Probleme wenn Tier gut gepflegt, aber nicht geliebt wird?

Ich habe eine ältere Bekannte die vor einiger Zeit ihren Mann verloren hat. Dieser hat leidenschaftlich gerne Schlangen gehalten. Die Frau hat fast alle Schlangen an erfahrene Halter abgegeben oder verkauft. Nur das Lieblingstier des Mannes hat sie gelassen, da sie es nicht übers Herz bringt, es zu verkaufen.

Mit der Pflege des Tieres ist sie auch vertraut und sie sorgt sich um die richtige Temperatur, das Licht und die Nahrung des Tieres. Sie hat auch kein Problem damit die Schlange auf die Hand zu nehmen. Mein Freund meinte allerdings, dass die Bekannte das Tier dennoch nicht behalten sollte. Schließlich mag sie Schlangen nicht und liebt das Tier daher auch nicht.

Ist es für Reptilien wichtig, dass diese von ihrem Halter auch geliebt werden? Oder reicht es vollkommen aus, wenn die Tiere eine artgerechte und professionelle Pflege genießen? Denkt ihr, dass die Frau die Schlange wirklich abgeben sollte, da sie sie zwar gut versorgen kann aber nicht liebt?

Bei Hunden und Katzen würde ich das ja durchaus auch so sehen. Da steht dann halt die Frage im Raum, ob die gute Versorgung beispielsweise auch Streicheleinheiten beinhalten oder ob das dann wegen der mangelnden Liebe wegfallen würde.

Aber bei Reptilien? Genießen die es überhaupt, aus dem Terrarium genommen zu werden? Woran merken Reptilien wohl, dass sie geliebt werden?

Ich habe beispielsweise zwei Kaninchen, die ich aber vollkommen in Ruhe lasse. Ich versorge sie gut, gebe ihnen jeden Tag viel frisches Futter, mache das Gehege sauber, bringe sie zum Tierarzt. Darüber hinaus mache ich aber gar nichts. Kaninchen mögen es nicht, auf den Arm genommen zu werden. Ich würde ihnen also keinen Gefallen damit tun.

Im Gegensatz zu meinem Hund und meinen Katzen. Die wären stinkbeleidigt und unglücklich, wenn ich sie so behandeln würde. Aber ich denke, Reptilien sind da eher wie Kaninchen und der Schlange geht es wunderbar. Sie hat nicht nur das, was sie braucht, sondern es läuft auch genau so, wie sie es auch will. (Unter den Umständen, dass sie nun mal in einem Terrarium gehalten wird und nicht im Dschungel leben darf.)

Ich glaube nicht, dass Schlangen zu den Tieren gehören, die sich unbedingt geliebt und zugeneigt fühlen müssen. Bei einem Hund wäre das vermutlich viel mehr ein Problem als bei einer Schlange. Also so lange sie sich gut und professionell um das Tier kümmert sehe ich da offen gesagt gar keine Probleme.

Ich würde einfach mit dem Tierarzt das Problem besprechen. Wie viel Körperkontakt für eine Schlange notwendig ist, um sie artgerecht zu halten oder Ansprache. Falls der Tierarzt zu der Einschätzung kommt, dass dem Tier absolut nichts fehlt, würde ich auch nicht schnell was ändern. Denn wer gewährleistet denn, dass man derjenige oder diejenige, von dem das Tier übernommen werden würde auch das Tier mehr liebt, als die Witwe, die mit der Schlange zumindest noch die schöne Zeit mit ihrem Partner verbindet. Ein Tiermediziner wird das sicher gut einschätzen können, wie gut es der Schlange geht. Und das wäre mir wichtiger als Meinungen.

Schlangen sind nahezu taub, die benötigen weder Ansprache noch Streicheleinheiten. Wichtig sind optimale Lebensbedingungen und eine adäquate Versorgung. Das hat das Tier. An was sollte es der Schlange fehlen?