Posttraumatische Verbitterungsstörung durch Ungerechtigkeit

vom 05.10.2018, 19:57 Uhr

Ich habe heute das erste Mal von einer posttraumatischen Verbitterungsstörung gelesen, an die man leiden kann, wenn man ständig ungerecht behandelt wird oder auch ungerechtfertigt kritisiert wird. Das Gehirn kramt solche Verletzungen wohl immer wieder hervor und dies nimmt der Körper dann einem sehr übel. Er reagiert mit Hoffnungslosigkeit und Aggressionen. Man fühlt sich nicht mehr wertgeschätzt und nicht mehr verstanden.

Könnt ihr sowas verstehen oder denkt ihr, dass wieder einmal eine psychische Störung "erfunden" wurde um Verhalten zu entschuldigen? Merken manche Menschen einfach auch nicht, dass sie mit Ungerechtigkeit und ungerechtfertigter Kritik jemanden verletzen? Denkt ihr, dass so eine Verbitterungsstörung zu einem echten Problem bei einem Menschen werden kann?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Ich habe heute das erste Mal von einer posttraumatischen Verbitterungsstörung gelesen, an die man leiden kann, wenn man ständig ungerecht behandelt wird oder auch ungerechtfertigt kritisiert wird.

Stellt sich die Frage, ob das dann wirklich die Realität ist oder nur die subjektive Wahrnehmung. Ich kenne auch Menschen, die sich ständig ungerecht behandelt fühlen, aber wenn man sich das als Außenstehender anschaut, dann stellt man fest, dass das nicht der Fall ist. Ich war auch schon Zeugin von Situationen, die ich eher als neutral empfunden habe und trotzdem hat sich jemand ungerecht behandelt gefühlt. Wichtig ist doch nur, was das Gehirn des Betroffenen denkt und nicht, was wirklich passiert ist. Oft werden Sachen überinterpretiert und dann so ausgelegt, wie es einem selbst passt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Es liegt sicher im Auge des Betrachters. Manche sind ja wirklich sehr empfindlich und fühlen sich schnell oder wirklich dauernd ungerecht behandelt. Da könnte ich mir schon vorstellen, dass daraus irgendwann so eine Verbitterungsstörung werden kann. Es kommt ja immer darauf an, wie jemand mit Kritik oder Ungerechtigkeit umgeht. Natürlich wird auch das Umfeld dazu beitragen. Wenn jemand eine Person immer nur kritisiert, ist das sicherlich irgendwann problematisch.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ob und inwiefern es sinnvoll ist, psychische Erkrankungen und Störungen immer noch feiner zu differenzieren, mögen andere beurteilen, die von der Materie - anders als ich - tatsächlich Ahnung haben. Es hängt bekanntlich vom Einzelfall ab, aber generell kann ich mir schon nachvollziehen, dass die Psyche dauerhaften Schaden nimmt, auch wenn in den Augen anderer "nur" die Erfahrung von Ungerechtigkeit den Auslöser darstellt und nicht, was weiß ich, der Tod der gesamten Familie bei einer Naturkatastrophe.

Das Problem bei einer "Störung" liegt, wenn man so will, darin, dass die Betroffenen sich ohne Hilfe von Außen kaum von den psychischen Auswirkungen erholen und sie auch irgendwann einsortieren und verarbeiten können, wie es "gesund" für sie wäre.

Und ich finde es durchaus nachvollziehbar, dass Menschen in ihren verinnerlichten Grundwerten und Vorstellungen derart gekränkt werden und sich so herabgewürdigt fühlen, dass sie mit (übersteigerter) Verbitterung reagieren. Wenn jemand beispielsweise sein ganzes Leben fleißig für ein Unternehmen gearbeitet hat, Familie und Hobbys hintangestellt und nur dem Job devot ergeben war, und auf einmal wird die Abteilung eingespart.

Oder jemand opfert sich für die Familie auf, schafft Kohle ran oder verzichtet auf ein eigenes Einkommen, damit die Kinderlein ja alles haben, was sie jemals wollen könnten, und dann sind die nicht mal dankbar und kommen nie zu Besuch! Solche Erfahrungen können bestimmt einschneidende Spuren in der Psyche hinterlassen, die auch behandlungsbedürftig sind.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Eine echte chronische Verbitterungsstörung sollte man besser nicht so lapidar behandeln und als subjektive Empfindung abtun, die Spuren in der Psyche hinterlassen. Denn hier geht es um mehr als eine Kränkung. Die Betroffenen entwickeln mit der Zeit ein immer stärkeres Gefühl der Verbitterung, dass durch jede weitere Erfahrung verstärkt wird. Normalerweise ist das nach sechs Monaten ausgestanden und kaum noch belastend. Hier läuft es genau andersherum.

Und weil es immer schlimmer wird, entwickeln die Betroffenen ausgeprägte Rachephantasien, die vergleichsweise häufig auch tatsächlich in die Tat umgesetzt werden. Für die Allgemeinheit ist es daher gesünder, die Nummer ernst zu nehmen und das Problem fachgerecht zu behandeln.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich glaube nicht, dass man hier eine neue Krankheit erfunden hat. Vielmehr wird es eher so sein, dass man im Bereich der Psychologie einfach differenzierter beurteilt. Gehen wir doch mal ein paar Jahrhunderte zurück in der Medizin. Da waren Bauchschmerzen eben Bauchschmerzen. Je mehr sich damals Menschen mit dem menschlichen Körper befasst haben, desto mehr wurden diese Bauchschmerzen auch differenziert und verschiedenen Organen zugeordnet.

An diesem Punkt steht man in etwa heute im Bereich der Psychologie und kann damit die Krankheitsbilder besser differenzieren. Entsprechend tauchen dann eben auch mal neue Bezeichnungen auf, welche gern auch als neu erfundene Krankheit angesehen werden. Sind sie aber eben nicht, sondern man hat ein bestimmtes Thema aus einem großen Topf genommen, um es einzeln zu betrachten und auch zu behandeln.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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