Potenziellen Partner beim Date nach Erbkrankheiten fragen?
Ich finde es ja nicht gerade schön, wenn man beim Daten zu intime Fragen stellt. In einer kurzen Diskussion habe ich neulich mitbekommen, dass eine Arbeitskollegin ihren potenziellen Partner beim Date danach gefragt hat, ob es bei ihm in der Familie Erbkrankheiten geben würde.
Für mich ist so eine Frage, wenn man noch nicht zusammen ist schon eine Unverschämtheit, gerade bei einem Date könnte das auch sehr auf die Stimmung drücken. Was meint ihr dazu? Würdet ihr das fragen?
Meiner Meinung nach ist das nicht unbedingt ein Stimmungskiller, weil es um eine unschöne Sache, um Krankheiten geht. Sondern weil es zeigt, was für den Fragenden wichtig ist. Er zeigt damit, dass er alle möglichen Schwächen akzeptieren würde, solange nur die Gene stimmen. Vielleicht mag er den anderen also gar nicht so besonders, will aber wegen des Mangels an Erbkrankheiten ein zweites Date. Andersherum würde der Fragende vielleicht sofort aufstehen und gehen, obwohl man sich prächtig versteht.
Man offenbart mit dieser Frage einfach Prioritäten, die bei einem ersten Date nichts zu suchen haben. Man sollte sich doch erst mal kennenlernen und schauen, ob man sich zwischenmenschlich mag und nicht gleich die Gene zwecks einer potentiellen Fortpflanzung abchecken. Denn in einer Beziehung geht es nicht nur um die Zeugung gesunder Kinder, sondern man muss es vor allem jeden Tag miteinander aushalten können.
Zumindest sehen das die meisten Menschen so und daher würde man die meisten Menschen mit dieser Frage abschrecken. Und so bekommt man weder einen Partner noch Kinder.
Ich meine, dass man einem potentiellen Partner bei einem Date nicht eine solche Frage stellen darf, ich finde das schon etwas frech. Das würde ich ganz bestimmt nicht tun. Wenn man sich etwas besser kennt, kommt vielleicht das Gespräch von ganz alleine darauf und man kann reagieren.
Aber sofort eine solche Frage zu stellen, kann unter Umständen sehr peinlich sein für den potentiellen Partner. Es könnte ja auch sein, dass tatsächlich in der Familie jemand erkrankt ist und eine Erbkrankheit grassiert. Das wird man im Laufe der Partnerschaft dann merken.
Ich würde eher Fragen stellen, die das Zusammenleben und die Beziehung direkt betreffen. So habe ich beim ersten Date beispielsweise gerne gefragt, wie der potentielle Partner über Kinder allgemein denkt und wie er über Hochzeit und Scheidung denkt. Ich wollte damit einfach wissen, ob er (beim Thema Scheidung jetzt) die Flinte schnell mal ins Korn wirft oder ob er eher ein Mensch ist, der ausdauernd ist und sich wirklich bemühen würde, dass eine Beziehung funktioniert.
Ich habe auch schon Exemplare getroffen, die wegen Kleinigkeiten die Scheidung einreichen würden und auf solche Partner hätte ich persönlich keine Lust. Ich finde, gerade was die Einstellungen angeht, sollte man schon auf einer Wellenlänge sein.
Solche Themen wie Kinder (ja oder nein) oder Religiosität (kirchliche Trauung oder Kindstaufe) die betreffen ja auch die Beziehung zu dem potentiellen Partner direkt, während die Erbkrankheiten ja nichts mit der Qualität der Beziehung zu tun haben.
Ich persönlich wüsste schon gerne vorher, ob ich jetzt bei einem Partner auf übermäßigen Aberglauben oder Religiosität Rücksicht nehmen muss, weil man damit eben auch tagtäglich leben müsste. Erbkrankheiten sind in meinen Augen beim Kennenlernen eher nebensächlich und das kann man auch während der Partnerschaft früh genug herausfinden.
Man sollte in meinen Augen eine Beziehung eingehen, weil die Chemie stimmt und man eben auf einer Wellenlänge ist und die wichtigsten Werte und Ansichten miteinander teilt und nicht wegen dem vermeintlich perfekten Genpool. Was bringt mir das, wenn die Gene stimmen, aber man ansonsten überhaupt nicht zusammenpasst? Eigentlich überhaupt nichts.
Ich finde solche Fragen auch absolut dreist und völlig unpassend, wenn man in der Kennenlernphase ist. Was kommt denn als Nächstes? Soll man den anderen dann auch noch fragen, ob es in seiner Familie schon öfter zu Fehlgeburten gekommen ist und wie hoch das Sterbealter der Familienmitglieder im Schnitt war?
Wenn man den perfekten Partner will, der keine Fehler und Makel hat, aus einer völlig gesunden Familie kommt, keine Brille braucht und wunderschöne, intelligente Kinder zur Welt bekommen wird, kann man das ja machen, aber ich denke, dass die meisten Menschen nicht danach aus sind, sondern eher nach einem Partner suchen, mit dem sie sich verstehen, der gut zu ihnen passt und in den sie sich eben verlieben.
Abgesehen davon ist niemand perfekt. Auch wenn es keine Erbkrankheiten gibt, so hat der Partner vielleicht irgendwelche anderen Makel, über die man letztendlich nicht hinwegsehen kann und die dann dafür ein Grund sind, weshalb man nicht mit ihm zusammenbleiben wird und keine gemeinsamen Kinder zeugt. Und nur weil einer keine Erbkrankheiten in der Familie vorweisen kann, heißt das doch nicht, dass trotzdem nicht irgendwann irgendwie etwas passieren kann oder dass der Partner überhaupt dazu in der Lage ist, Kinder zu zeugen. Das kann man vorher doch auch nicht unbedingt wissen. Will man da vorher auch irgendwelche Tests machen?
Ich frage mich auch, ob es hierbei eigentlich um die Kinder geht, die man gemeinsam haben könnte und die noch gar nicht existieren oder darum, dass man keine Lust hat, dass der Partner irgendwann erkrankt und man ihn im schlimmsten Falle auch noch pflegen muss oder eben einen kranken Partner an der Backe hat.
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