Probier-Phase bei Beziehungen in der Jugend normal?

[Gio]

In diesem Beitrag hier habe ich geschrieben, dass es mich verwundert hat, dass Bekannte von mir noch zusammen sind, weil die ganz jung zusammengekommen sind. Und ich habe in dem Alter nur Probier-Beziehungen gehabt und auch in meinem Bekanntenkreis hatten viele zwar Beziehungen, die hielten aber nicht lange.

Als Antwort hat eine Userin geschrieben, dass solche Probier-Beziehungen wohl modern sind. Aber ich denke, dass es eigentlich nicht darum geht, ob das modern ist, sondern ich glaube fast, dass es ein wesentlicher Entwicklungsschritt ist, dass man in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter einfach mal schnell mit jemandem zusammenkommt, dann aber dann auch schnell wieder auseinander ist, dass man also herumprobiert. Ich glaube, das ist nicht neu.

Ich habe mich etwa auch als ich so zwischen 15 und 20 war, immer wieder in andere verliebt und manchmal schwärmte ich zwei Wochen für jemanden, dann wieder für jemand anderen oder auch für mehrere gleichzeitig, die davon aber nichts wussten. Und genauso war ich auch mal mit jemandem zusammen, der mich schnell nicht mehr interessiert hat, weil mir irgendwas an dem doch nicht gefallen hat und da habe ich wieder für jemand anderen geschwärmt.

Ich denke wirklich, dass das die meisten irgendwie mal durchmachen und erst mit zunehmendem Alter wird man überhaupt fähig für richtige Beziehungen und verliebt sich nicht ständig neu. Hattet ihr auch solche Probier-Beziehungen? Findet ihr es ungewöhnlich, wenn jemand diese Phase nicht durchmacht?

Eine richtige Probier-Phase hatte ich in meiner Jugend nicht gehabt. Mit meinem ersten Freund kam ich mit 17 zusammen, wobei wir auch über zwei Jahre zusammen waren. Mit meinem nächsten Freund war ich dann drei Jahre zusammen. Ich hatte nie vor, mich durchzuprobieren und ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn ich meinen jetzigen Freund schon einige Jahre früher kennen gelernt hätte. Ich hatte eben nie vor, einfach nur aus Spaß mit jemandem zusammen zu kommen oder möglichst viele Erfahrungen zu sammeln, sondern mir ging es schon immer darum, einen Partner fürs Leben zu finden.

Ich kenne viele, die gleich denken wie ich. Drei Bekannte von mir haben erst kürzlich ihre Jugendliebe geheiratet. Es handelte sich bei beiden um ihren ersten Partner und diesen haben sie nun auch geheiratet, ohne je das Gefühl gehabt zu haben, etwas verpasst zu haben. So kommt es mir zumindest vor. Ansonsten kenne ich auch noch viele Paare, die sehr früh mit ihrem Partner zusammen gekommen sind und auch noch mit ihm zusammen sind. So eine Probier-Phase muss eben nicht bei jedem sein.

Ansonsten kenne ich aber auch tatsächlich einige, die so eine Probier-Phase hinter sich haben, wobei das aber fast schon die Minderheit ist. So eine Probier-Phase kommt aber eher im Alter ab 20 vor, wie ich festgestellt habe. Zumindest war das in meinem Freundes-und Bekanntenkreis oft so. Nachdem eine langjährige Beziehung gescheitert ist, wollen sich viele nicht direkt in eine neue Beziehung stürzen, sondern sich erst einmal ein wenig ausprobieren und ihr Single-Dasein genießen. Und das kann man wohl am besten, wenn man eben aus einer langen Beziehung kommt.

Wenn diese Probier-Phasen bei Beziehungen in der Jugend normal sein soll, dann bin ich offensichtlich unnormal. Ich hatte nie das Bedürfnis nur so zu probieren oder so. Ich wusste schon früh, was ich wollte und habe darauf zugearbeitet. So wusste ich schon als Teenager, dass ich irgendwann mal heiraten und eine Familie gründen möchte und jede Beziehung, die ich eingegangen bin, hatte dies auch zum Ziel.

Meine erste Beziehung ist aber leider daran gescheitert, dass sich mein Ex irgendwann zum Workaholic entwickelt hat und ich so nicht weiterleben wollte. Denn er hat nicht nur mich die ganze Zeit vernachlässigt, sondern hätte das auch mit Kindern gemacht und das wollte ich nicht. Bei meinem jetzigen Partner ist das anders.

Ich würde auch nicht sagen, dass man unnormal ist, wenn man keine Probier-Phase hatte, aber ich hatte den Eindruck, dass ich mich aller paar Wochen in meiner Jugend in wen anderes verliebt habe und ich wollte auch eigentlich nicht mehr als Flirten und Kuscheln. Das scheiterte also auch ein wenig am Können, denn ich konnte es nicht unterdrücken, dass ich mich ständig neu verliebt habe.

Irgendwie ist das wohl vollkommen unterschiedlich. In meinem direkten Umfeld gab es niemanden, der sich ständig neu verliebt hat oder immer wieder schnell für andere schwärmte. Dort haben Beziehungen in der Regel sehr lange gehalten.

Bei meinem Mann war das ganz anders. Der hatte so eine Phase ebenfalls nicht, aber damit war er in seinem damaligen Umfeld ein echter Exot. Generell haben sich unsere Umgebungen aber gar nicht groß unterschieden, als wir in diesem Alter waren. Wir haben beide ein Gymnasium besucht, der soziale Hintergrund war sehr ähnlich. Daher ist wohl beides nicht ungewöhnlich.

Ich habe durchaus mitbekommen, dass es einige gab, die sich immer wieder neu verliebt haben und sich dann auch wieder voll begeistert haben für jemanden und andere, wie ich auch, wollten eben nur einen Partner haben und da hat das Ganze auch länger gehalten. Ich selber hatte von 14 - 18 eine Beziehung, wobei diese eigentlich nichts war und ich noch nicht wirklich wusste, wie das alles so sein kann.

Es kann immer so und so sein, aber ich finde es auch nicht weiter schlimm, wenn man in der Jugend etwas ausprobiert und sich auch immer wieder neu verliebt. Mit den ganzen Hormonen ist es ja auch nicht so leicht, wenn man mal ehrlich ist.