Politiker wählen, von dem man nicht überzeugt ist?

vom 18.02.2016, 20:39 Uhr

Ich habe neulich in einem Forum gelesen, in dem über die amerikanischen Vorwahlen und die damit verbundenen Präsidentschaftskandidaten diskutiert wurde. Ein User hat da eine ziemlich provokante These aufgestellt, die ich hier diskutieren möchte.

Dieser User meinte, dass diese vermeintlichen Umfragen, wonach beispielsweise Trump vorne liegen würde und am wahrscheinlichsten Präsidentschaftskandidat werden würde, die potentiellen Wähler manipulieren würden. Angeblich würden viele Wähler auf der "Siegerseite" stehen wollen und deswegen eher dazu tendieren, den wahrscheinlichsten Gewinner zu wählen statt einen Politiker zu wählen, der am ehesten die eigenen Überzeugungen und Einstellungen vertritt.

Dieser User hat das ganz allgemein dargestellt, als ob das in allen Ländern und Gesellschaften so wäre. Ich habe das jetzt nur auf das amerikanische Beispiel angewendet, weil die Vorwahlen gerade brandaktuell sind und man gerne darüber diskutiert, wer Präsident werden könnte und wer nicht.

Ich finde diese These offen gesagt ziemlich schwachsinnig. Mag sein, dass einige wenige so denken, aber für mich persönlich ist das nichts. Ich wähle nur Parteien und Politiker, die auch meine Überzeugungen teilen. Ich verrate schließlich nicht meine Prinzipien. Wie seht ihr das? Würdet ihr einen Politiker wählen, von dem ihr überzeugt seid, nur weil alle ihn wählen (würden)?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn wir es mal auf die amerikanischen Wahlen beziehen, würde ich absolut einen Kandidaten wählen, von dem ich nicht voll überzeugt bin. Die Vorwahlen bestimmen nun mal, welchen demokratischen Kandidaten ich zum Wählen zur Verfügung habe. Bevor aber alle Demokraten schmollend daheim bleiben, sollten sie lieber den "falschen" demokratischen Kandidaten wählen, anstatt einem Republikaner wie Donald Trump die Bühne zu überlassen.

Bei deutschen Wahlen ist das ähnlich. Wenn meine Partei gar keine Chance hat, gebe ich meine Stimme auch mal der Partei, die einfach das weniger große Übel ist. Zumindest wenn es zwischen zwei Parteien knapp werden sollte. Geht es um Stimmenverteilung oder wie stark die Opposition sein wird, gebe ich meine Stimme natürlich schon nach Überzeugung ab.

Aber gerade in Amerika hat man ja immer nur die Wahl zwischen zwei Kandidaten. Eine Parteienvielfalt wie bei uns gibt es dort nicht. Würde man also immer nur wählen, wenn man voll überzeugt ist, müsste man sich in den meisten Jahren gar nicht um die Wahlen scheren.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Da hast du leider unrecht. Es gibt nämlich tatsächlich Untersuchungen, die genau das bestätigen. Und wie so oft kann man bei solchen Sachen nicht von sich auf andere schließen. Die Mehrheit ließt keine Wahlprogramme und schaut sich nicht mal die Webseiten der Kandidaten genau an und hat im Grunde genommen keine Ahnung, für was sie da eigentlich genau stimmt. Und genau dann spielen eben Faktoren wie Siegeschancen oder Bekanntheitsgrad eine große Rolle.

Ich wähle übrigens ziemlich häufig Politiker oder Parteien, die meine Überzeugungen nicht teilen. Eigentlich wähle ich auch dann kleine Parteien oder Kandidaten wenn sie keine Chance haben, aber es kommt auch immer wieder vor, dass ich mich nur für das geringste Übel entscheiden kann, weil keine andere Option vorhanden ist und ich aus Prinzip immer wählen gehe.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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