Praktikant oder Azubi bei Behandlung ohne Zustimmung dabei?
Ich habe es schon erlebt, dass während einer Untersuchung plötzlich die Tür aufging und eine Praktikantin den Raum betrat und sich so hinstellte, dass sie eben der Behandlung zusehen konnte. Mir war das schon irgendwie nicht so recht, denn ich wurde gar nicht gefragt, ob ich denn einverstanden wäre, wenn da noch jemand dazu kommen und zuschauen würde.
Auch bei Auszubildenden ist das schon vorgekommen, dass vorab eben der Patient nicht um Erlaubnis gefragt wurde. Ich finde es jedoch durchaus angebracht, dass man den Patienten vorab fragt. Immerhin ist es manchen unangenehm, wenn doch mehrere im Behandlungsraum sind und eben zuschauen.
Ist es kein Muss, dass der Patient vorher um Erlaubnis gefragt wird, dass ein Praktikant oder Auszubildender zusehen darf? Wird da vielleicht noch zwischen Praktikant und Azubi unterschieden? Würdet ihr euch beschweren, wenn ihr vorab nicht gefragt werden würdet?
Warum muss man alles fragen? In der Regel kann man davon ausgehen, dass in jedem Betrieb ein Auszubildender vorhanden ist und irgendwo müssen diese auch ihre Praxis herbekommen. Würde man jeden Patienten fragen und die Erlaubnis einholen, dann würde der Auszubildende vieles gar nicht mitbekommen und können, gerade wenn es eher seltener Natur ist.
Entsprechend nein, man weiß worauf man sich einlässt und wer eine Praxis wählt die an einen Lehrstuhl angeschlossen ist, der muss auch damit rechnen, dass ein Azubi oder ein Arzt im praktischen Semester mal kommt und zuschaut oder die Behandlung übernimmt. Will man das nicht, dann muss man als Patient seinen Mund direkt an der Anmeldung an der Theke aufmachen, ansonsten gilt das als stillschweigende Zustimmung wenn man nichts sagt.
Wenn man das dann nicht möchte, was ist so schwer seinen Mund zu benutzen? Auch wenn man es vorher nicht wusste, da man sich nicht informiert hat kann man doch seinen Mund aufmachen und darum bitten, dass dieser den Raum verlässt wenn man das nicht möchte als Patient. Dagegen wird sich auch kein Arzt sträuben, denn auch dort kann man jederzeit aufstehen und gehen wenn es einem nicht in den Kram passt. Arztwahl ist in Deutschland frei.
Du ganz ehrlich, ich war auch Azubi im medizinischen und würde jeder vorab gefragt und bekaut werden ob er es wollte, dann hätten 90% der Leute nein gesagt. Damit hätte man mich dann auf die Menschheit los gelassen mit der reinen Theorie? Damit kommt man in diesem Bereich nicht weit, die Praxis ist das A und O und nicht das Lehrbuch was man vorher gefressen hat und seinem Kopf auswendig kann, auch noch nach 20 Jahren zu sagen was auf Seite 147 steht. Praxis ersetzt nichts und die bekommt man nicht, wenn man alles fragt im Voraus. Ich bin dankbar, dass ich machen durfte und wem es nicht gepasst hatte, der hat seinen Mund aufgemacht. Denn am Namensschild stand auch die Qualifikation mit Azubi, Praktikant usw.
Ich war auch etwas überrascht, als plötzlich eine junge Dame ins Behandlungszimmer kam und meinem Frauenarzt die Instrumente reichte, mit denen er mich untersuchte. Das hatte ich bei meinen vorherigen Ärzten nie erlebt. Aber das war dann schon in Ordnung so. Zu meinem Arzt habe ich auch kein tiefergehendes Verhältnis. Also der eine Fremde untersuchte mich und die andere Fremde reichte ihm die Instrumente.
Ich sehe das wie Sorae. Ausbildung muss praktisch orientiert sein und daher finde ich es ganz normal, dass da sonst wer mit im Raum ist. Im Krankenhaus laufen bei der Visite ja auch Studenten und weiß der Geier wer sonst noch mit.
