Praktika in nicht zukunftsträchtigen Bereichen sinnvoll?

vom 26.12.2016, 12:01 Uhr

Ich habe eine Nichte, die wegen der Schule demnächst ein Praktikum absolvieren muss. Sie hat sich daher für ein Praktikum in einem Reisebüro entschieden. Eine andere Nichte hat vor einem Jahr ein Praktikum im nächsten Supermarkt absolviert, was ich auch eher kritisch sehe. Die Tochter einer Nachbarin hat sogar ein Praktikum in einer örtlichen (kleinen) Bäckerei gemacht und war wohl sehr zufrieden damit.

Für mich sind die Berufe von Verkäufer oder im Reisebüro nicht wirklich zukunftsträchtig und ich sehe die Gefahr, dass diese Berufe irgendwann verschwinden werden und aussterben werden. Die Reisebüros bekommen massive Konkurrenz durch die Möglichkeiten des Internets und zumindest hier in der Gegend ist es so, dass schon sehr viele Reisebüros einfach schließen mussten. Auch habe ich einen Cousin, der eine Ausbildung als Reiseverkehrskaufmanns vor vielen Jahren gemacht hat und der hat jetzt umgesattelt und arbeitet in einem Möbelgeschäft, weil man kaum noch Arbeit in Reisebüros findet.

Ich kenne auch einige Fälle, wo dann eben eine Ausbildung in einer Bäckerei abgeschlossen wurde, aber man nicht übernommen wurde, weil kein Geld da war. Diese Menschen arbeiten inzwischen alle in einem ganz anderen Beruf. Auch bei Verkäufern oder Kassiererin sehe ich die Gefahr durch die Automatisierung, Amazon Go und Selbstbedienungskassen, dass man damit nicht wirklich Geld verdienen wird. Wäre es da überhaupt sinnvoll, Praktika zu absolvieren in Berufen, die drohen irgendwann auszusterben? Wie seht ihr das?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Diese Praktika, die man als Schüler in der neunten Klasse machen muss, dienen ja ohnehin nicht wirklich der beruflichen Karriere. Ich war damals 14 Tage in einem Amt - diese Schulpraktika gehen ja zwei Wochen lang. Und ich hatte nie vor, dort zu arbeiten. Aber irgendwas musste man halt machen, weil es so vorgeschrieben war.

Ich denke, dass es ziemlich egal ist, was man in den 14 Tagen macht, weil es das weitere Leben nicht beeinflusst. Ich denke, dass dient eher dazu, dass man mal weiß, wie es ist, zu arbeiten, aber auf die Berufswahl hat das keinen großartigen Einfluss und daher würde ich mir auch nicht so viele Gedanken darüber machen, wo nun dieses eigentlich ziemlich unwichtige Praktikum absolviert wird.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich frage mich auch, was ein Schnupperpraktikum mit der beruflichen Planung zu tun hat. Weil man sich das ganze einmal anschaut, muss man diesen Beruf noch lange nicht ergreifen und eine Ausbildung in dieser machen. Ich musste auch mehrere machen, darunter im Kindergarten als Erzieherin, beim Konditor als Konditorin und als Industriekauffrau bei einem großen Unternehmen. Keinen von diesen Berufen habe ich auch ergriffen, sondern etwas komplett anderes gelernt.

In der Fachoberschule musste ich neben dem Blockunterricht ebenfalls bei Unternehmen als Praktikant arbeiten. Dort war ich der Depp für alles im Marketingunternehmen, und in der Bank war es danach nicht anders. Auch diese beiden Berufe habe ich nicht ergriffen und habe heute einen Job, der mit beiden noch nicht einmal etwas zu tun hat. Die Auswahl war begrenzt und daher habe ich mich für die entschieden, die ich auch gut mit den Verkehrsmitteln erreichen konnte für die Pflichtstunden. Denn etwas anderes war das nicht, Spaß hat es keinen gemacht, gebracht hat es mir auch nichts und das Unternehmen hatte eine billige Arbeitskraft.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Warum soll man denn das Schulpraktikum nicht für etwas nutzen, dass einen einfach einmal interessiert? Wann hat man denn sonst die Chance dazu? Mit war klar, dass ich niemals in einer Pferdeklinik arbeiten möchte. Trotzdem fand ich das Praktikum beim damaligen Tierarzt der Olympiamannschaft total spannend.

Ein guter Freund wollte immer schon Jura studieren. Sein Praktikum in der Neunten hat er als Fluglotse gemacht, weil er das schon immer einmal echt und in Farbe erleben wollte. Das hat zwar mit internationalem Staatenrecht nur sehr peripher zu tun, aber es war spannend für ihn. Vielleicht hätte er auch immer mal einen Bagger bewegen wollen oder Züge steuern. Wann hat man eine bessere Gelegenheit, das mal zu tun, wenn nicht im Schulpraktikum in der Mittelstufe?

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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