Problemzonen durch Kleidung kaschieren oder betonen

Ich denke, dass fast jede Frau ihre Problemzonen hat und auch Männer sehen heutzutage wohl öfter in den Spiegel und sehen Problemzonen. Für Frauen und auch für Männer gibt es genug Kleidung, die diese Problemzonen kaschiert. Manchmal sogar wegdrückt, wie Bauch, Hüfte oder Po. Miederhosen oder Body-Shaper die die Körperteile dahin drücken, wo sie hingehören. Hängepo und dicke Hüften werden damit "schön" verpackt.

Wenn das aber auch nicht hilft, dann nimmt man weite Klamotten oder Klamotten, die andere Körperteile als die Problemzonen betonen und schon kaschiert man mit Oberbekleidung dass, was eben angeblich nicht so schön ist.

Es gibt aber auch Menschen, die finden gerade die Kurven, die nicht jeder hat toll. Die zeigen auch einen Hängebauch, der durch Schwangerschaften entstanden sind. Ja, sie gehen im Sommer sogar Bauchfrei durch die Gegend. Diese Menschen betonen sogar ihre Problemzonen und solche Menschen brauchen anscheinend auch sehr viel Selbstbewusstsein.

Gehört ihr zu den Menschen, die die Problemzonen kaschieren oder betont ihr sie extra? Seid ihr eher der Mensch, dem die Problemzonen egal sind und gar nicht darauf achtet, dass man Speckfalten sieht oder nicht?

Ich denke, dass es gar nicht immer um Selbstbewusstsein geht. Menschen, die etwas verhüllen oder verstecken wird gerne zu wenig Selbstbewusstsein unterstellt und denjenigen, die das nicht tun, denen wird nachgesagt, sie hätten viel Selbstbewusstsein. Aber so finde ich den Begriff nicht richtig verwendet. Selbstbewusstsein heißt, dass man sich selbst mag. Das heißt nicht, dass man sich perfekt findet, sondern dass man keine Bestätigung von außen braucht. Wer viel Selbstbewusstsein hat, der verwirklicht sich selbst und braucht keine Zustimmung von außen. Wer wenig Selbstbewusstsein hat, richtet sich sehr nach anderen oder will es anderen immer recht machen.

Das hat also erstmal gar nicht so viel mit der Kleidung zu tun. Es gibt nämlich auch Menschen, denen ist es egal, wie sie aussehen, die interessieren sich gar nicht für gewisse Normen oder vernachlässigen sich auch. Das ist dann nicht unbedingt eine Sache, die mit Selbstbewusstsein zusammenhängt. Wenn etwa jemand etwa mit völlig fettigen Haaren, nach Alkohol und Zigaretten stinkend und halb versifft draußen herumläuft, dann denkt ja auch keiner "Ah, der hat aber Selbstbewusstsein". Nein, das ist dann ein Zeichen von Vernachlässigung und Absturz.

Ich glaube genauso wenig, dass eine Frau gerne einen faltigen und schwabbeligen Bauch sichtbar vor sich her trägt und diesen mit bauchfreier Kleidung betont. Entweder weiß sie es nicht - das gibts ja auch. Manche sind sich nicht bewusst, dass sie übergewichtig sind, die halten sich für schlank. Oder sie ist eben völlig desinteressiert an ihrem Aussehen.

Kurven sind was anderes. Kurven sind ein runder Po (kein Hänge-Schwabbel-Po) und ein großer Bußen (Kein Hängebusen) und vielleicht ach ein kleines Bäuchlein, aber nicht eines, was hängt. Kurven sind gut proportioniert und nichts, was schwabbelig herumhängt.

Ich weigere mich irgendetwas an meinem Körper und den Körpern von anderen Menschen als "Problemzone" zu bezeichnen. Ich finde dieses Denken total schrecklich - fast jede Frau hat Problemzonen? Fast keine Frau fühlt sich also in ihrem Körper wohl? Ich finde es schon erschreckend, dass man heutzutage anscheinend sehr viel Selbstbewusstsein braucht um zu etwas zu stehen, was völlig normal ist - ein menschlicher Körper, der nicht mit Photoshop bearbeitet wurde.

Meine Auswahl an Kleidung ist jedenfalls nicht von Problemzonendenken beeinflusst. Ich vermeide bauchfreie Tops und kurze Miniröcke nicht, weil ich mir einrede, dass mein Sixpack nicht gut genug trainiert ist oder, dass die Lücke zwischen meinen Oberschenkeln nicht groß genug ist. Mich nerven Kleidungsstücke einfach, bei denen man immer aufpassen muss, wie man sich bewegt oder hinsetzt um nicht seine Unterwäsche Leuten zu zeigen, die sie gar nicht sehen wollen.

Deshalb finde ich die Schlussfolgerung, dass bestimmte Leute aufgrund ihrer Outfits besonders viel oder besonders wenig Selbstbewusstsein haben müssen auch eher fragwürdig.

Ich war ja schwanger und da ist man natürlich auch nicht in perfekter körperlicher Verfassung, wenn das Kind dann auf der Welt ist. Ich hatte dann also zum ersten Mal einen Bauch ohne schwanger zu sein. Diesen kleinen Bauch habe ich aber nicht weiter versteckt. Ich stehe zu mir, meinen Körper und sicherlich fand ich den Bauchansatz nicht toll, aber verstecken muss man das ja auch nicht, wenn man mit sich im Reinen ist.

Generell finde ich es aber auch nicht schön, wenn ganz dicke Frauen ihre Rollen dann noch sehr betonen und sich in sehr enge Kleidung zwängen. Das schaut dann irgendwie auch nicht besonders gut aus. Wobei das jeder selber wissen muss. Alles muss man ja auch nicht kaschieren.

Weder noch. Ich habe keine "Problemzonen", sondern einen ganz normalen menschlichen Körper, der dankenswerterweise gut funktioniert, und nach dem gängigen Schönheitsideal weder besonders attraktiv ist noch als "entstellt" gilt.

Von daher trage ich Kleidung, die mir gefällt und passt, da ich mich am wohlsten fühle, wenn ich mich halbwegs nahtlos ins Straßenbild einfüge, und mit meinem Äußeren weder provozieren noch eine politische oder gesellschaftliche Botschaft verbreiten möchte.

Ich würde es auch nicht als "Kaschieren" bezeichnen, wenn ich mir bei Kleidung einen Schnitt und Stil aussuche, der meiner Figur schmeichelt, eine Farbe, die mir steht, und vor allem die richtige Größe. "Weite Klamotten" finde ich dagegen ganz schrecklich, weil sie meistens nichts "kaschieren", sondern 10 Meter gegen den Wind "Ich hasse meinen Körper!" schreien. Und für mich hat es auch nichts mit "Selbstbewusstsein" zu tun, wenn jemand in knallengen Outfits herumrennt, die jede Speckfalte herauspressen, sondern eher mit: "Ich bin immer noch 14, nur eben schon etwas länger als die meisten!"

Ich finde, dass man kleidungsmäßig am besten fährt, wenn man seinen Körper realistisch einschätzt und weder als Katastrophengebiet mit einer Zeltplane bedeckt noch glaubt, die Welt dadurch zu verbessern, dass man jede Dehnungsnarbe stolz vorführt.