Und ich gehe einfach mal davon aus, dass für alle die gleichen Regeln gelten. Also auch ein Auszubildender unterliegt der Schweigepflicht. Und während der Behandlung muss er sich genauso professionell verhalten wie ein Chefarzt. Also keine Witze, keine dummen Sprüche, kein Niesen und Husten in offene Organe, keine Fotos mit dem Smartphone für den Stammtisch etc. Warum sollte ich also unterscheiden?
Klar muss der Auszubildende noch lernen und ein Fauxpas wie die oben genannten, ist wahrscheinlicher als bei einem erfahrenen Arzt. Aber dennoch halte ich das Risiko für verschwindend gering. Und wenn die Behandlung wirklich unangenehm intim ist, wird doch auch für so viel Privatsphäre wir möglich gesorgt oder man fordert sie eben ein. In dem Fall würde das nicht mal mir schwer fallen.
Mal angenommen es gibt lauter Leute wie dich und denen ist es allen irgendwie möglicherweise nicht ganz so recht wenn ein Auszubildender, Praktikant, Student oder ähnliches bei einer Behandlung zuschaut - wie denkst du, bekommen diese Leute dann einen Einblick in die Praxis? Wie bekommen sie praktische Erfahrungen? Würdest du lieber von jemandem behandelt werden, der keine praktische Erfahrung hat weil alle genau wie du keine Lust hatten, dass jemand bei ihrer Behandlung mit dabei war?
Ich habe es schon öfters erlebt, dass bei einer Untersuchung oder Behandlung noch jemand mit dabei war, das ist gerade an einer Uniklinik wohl eher die Regel. Die Leute wurden immer vorgestellt oder haben sich selber vorgestellt und haben sich absolut korrekt verhalten. Was sollte ich denn dagegen haben, wenn ein Student an mir ein Ultraschallgerät ausprobiert? Irgendwie muss er das ja lernen. Und ob ich nun mit ein oder zwei fremden Menschen in einem Raum bin macht doch nun wirklich keinen Unterschied.
Sorae hat geschrieben:Entsprechend nein, man weiß worauf man sich einlässt und wer eine Praxis wählt die an einen Lehrstuhl angeschlossen ist, der muss auch damit rechnen, dass ein Azubi oder ein Arzt im praktischen Semester mal kommt und zuschaut oder die Behandlung übernimmt.
Das sehe ich genauso und stimme voll und ganz zu. Viele Arztpraxen sind als Lehrpraxen tätig, sogar die, die eher ländlich gelegen sind. Da gibt es also kein räumliches Muster in dem Sinne. Ich musste früher bei einem Job in der Evaluation von Blockpraktika von Medizin-Studenten mitarbeiten. Da Medizin-Studenten ja zig Famiulaturen machen müssen um die Praxis zu bekommen, werden diese teilweise in Lehrpraxen abgeleistet.
Dort wurde sich dann teilweise in der Evaluation beschwert, weil man eher ländlichen Praxen zugeteilt worden ist und keiner Praxis in der Stadt, die gut und schnell mit Verkehrsmitteln erreichbar ist. Medizin-Studenten haben so gut wie nie die Wahl, in welche Lehrarztpraxis sie geschickt werden und da das zur Ausbildung dazu gehört, muss man sich eben beugen, wenn man auf die Praxis nicht verzichten möchte.
Daher verstehe ich nicht, wie man so naiv sein kann und einfach annimmt, dass auf dem Land schon keine Praktikanten (oder Azubis) sein werden zumal sogar auf dem Land Azubis vorzufinden sein werden. Mir persönlich ist es lieber, dass ein Azubi, Praktikant oder Medizin-Student so viel Praxis wie möglich hat und auch gut involviert wird als dass er hinterher auf Patienten losgelassen wird nur mit Wissen aus einem Theorie-Buch. Ich hätte absolut kein Problem damit, wenn man bei mir zuschaut, egal worum es geht.
