Polypille nur für sozial schwache Schichten
In der Apotheken-Zeitung habe ich einen interessanten Bericht gelesen, dass es in Amerika eine Pille 4 in 1 für Herz-Kreislauf-Erkrankungen geben soll. Die Präparate bestehen aus 3 verschiedenen Blutdrucksenkern und 1 Cholesterinsenker. Diese Präparate sollen nur für sozial schwache Menschen entwickelt wurden sein. Begründung ist, weil es den Menschen schwerer fällt regelmäßig mehrere Medikamente einzunehmen und sie deutlich häufiger von Herz-Kreislauf- Erkrankungen betroffen sind.
Ich finde diese Aussage dennoch etwas kurios, denn es gibt ja auch unter den besser gestellten Menschen, die auch Herzkreislaufprobleme haben, viele Medikamente nehmen müssen und täglich regelmäßig brauchen. Wer krank ist, soll seine Medikamente, die er braucht, erhalten und auch einnehmen, das hat doch wenig mit arm und reich zu tun, jeder ist für sich selbst verantwortlich. Was haltet ihr denn von solchen Pillen für „Arme“? Werden das durchaus hochwertige und präventive Präparate sein und könnte so etwas ein Vorzeigeprojekt sein?
Und woher sollen arme Amerikaner deiner Meinung nach regelmäßig vier Wirkstoffe in vier verschiedenen Tabletten nehmen? Es ist ja schön, dass du meinst, dass alle Menschen die Medikamente bekommen sollen, die sie brauchen. Aber es sollte sich herumgesprochen haben, dass das amerikanische Gesundheitssystem so nicht funktioniert.
Wenn das Geld vorne und hinten nicht reicht, dann ist klar, dass viele Betroffene regelmäßig nur einen Teil der Therapie durchziehern, weil sie sich schlichtweg nicht alle nötigen Präparate leisten können. Das hat nichts mit Dummheit und der Unfähigkeit, mehrere Tabletten nehmen zu müssen, zu tun. Es ist einfach billiger und planbarer, regelmäßig nur eine Sorte kaufen zu müssen.
Die amerikanische Realität scheint dir vollkommen unbekannt zu sein. Nehmen wir einen Diabetiker Typ 1 um die 30 Jahre, der 3.000 Dollar pro Monat verdient. Das ist ja schon recht viel. Medicaid bekommt er nicht, er verdient zu viel. Medicare gibt es erst ab 65 Jahren. Aber sein Insulin kostet 1.500 Dollar pro Monat. Klar, könnte der sich versichern. Nur kostet das 500 Dollar pro Monat und er hat 8.000 Dollar Selbstbehalt. Ein Blutdrucksenker, der hierzulande 30 Euro pro Monat kostet, verschlingt dort 200 Dollar. Dort sterben ständig Menschen, weil sie Medikamente oder Behandlungen nicht zahlen können.
Als ich die Überschrift las, dachte ich sofort, hier kommt etwas was mit Sozialneid zu tun hat. Und so war es dann auch. Warum kann man nicht einfach mal zufrieden sein, und Menschen, denen es schlecht geht, Hilfe gönnen? Ich könnte stundenlang darüber nachdenken, käme aber nicht auf die Lösung. Warum sollte ich denn neidisch sein auf arme Menschen? Das käme mir niemals in den Sinn. Den armen Menschen fällt doch nicht die Einnahme der Medikamente schwer.
Die können sie sich doch einfach schlichtweg nicht leisten. Wie sollte ich denn entscheiden, wenn ich nur entweder meine Miete zahlen könnte, oder eben nur die benötigten Medikamente? Und wenn ich dann noch Familie habe, wähle ich doch nicht die Obdachlosigkeit für alle, sondern verzichte doch bei mir. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Für solch einen Satz sollte man sich gerade in der Vorweihnachtszeit echt mal schämen.
Ärmeren Amerikanern fällt es schwerer mehrere Medikamente zu bezahlen, wenn du die Rechnung übernehmen würdest, würde denen die Einnahme der Medikamente sicher nicht schwerer fallen als Amerikanern, die finanziell besser gestellt sind. Ich gehe auch davon aus, dass da nicht die neusten Medikamente in eine Pille gepackt werden sondern Wirkstoffe, die schon lange auf dem Markt sind, die sich bewährt haben und für die die Patente vielleicht auch schon abgelaufen sind. Denn so ein Medikament macht ja nur Sinn wenn es dann auch deutlich billiger ist als die einzelnen Medikamente.
Ich kann mir außerdem nicht vorstellen, dass so ein Medikament reicheren Menschen vorenthalten wird. Rezept nur gegen Einkommensnachweis? Das habe ich jedenfalls noch nie gehört. Dieses Medikament wäre schließlich für alle Menschen interessant, die mit der Einnahme von Medikamenten Probleme habe.
Wer braucht denn gleich 3 verschiedene Blutdrucksenker? Einen Cholesterinsenker braucht auch kein Mensch. Das kann man durch die Ernährung regeln. Und von welcher Zielgruppe sprichst du denn nun? Mal sind es sozial schwache Leute, dann Arme. Sozial schwach ist ja so eine Definitionssache. Arme Menschen dürfte es im Grunde in den USA nicht geben.
Sternenbande hat geschrieben:Wer braucht denn gleich 3 verschiedene Blutdrucksenker?
Es scheint bei vielen Patienten üblich zu sein, dass man verschiedene Wirkstoffe kombinieren muss um die gewünschte Wirkung zu erreichen. Und von den Sozialstrukturen und der Lebenswirklichkeit in den USA scheinst du genauso wenig Ahnung zu haben.
Armut bedeutet, dass man seine Grundbedürfnisse nicht aus eigener Kraft befriedigen kann. Zu den Grundbedürfnissen gehört unter anderem körperliche Unversehrtheit bzw. Gesundheit. Und jetzt schau dir mal an, was Gesundheit in den USA kostet.
Es gibt keine gesetzliche Krankenversicherung, dein Arbeitgeber muss dich nicht versichern und wenn du das Glück hast eine Krankenversicherung zu haben sind eine ganze Reihe Leistungen trotzdem ausgeschlossen. Die Versicherung kann auch solche Sachen wie die Arztwahl einschränken.
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