Politischer Einfluss von Lehrpersonal

vom 06.04.2017, 12:30 Uhr

Manche Professoren oder Lehrer tun ihre politische Meinung so offen gegenüber ihren Studenten oder Schülern kund, dass man für einen kurzen Moment schlucken muss. Und andere gehen sogar so weit, dass sie ihre Schützlinge dazu anregen wollen, sich für besagte Meinung zu engagieren und an möglichen Aktionen teil zu nehmen.

Besonders festgestellt hat einer meiner Kumpels das in einer Vorlesung, in welcher eine Vertretung eingesprungen war. Die Vertretung machte Werbung für eine politische Veranstaltung und verkündete, dass er jedem, der dort erscheinen und ihn ansprechen würde, ein Bier ausgeben werde.

Was haltet ihr von sowas? Findet ihr es okay, dass Lehrpersonal Schüler und Studenten auf diese Weise zu politischen Veranstaltungen locken will? Oder denkt ihr, dass sie sich bei solchen Themen mit ihrer Meinung besser zurück halten sollten?

» Plaudertasche² » Beiträge: 29 » Talkpoints: 19,18 »



Dass das Personal mancher Bildungseinrichtung einheitlich das jeweils "richtige" Parteibuch besitzt, das ist nun weder eine Überraschung noch eine Neuigkeit. Und dass manche Lehrpersonen ihre persönliche Haltung arg in den Unterricht einfließen lassen, das ist auch nicht überraschend.

Ich habe vier Jahre einen extrem braun gefärbten Geschichtsunterricht ertragen. Für gute Noten musste man eben die eigene Argumentation an das Weltbild des anwesenden Lehrkörpers anpassen. In der Abiturprüfung hatte ich dann einen Geschichtsprüfer, der war ganz links. Das erfordert rasches Umdenken und ist eine gute Übung für das Leben. Eine eigene Meinung kann, soll und muss man schließlich trotzdem haben.

Natürlich ist das nicht gut. Und in der Schule ist es noch problematischer als an der Universität. Schließlich sind Schüler leichter zu beeinflussen als Studierende, die reifer sind. Wobei ich diese subtilen Tendenzen, die einen einfach berieseln, schlimmer finde, als ein offensichtlicher Umgang wie die Einladung. Das ist wenigstens sofort spürbar.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ja, leider gibt es das. Ich persönlich habe das auch schon an der Universität erlebt. Das Seminar ging nicht mal um politische Inhalte. Wir hatten nur eine Kommilitonin in dem Kurs sitzen, die als gebürtige Deutsche aus christlichem Elternhaus zum Islam konvertiert war und sich deshalb auch mit Kopftuch bekleidet hat. Das hat den betreffenden Professor so provoziert, dass er sich in wirklich jeder Lehrveranstaltung dazu bemüssigt gefühlt hat uns rassistische, ausländerfeindliche Vorträge zu halten. Am absurdesten wurde es, als er uns agitieren wollte, dass damals in der Wirtschaftwunderzeit ein Fehler gemacht wurde, dass die türkischen Gastarbeiter unbefristet und mit Familie ins Land geholt wurden, weil ja klar war, dass die Kinder bekommen und dann so etwas daraus entsteht. Wobei er mit so etwas eben unsere Kommilitonin meinte.

Wir wussten nicht, ob wir lachen oder weinen sollen, das war so neben der Spur, wenn auf einer Universität ein so genannter Gelehrter nichts besseres im Kopf hat, als eine einzelne Person zu mobben und zu diskriminieren, die in ihrem Studienerfolg von ihm abhängig ist. Und das nur wegen ihrer religiösen Überzeugung und das in einem Land, das Religionsfreiheit zusichert. Letztlich hat ihm dann doch jemand erklärt, was es mit der Studentin auf sich hat. Das war für ihn noch fast schlimmer, wie jemand sein Leben freiwillig so gestalten könne, der nicht mal ab Geburt unter solchen Religiösen Zwängen lebt und so weiter.

Mal ganz abgesehen von seiner politischen Einstellung fand ich es auch sehr herablassend, dass er uns jungen Erwachsenen offensichtlich die Fähigkeit absprach eine eigenständige Position einzunehmen und ein eigenständiges gut durchdachtes Weltbild zu entwickeln. Man muss es ja persönlich nicht gut finden, wenn jemand zum Islam konvertiert, aber das ist doch einfach nur Privatsache und man muss sich nicht rechtfertigen, warum man an Gott glaubt und wenn ja auf welche Weise. Letztlich hat ihn keiner mehr ernst genommen, er hat sich zur Witzfigur degradiert und die Studenten haben sich mit der Konvertitin solidarisch erklärt. Vom eigentlichen Lehrstoff haben wir freilich kaum etwas mitbekommen, was obendrein noch zusätzlich genervt hatte.

Aber auch an Schulen kommt leider so etwas immer wieder vor, auch wenn man als Schullehrer eigentlich seine politische Meinung nicht heraus hängen lassen darf. Ich hatte selbst noch einen Lehrer der unverblümt Naziparolen von sich gegeben hat. Das fiel besonders deshalb recht stark auf, weil ansonsten ein großer Teil unserer Lehrer damals Anhänger der 68er Bewegung war und dadurch der Kontrast recht groß war zu dem einen Lehrer.

Auch von Nachhilfeschülern habe ich später von mehreren Schulen Berichte über Lehrer gehört, die von ihren Schülern verlangt haben, extremistische politische Meinungen nachzubeten. Unter anderem auch in schriftlichen Arbeiten. An Schulen finde ich es auch weit schlimmer, denn je jünger die jungen Menschen sind, desto eher kann so etwas auf offene Ohren treffen. Theoretisch können sich Eltern auch gegen so eine Einflussnahme in gewissen Grenzen wehren. Allerdings ist das immer eine schwierige Sache zu beweisen, dass die Lehrkraft wirklich dies oder das gesagt hat.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Man muss diese Meinung noch lange nicht teilen wie cooper bereits gesagt hatte. Das ist so und wird auch immer so sein, dass es Lehrkörper gibt die jemanden bevorzugen mit der gleichen Gesinnung und damit besser bewerten als andere, die dagegen offensichtlich auch stehen. Somit tut man sich manchmal schon einfacher einen Gefallen damit, dass man dort mitmacht und seine eigene Meinung für sich behält und dann auch mit dem Strom schwimmt, anstatt dagegen.

Wirklich wundern tut es mich nicht und ich hatte auch immer mal wieder solche Lehrer und auch Professoren in der Uni. Da gab es komplett welche die auf rechts gerichtet waren, welche die auf links waren und manche die einfach nur ein Weltbild hatten das meiner Auffassung nach keiner Partei verfolgte sondern eher an das eigene Denken einer eigenen Hirnsekte entsprochen hatte. Man schwamm mit dem Strom, hatte damit die wenigsten Probleme und seine eigene Meinung haben darf jeder, aber man muss damit nicht hausieren gehen wenn man dann keine Nachteile haben wollte.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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