Es ist mir auch ein absolutes Rätsel, wie man einfach stumm dasitzen kann und im Prinzip voraussetzen und erwarten kann, dass fremde Menschen schon die eigenen Gedanken, Bedürfnisse und Wünsche erkennen werden. So eine Einstellung halte ich für ziemlich befremdlich, beschämend und naiv. Klingt ja fast so, als hätte Ramones in ihrer Ponywelt eine Nachbarin.
Also dass der Praktikant einfach reinkommt und sich daneben stellt, das geht in meinen Augen nicht. Der Patient sollte immer zuerst gefragt werden und ich finde es auch in Ordnung, wenn der Patient sagt, dass er nicht möchte, dass der Azubi oder der Praktikant dabei ist, besonders wenn es mal um heiklere Dinge geht oder man sich eher freundschaftlich mit dem Arzt unterhält. Ich habe auch schon Praktikanten und Azubis rausgeschickt, denn schließlich bin ich der Kranke und möchte zum Arzt und habe mich nicht wohlgefühlt.
Ja, Azubis und Praktikanten sollen etwas lernen, aber sie werden oft blauäugig von der MFA oder einer anderen Person ins Zimmer geschickt, so nach dem Motto:" Komm, schau dir das mal an, da lernst du auch mal was." Aber der Patient ist immer noch König und der Arzt wird dir auch keine Vorwürfe machen, wenn du als Patient die dritte Person rausschickst. Mache ich übrigens auch so.
Ich hatte mal eine Person, die wollte partout nicht von Praktikanten oder Azubis behandelt werden. Ich war zu der Zeit selbst als Praktikant mit Namensschild dort in der Praxis unterwegs und bin aber so professionell aufgetreten und habe ihn davon überzeugt, dass ich es schon kann und habe ihm die subkutane Injektion gesetzt und er hat mich sogar gelobt. Dann habe ich ihn darauf hingewiesen, dass ich auch erst noch am Lernen bin und er war richtig baff. Mein Vorgesetzter hat mir aber auch vertraut und hat mich die Injektion alleine machen gelassen, er war nicht zugegen. Aber ich wäre auch nicht sauer gewesen, wenn der Patient mich rausgeschickt hätte, weil er es nicht möchte.
Dass Auszubildende oder Praktikanten einfach so dabei sind, ist für mich völlig in Ordnung. Wie schon geschrieben wurde, müssen sie ja auch praktisch lernen. Oder will man sie erst auf die Menschheit loslassen, wenn die als Fachpersonal gelten? Ich wurde aber zum Beispiel immer gefragt, ob es für mich in Ordnung ist, wenn der Azubi etwas praktisch mit mir anstellt.
Das ist auch in Ordnung so, denn dabei können dieser Person eben auch mal Fehler unterlaufen oder es muss mehr dabei erklärt werden. Das hatte ich vor vielen Jahren mal bei einem Stützverband am Fuß und später auch mal im Krankenhaus bei der OP-Vorbereitung für das EKG. Außerdem dauert es dann öfter mal länger, wenn da ein Azubi ran darf. Aber für mich stellte das kein Problem dar.
Die Leute müssen es ja irgendwie lernen und folglich müssen sie es sich dann auch anschauen. Dennoch finde ich es immer ganz nett, wenn man dann noch mal einen Satz dazu gesagt wird. Ich empfinde es aber nicht als Muss. Ich meine, wenn die dann den ganzen Tag immer wieder zusehen, dann ist so ein Satz auch irgendwann nervig, wenn man ihn immer wieder wiederholt.
Bei meinem Kaiserschnitt war es damals so, dass da Studenten dazu kamen und ich dann eben gefragt wurde, ob die dabei zusehen dürfen und man ihnen etwas nebenbei erklären kann und da habe ich zugestimmt. Letztendlich wurde den dann leise flüsternd Dinge erklärt und gezeigt, wo man beispielsweise wegen der Betäubung ansetzen muss und so weiter. Das fand ich dann auch ganz nett, weil das wäre so eine Situation gewesen, bei der man ja potenziell nervös werden könnte, wenn dann noch mehr Leute dabei sind. Da finde ich es gut, wenn man die Wahl hat, aber bei einer normalen Arztpraxis sehe ich da kein Problem.
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