat. Aber ich denke schon, dass es Sinn eines Studiums ist, damit später arbeiten zu können.
Wie hoch ist wohl der Anteil derjenigen, die tatsächlich in diesen Bereichen arbeiten können, außerhalb des Lehramtes? Beim Lehramt mag es anders sein, gerade weil es ja jetzt einen Lehrermangel geben soll. Aber was ist denn mit denjenigen, die nicht auf Lehramt studieren? Ich kenne noch vom Studium Historiker, Soziologen, Germanisten usw. Von denen hat keiner einen richtigen normalen Job. Die einen sind selbstständig und kommen damit gerade so durch, die anderen hatten einen netten Bekannten, der ihnen einen nicht sehr gut bezahlten aber passablen Job angeboten hat. Einer sitzt im Stadtrat, bekommt dafür Geld, sonst hätte er nichts.
Ist das dann der Lohn dafür, dass man mehrere Jahre studiert hat? Klar, es wird auch ein paar geben, die wirklich arbeiten. Germanisten braucht man meinetwegen in Verlagen oder Kunsthistoriker in Museen. Aber ich habe den Eindruck, dass das nur ein kleiner Teil ist, der dann da tatsächlich unterkommt und der Rest muss sehen, wo er bleibt. Wenn die Leute dann was anderes beruflich machen wollen, brauchen sie aber üblicherweise eine andere Ausbildung oder müssen noch was anderes studieren.
Hier wurde ja das Beispiel genannt, dass jemand dann im Bereich IT gearbeitet hat. Ich nehme mal an, dass er da einfach Talent hatte, aber dass jemand wegen Talent eingestellt wird, ohne dass er eine entsprechende Ausbildung hat, ist schon eher selten, da müssen wir auch mal ehrlich sein. Der hatte dann eben Glück, aber das ist nicht repräsentativ.
Von irgendwas muss man leben und ich fände es zutiefst frustrierend, wenn ich mir die Mühe gemacht hätte, zu studieren und dann hinterher nicht in dem Bereich wirklich arbeiten kann. Man kann natürlich sagen, dass man das Studium nur aus Interesse gewählt hat, nicht um mit dem Fach später einen Job zu finden. Aber irgendwoher muss das Geld kommen und wenn man später was anderes macht, muss man sich dafür auch qualifizieren. Zudem würde ich mal behaupten, dass Studienfächer so angelegt sind, dass sie nicht für Menschen geeignet sind, die das nur aus Interesse machen.
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