Polnischer LKW-Fahrer ein Held?
Der Anschlag von Anis Amri auf einen Berliner Weihnachtsmarkt hat wohl sicher alle geschockt. Aber viele Dinge sind noch unklar. So wurde der polnische LKW-Fahrer tot aufgefunden und so wie es aktuell aussieht, starb er schon Stunden vor dem Anschlag. Nun gibt es eine Petition dafür, dass dieser Fahrer das Bundesverdienstkreuz bekommen sollte. Dies finde ich nun etwas übertrieben. Meiner Ansicht nach hat der Mann sich nur gegen seine Ermordung gewehrt. Alles andere ist reines Wunschdenken. Wie seht ihr dies?
Ich finde es auch übertrieben einen toten Menschen ein Bundesverdienstkreuz zu überreichen. Klar, er hat sich gewehrt, was auch gut ist. Aber ganz ehrlich was hat ein Toter davon? Rein nichts. Höchstens seine Angehörigen und selbst die könnten damit auch nichts anfangen.
Ich habe irgendwo gelesen, dass er erst am Weihnachtsmarkt erschossen wurde. Der Knall des Schusses war doch angeblich zu hören. Er hat, wie ich gelesen habe, noch das Lenkrad herumgerissen, weil er ins Lenkrad gepackt hat und somit verhindert, dass der Attentäter nicht quer durch den ganzen Weihnachtsmarkt fuhr. Diese Mitteilung hat in den Köpfen der Menschen wahrscheinlich diese "Heldentat" gespeichert.
Es hat sich dann wohl hinterher ergeben, dass er schon länger tot war. Ich halte von diesen Bundesverdienstkreuzen sowieso nichts. entweder man hilft aus freien Stücken und ohne dass man dafür belohnt werden will und belohnen muss oder man lässt es sein und ich halte noch weniger davon, dass man einen toten Menschen diesen Orden gibt. Er hat nichts mehr davon und er wird es auch niemals erfahren.
Wenn man ihm diesen Orden gibt, warum gibt man dann beispielsweise einer ermordeten Frau keinen Orden, die sich gegen den Peiniger gewehrt hat um nicht vergewaltigt zu werden und dann erstochen wurde? Auch diese Frau hat sich "nur" gewehrt und hat vielleicht verhindern wollen, dass andere Frauen auch gepeinigt werden. Ich verstehe sowas überhaupt nicht und ich muss es auch nicht verstehen. Ein Held ist es auf jeden Fall nicht für mich. Es tut mir leid, dass er als unschuldiger Mensch getötet wurde. Aber das tun mir die anderen Opfer auch. Warum bekommen die dann kein Orden?
Dass man von einem Bundesverdientskreuz nicht viel hat, gilt sowohl für Tote als auch für Lebende. Es ist halt eine Anerkennung, die doch vor allem auch der ganzen Bevölkerung zeigen soll, dass solche Heldentaten nicht ungewürdigt bleiben. Also klar der Nutzen für die Angehörigen ist relativ. Vielleicht würde es sie ein ganz kleines bisschen trösten.
Allerdings fand ich die Petition auch sehr voreilig. Noch bevor man irgendetwas Genaueres wusste. Bevor sich auch nur ein wenig die Aufregung gelegt hatte. Sicher war doch nur, dass er ein Opfer des Anschlags ist und seine Familie tut mir sehr leid. Aber wir sollten das Bundesverdienstkreuz schon mit etwas Bedacht verteilen.
Wenn man das Bundesverdienstkreuz wie Bonbons verteilt, hat es wirklich gar keine Bedeutung mehr. Und dann hat die Familie des LKW-Fahrers auch gar nichts davon. Nicht mal das bisschen Trost, das es spenden könnte, wenn er tatsächlich als Held gestorben wäre. Wenn er wirklich ins Lenkrad gegriffen hat. Wenn weitere Untersuchungen das ergeben sollten, dann können sie ihm ja das Bundesverdienstkreuz verleihen.
Natürlich sollte jeder Zivilcourage zeigen, weil er es möchte und nicht weil er eine Medaille erwartet. Aber man kann doch solches Verhalten auch würdigen. Wenn mir eine Freundin beim Umzug hilft, bedanke ich mich auch, obwohl es unter Freunden eigentlich selbstverständlich ist. Das eine schließt das andere nicht aus.
Ich finde das mit dem Bundesverdienstkreuz auch etwas voreilig, wenn nicht überflüssig. Da fällt mir der Fall der jungen Türkin ein, die in der Nähe von Frankfurt von einem Landsmann totgeschlagen würde, nachdem sie zwei Mädchen vor ihm verteidigt haben soll. Er hatte sich in seiner Ehre gekränkt gefühlt und ihr einen so heftigen Schlag ins Gesicht verpasst, dass sie daraufhin starb.
Irgendein bekannter Politiker hatte daraufhin auch ein Bundesverdienstkreuz für die verlangt und dafür bei Teilen der Bevölkerung viel Anklang gefunden. Sie wurde wie eine Heilige dargestellt, bis es zum Prozess kam. Auf einmal stellte sich heraus, dass sie den Täter mit "komm doch her, du kleiner Hurensohn" angepöbelt hatte. Klingt für mich nicht nach jemanden, der einen Orden für seine tolle Leistung verdient.
Da wir wohl nie herausfinden werden, was da genau zwischen dem tunesischen Täter und dem LKW-Fahrer abgelaufen ist, da ja beide tot sind, finde ich so ein Kreuz daher überzogen. Positiv finde ich dagegen, dass sich Polen weltweit für eine Petition zusammengeschlossen haben, um 50.000 Pfund für die Familie des Opfers zu sammeln, was meines Wissens nach auch geklappt hat. Da Polen nicht unbedingt ein toller Sozialstaat wie Deutschland ist, wird das der Familie sicher mehr helfen als irgendein Orden, den man sich an die Wand hängen kann.
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