Probleme im Job auf eigenen Migrationshintergrund schieben?
Eine Bekannte hat nun ihr Examen gemacht und ist nicht Deutschland geboren. Man hört ein bisschen am Akzent, dass sie eben keine Deutsche ist. Sie meint nun, dass die Deutschen im Job allerdings bevorzugt würden. Sie hätte sich ihren Referendar-Platz nicht selbst aussuchen dürfen und zuerst einen sehr guten Platz zugeteilt bekommen, allerdings wäre ihr dieser wieder genommen worden, weil noch ein Deutscher nachgerückt wäre. So musste sie dann auf eine Eliteschule, bei der die Ansprüche viel höher waren.
Auch beim Examen meinte sie, dass die mündliche Prüfung sehr gut lief und sie zufrieden mit sich war. Sie ist sehr ehrgeizig und selten mit sich zufrieden, daher heißt dies schon was. Nun hat sie aber nur eine 3 bekommen, was sie selbst und auch anderen Lehrkräfte nicht nachvollziehen können. Meine Bekannte meint, dass direkt die Chemie zwischen ihr und den Prüfern nicht gestimmt hätte und sie sicherlich benachteiligt wurde, weil sie eben Migrationshintergrund hätte. In den Ferien wären auch alle anderen Referendare in den Urlaub gefahren, aber sie hätte zu Hause gelernt und sich vorbereitet. Sie möchte gegen die Note nun noch angehen und diese so nicht akzeptieren.
Meint ihr, dass Migranten wirklich schlechter behandelt werden, was die Jobauswahl und Benotung angeht? Ein Freund meint, dass sie sich selbst nur darauf ausruhen würde, dass der Migrationshintergrund schuld sei und das dies gerne als Ausrede genommen würde, wenn eben etwas nicht so lief, wie man es sich vorgestellt hat. Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht?
Das kommt erstens auf die Branche an und zweitens auf den Migrationshintergrund an sich. Es ist ein offenes Geheimnis, dass bestimmte Migrationsgruppen (siehe Osteuropa unter anderem) nicht so gerne gesehen sind. Man hat ja schon zig Tests durchgeführt, wo dann dieselbe Bewerbung einmal mit einem deutschen Namen und einmal mit einem türkischen Namen abgeschickt hat und das Ergebnis war eindeutig, weil die deutsche Bewerbung jedes Mal bevorzugt wurde.
Es gibt aber auch Migrationsgruppen, die sehr gerne gesehen sind wie beispielsweise westliche Staaten. Auch kommt es natürlich auf die Branche an. Bei uns auf Arbeit sind Migranten sehr stark nachgefragt, weil wir Akademiker sind und da spielt das keine Rolle, woher jemand kommt, sondern nur, was er drauf hat. Erst kürzlich habe ich gesehen, dass eine Migrantin mit mittelmäßigem und teilweise schwer zu verstehendem Deutsch bei uns ein Vorstellungsgespräch hatte und meine Chefin möchte die Dame einstellen, weil die fachlich top ist.
Es kommt in der Tat vor, dass Menschen mit einem Migrationshintergrund keine guten Karten in gewissen Branchen haben. Doch hier muss man auch genau auf den Migrationshintergrund achten, weil wirklich nicht jeder das Problem hat und dann kommt es eben auf den Job an, bei uns in der Stadt sogar auf den Nachnamen der Migranten sowie den Chef. Da gibt es einfach himmelweite Unterschiede, sodass es pauschal schwer ist, hier eine Antwort zu liefern, wie ich finde.
Ich gebe mal ein Beispiel. In der KFZ Branche ist es für mich zum Beispiel Alltag, dass dort vorwiegend auch südländische Mitarbeiter sind. Ich möchte jetzt nicht frech werden, aber hier ist auch nur ein HA meist erforderlich und die jungen Burschen haben eben ein gesteigertes Interesse an Autos, sodass die Branche wirklich hier sehr überfüllt ist mit Menschen mit einem Migrationshintergrund. Soll aber kein Nachteil sein.
Eine weitere Branche, das weiß ich aus erster Hand, sind die Security-Firmen als Türsteher usw. Das Problem ist nur, dass hier auch die größten Probleme im Alltag an der Tür in Discotheken aufkommt, aber es ist eben nicht jeder so, aber auch hier sind südländische Mitarbeiter sehr häufig zu sehen und bei uns in meiner Stadt sogar überwiegend. Das führt jedoch immer zu Problemen, weil viele hier Namen wie Mhiri, Semmo, El-Zein und Abouchaker tragen, die Namen verbinden.
Und da kommen wir zum nächsten Punkt. Die genannten Namen sind deutschlandweit als Familienclans bekannt. Selten, dass man jemanden findet, welcher nicht im Clan ist oder dem Gefüge untersteht. Das macht es bei uns in der Stadt z.B schwieriger für die Leute, einen Job zu finden. Wenn es nicht die KFZ-Branche vom Kumpel angestellt oder Security Branche ist, sind viele aus diesen Familienkreisen arbeitslos und beziehen H4.
Ich habe auch zwei neue Arbeitskollegen, die ich mit ins Strichermileu mitgenommen habe. Ich rede wirklich vom Strichermileu, wo es um Männer geht, die sich prostituieren. Sie haben einen Migrationshintergrund und zwar einen muslimischen. Ich habe wirklich gedacht, dass das zu Problemen führen würde, aber sie waren wirklich geil drauf und haben das alles locker gesehen, auch wenn sie durchaus etwas strenger gläubig sind.
Zu Anfang waren sie etwas schwierig mit dem Thema Prostitution von Männern umgegangen und bei Frauen war es etwas lockerer. Doch ich habe sie gebeten, dass sie wirklich genauer zuhören, sich wirklich mal ganz komplett ein neues Bild machen von dem, was sie sonst kennen und hören. Sie haben meinen Rat befolgt und kamen da auf Abgründe, wo einer von den beiden wirklich echt sauer wurde und gerne anders reagiert hätte.
In diesem Streetworkerbereich darf man nicht zimperlich sein. Es ist was anderes, als Kids auf den Straßen zu helfen, Obdachlosen ein Ohr zu schenken usw. Doch auch wir müssen aufnehmen als Arbeitskraft wem wir kriegen und hier achtet niemand darauf, welchen Migrationshintergrund man hat. Wir haben hier eine Rumänin, zwei Muslime (neue und wie lange sie bleiben, keine Ahnung) sowie eine Holländerin und sonst Deutsche oder Deutsche mit Background Finnland etc.
Ich kann mir jedoch vorstellen, dass meine Chefin,die auch die Clans hier kennt, gewisse Namen sofort ablehnen würde und sie nicht einmal zum Vorstellungsgespräch einlädt. Das kann ich mir durchaus vorstellen und so ähnlich wird es wohl auch in Berlin oder anderswo, wo gewisse Migrationshintergründe und Namen Probleme machen sein.
Doch ansonsten glaube ich einfach, dass viele auch Angst haben vor der Mentalität mancher Südländer? Gerade die Herren mögen es nicht, eine Chefin als vorgesetzte zu haben und könnten mal spinnen. So jedenfalls der meiste O-Ton. Während die Frauen vielleicht mal irgendwann Kinder kriegen, weil viele ja gerüchteweise keine anderen Hobbys hätten? Ich glaube, dass dies meist aus Vorurteilen passiert, dass man Migranten ablehnt oder Menschen mit einem Hintergrund.
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