Praktika als Hochschulabsolvent nicht mehr möglich?

Eigentlich hatte ich vorgehabt, dieses Jahr meinen Master zu machen, nachdem ich Ende letzten Jahres meinen Bachelor beendet habe. Ich habe jedoch festgestellt, dass ein Master für den Bereich, in dem ich arbeiten möchte, nicht unbedingt notwendig ist. Ich müsste sowieso ein zweijähriges Volontariat machen, bevor ich dann endgültig im Lektorat oder in der Redaktion arbeiten könnte. Bevor man das Volontariat anfängt, muss man jedoch möglichst viel Berufserfahrung in dem Bereich aufweisen, am besten durch ein längeres Praktikum.

Problematisch ist nun jedoch, dass man als Absolvent in dem Bereich überhaupt keine Praktikantenstelle finden kann. Überall steht dabei, dass man noch immatrikuliert sein muss, was ich nun jetzt jedoch nicht mehr bin. Grund dafür soll wohl der Mindestlohn sein. Während Absolventen den Mindestlohn bekommen müssen, ist das bei eingeschrieben Studenten nicht der Fall. Da Studenten billiger sind, werden wohl nur diese genommen.

Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mein Studium sicherlich noch in die Länge gezogen und mir noch ein bis zwei Semester zwischendurch Zeit gelassen, um noch Praktika zwischendurch machen zu können. So bleibt mir nun ja aber quasi nichts anderes übrig, als meinen Master zu machen, nur um dann in der Zeit des Studiums noch ein oder zwei Praktika machen zu können. So zieht sich das Studium aber auch schon wieder in die Länge. Habt ihr auch schon die Erfahrung gemacht, dass man an einer Hochschule immatrikuliert sein muss, um ein Praktikum machen zu können? Was könnte ich in meiner Situation tun?

Für ein Praktikum ist es vollkommen egal, ob du eingeschrieben bist oder nicht. Denn Ausnahmen vom Mindestlohn gelten nur bei nach der Studien- oder Ausbildungsordnung zwingend zu absolvierenden Pflichtpraktika sowie bei freiwilligen Praktika, die nicht länger als 3 Monate dauern.

Damit fallen auch freiwillige Praktika als Student unter den Mindestlohn, wenn sie länger als 3 Monate dauern. Eingeschrieben zu bleiben, hätte deine Situation nicht verändert. Kurzfristige Praktika lohnen sich für Unternehmen weniger, langfristige sind zu teuer, egal ob der Interessent Student ist oder nicht.

Das Problem ist ja, dass bei wirklich allen Praktikantenstellen, die in meinem Bereich liegen, explizit dabei steht, dass man immatrikuliert sein muss. Es steht dabei auch immer dabei, dass man sich nicht bewerben soll, wenn man schon mit dem Studium fertig ist. Meistens steht noch dabei, dass man sich möglichst am Ende des Studiums befinden soll, es aber eben noch nicht abgeschlossen haben. Das betrifft dabei sowohl Praktika, die drei, aber auch Praktika, die sechs Monate gehen.

Für ein Praktikum ist es vollkommen egal, ob du eingeschrieben bist oder nicht. Denn Ausnahmen vom Mindestlohn gelten nur bei nach der Studien- oder Ausbildungsordnung zwingend zu absolvierenden Pflichtpraktika sowie bei freiwilligen Praktika, die nicht länger als 3 Monate dauern. (...) Eingeschrieben zu bleiben, hätte deine Situation nicht verändert.

Ich glaube Prinzessin, dass dein potentieller Praktikumsbetrieb einfach falsch informiert ist und die diese Falschinformationen an dich weiter gegeben haben. Ich gebe cooper75 Recht. Es ist egal, ob man eingeschrieben ist oder nicht, wenn man keine Pflichtpraktika mehr hat, die man machen muss, hat man so gut wie keine Chancen.

Ich habe das vor kurzem mit einer Kommilitonin von mir diskutiert. Wir müssen bei uns auch ein Pflichtpraktikum machen, wobei sie ihres aber schon absolviert hatte. Sie wollte dann noch ein freiwilliges Praktikum machen, auch wenn sie eingeschrieben ist. Leider hatte sie da kaum eine Chance und hat nur Absagen bekommen.

Sie hat sogar schon überlegt, ob sie ihr damaliges Pflichtpraktikum durch einen Trick als "ungültig" erklären lässt, damit das freiwillige Praktikum auch als "Pflichtpraktikum" verkauft werden kann und sie es dadurch absolvieren darf. Leider hatte sie damit keinen Erfolg, das erste Praktikum war bereits vom Prüfungsamt verbucht worden.

Ich habe aber festgestellt, dass nicht gerade wenige Praktikumsbetriebe eine Ahnung vom Mindestlohn haben. Ich habe eine Zusage für ein Pflichtpraktikum bei einer örtlichen Behörde im August bekommen, wobei ich da ständig betonen musste, dass es ein Pflichtpraktikum ist.

Ein Mitarbeiter mit dem ich vor der Bewerbung gesprochen habe und mich sehr gut beraten hat meinte zu mir damals, dass ich eine automatische Absage kriegen würde, wenn ich nicht betonen würde, dass es ein Pflichtpraktikum wäre. Denn auch wenn Zeiten von weniger als 3 Monaten vom Mindestlohn ausgenommen ist, war den Behörden das zu gefährlich und eine Dauer von 6 Wochen wie bei mir hätte da nichts geändert.

Nein, freiwillige Praktika kann man durchaus als Student machen, es gehen nicht nur Pflichtpraktika, wie man beispielsweise hier sieht. Es steht aber explizit da, dass ein Praktikum im Anschluss an ein abgeschlossenes Studium nicht möglich ist. Das steht dabei bei wirklich allen Stellen genau so da. Von daher habe ich gar nicht die Möglichkeit, ein Praktikum zu machen und muss entweder direkt eine Arbeit suchen oder den Master machen, um da ein Praktikum währenddessen machen zu können.

Dass es generell nicht mehr möglich ist, nach dem Abschluss ein Praktikum zu absolvieren, das stimmt einfach nicht. Ich kenne mehrere Bau-Ingenieure, Grafik-Designer und Leute mit einem Abschluss in Germanistik, die morden würden, um nach unzähligen Praktika endlich einen festen Job zu bekommen.

Dann würde ich mir wirklich wünschen, wenigstens an eines der unzähligen Praktika zu bekommen. Ich habe sicherlich schon 200 Stellen durchforstet und 30 Bewerbungen geschrieben und nur Absagen bekommen, mit der Begründung, dass nur Studenten gewollt werden.