Plötzliches Interesse an riskanten Hobbys Partner verbieten?

vom 30.10.2022, 21:24 Uhr

Ich habe im Bekanntenkreis ein Ehepaar bei dem der Mann seine Freizeit neu gestalten möchte und nun mit Mitte 40 plötzlich auf die Idee gekommen ist einen Motorradführerschein zu machen.

Seine Frau kennt ihn seit über 20 Jahren und war bisher davon überzeugt, dass er ein übervorsichtiger Mensch ist und in allen Lebenslagen kein großes Risiko eingeht bzw. eingehen will. Aus diesem Grund hat sie dieser Wunsch ziemlich überrumpelt und am liebsten würde sie ihm das Ganze ausreden, weil sie im Umfeld schon mehrere schlimme bzw. sogar tödliche Motorradunfälle mitbekommen hat und für sie die Angst um ihn einfach zu groß ist. Verbieten ist wahrscheinlich zu extrem formuliert, aber zumindest den Wunsch es nicht zu tun, möchte sie gerne nachdrücklich äußern.

Umgekehrt habe ich auch schon mitbekommen, dass Ehepartner den Frauen den Reitsport gerne verbieten wollen würden bzw. wirklich auf Wunsch des Partners darauf verzichtet wird. Und es gibt mit Sicherheit noch einige andere Sportarten und Freizeitaktivitäten, bei denen das Diskussionsthema mindestens genauso groß ist.

Wenn man den Partner mit seinen riskanten Hobbys kennengelernt hat, dann ist es mit Sicherheit manchmal auch nicht so leicht zu akzeptieren, war aber zumindest von Anfang an Thema und man wusste worauf man sich einlässt. Was macht man aber, wenn der Partner seine Interessen erst plötzlich entwickelt bzw. sich die Risikobereitschaft im Leben verändert, sollte man da als Partner dagegen reden und ggf. sogar Verbote aussprechen? Gibt es Hobbys die ihr bei eurem Partner definitiv nicht akzeptieren würdet?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Beim Lesen der Überschrift habe ich tatsächlich nicht an Motorsport oder Reitsport gedacht, sondern zum Beispiel an so etwas wie die Besteigung des Mount Everests oder der Marathon des Sables, welcher als einer der schwersten Extremläufe der Welt gilt. Grundsätzlich halte ich nicht viel davon, wenn man erwachsenen Menschen etwas verbieten möchte, aber Sorgen sind berechtigt und für mich verständlich.

Meiner Meinung nach sollte man auf extreme Hobbies verzichten, wenn man beispielsweise minderjährige Kinder zu Hause sitzen hat. Ein extremes Hobby suchen und am Ende verunglücken und (zum Beispiel) eine Frau mit drei Kindern zurückzulassen, halte ich für falsch. Sicherlich kann man auch einfach so im Alltag sterben. Natürlich kann immer etwas passieren, aber bei einer gewissen Verantwortung sollte man von solchen Freizeitaktivitäten zurücktreten.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Wer bin ich denn, dass ich einem erwachsenen Menschen etwas verbiete, nur weil ich eine Beziehung mit ihm führe? Das würde ich nicht wollen. Wenn man in so eine Phase kommt, in der man sich nochmal irgendwie ausprobieren will, dann soll man das doch machen. Dennoch würde ich das Gespräch suchen und auch meine Bedenken äußern, wenn welche vorhanden sind. Besprechen sollte man so etwas meiner Meinung nach immer und im Austausch miteinander sein.

Menschen entwickeln sich aber weiter und bestimmte Zahlen im Alter können dazu führen, dass man über Dinge nachdenkt und sich vielleicht auch fragt, was man gerne mal gemacht hätte. Das ist doch nachvollziehbar und wenn man generell eher vorsichtig ist, dann ist das ja ein gutes Grundprogramm in einem, was man auch nicht einfach so verliert, man wird also dennoch eher auf Nummer sicher gehen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Oha, meldet sich da die Midlife-Crisis? Ich sehe Motorradfahren auch als eher riskantes Hobby an, wobei es natürlich einen Riesenunterschied macht, ob man mit kurzen Hosen auf einem schweren Geschoss mit 220 über die Autobahn jagt oder ein biederes Wochenend-Töfftöff sein Eigen nennt und immer brav sämtliche Protektoren trägt. Da mein aktueller Lebensgefährte eher nicht so der Adrenalin-Junkie ist, würde ich dieses spezielle Hobby wohl verkraften können. Und mit einem ausgeprägten Adrenalin-Junkie hätte ich wohl auf Dauer keine Beziehung, weil wir in dieser Hinsicht schlicht zu unterschiedlich wären.

Ich würde also den Einzelfall betrachten, und auch gar nicht darauf abheben, ob jemand einen Stall voller Blagen zu ernähren hat oder einfach "nur" einen oder mehrere erwachsene Partner oder Partnerinnen hat. Mit gefällt der Gedanke nicht, dass es um einen Ernährer und Familienvater mehr schade sein soll als um einen Single oder kinderlosen Menschen.

Wenn sich der/diejenige welche offensichtlich gut vorbereitet, sorgfältig recherchiert, Risiken abwägt und sich an die gängigen Sicherheitsvorschriften hält, bin ich auch nicht in der Position, jemandem ein neues Hobby zu verbieten. Zumal da ja viele Hobbys "riskant" sind, die über Stricken und Nordic Walking hinausgehen. Selbst beim Volleyball kann man sich die Knochen bis zur Berufsunfähigkeit ruinieren, wenn man Pech hat. Wenn dagegen jemand nur einen Spleen ausleben will und sich blindlings und unüberlegt einfach nur etwas "Aufregendes" sucht, hätte ich dagegen schon noch ein Wörtchen mitzureden.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Was ist denn eigentlich ohne Risiko? Ich habe im weiteren Bekanntenkreis einen Mann, der sich selbst beim Angeln, was ja an sich recht risikoarm ist, den Fuß sehr kompliziert gebrochen hatte. Dafür habe ich aber auch einen Bekannten, der kurz vor der Rente den Motorradführerschein gemacht hat. Ok, das war eher aus einer Wette heraus gekommen. Aber er hat es gemacht, fährt gemütlich mit einem Motorrad durch die Gegend und ist dadurch wohl kaum riskanter unterwegs, als ein anderer Verkehrsteilnehmer.

Und warum sollte man einen Partner sein Hobby bzw. zukünftiges Hobby verbieten wollen? Sicherlich kann man Bedenken anmelden. Aber wenn man seinen Mann schon 20 Jahre kennt, sollte man doch einschätzen können, wie er dann unterwegs sein wird. Aber verbieten geht gar nicht. Immerhin will man doch selbst seine Freizeitgestaltung auch nicht vom Partner untersagt bekommen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Aber wenn man seinen Mann schon 20 Jahre kennt, sollte man doch einschätzen können, wie er dann unterwegs sein wird.

Ich glaube ihr geht es auch gar nicht primär darum, dass sie Bedenken hat, dass ihr Mann mit dem Motorrad plötzlich wie eine "gesenkte Sau" über die Straßen heizt, sondern dass er vielleicht vermeintliche Gefahren unterschätzt bzw. halt auch als Motorradfahrer ein "schwächeres Glied" im Straßenverkehr ist, sprich nicht er selbst Schuld am Unfall hat. Ein guter Freund von ihr war zum Beispiel selbst Fahrlehrer und ist auf dem Motorrad verunglückt. Klar hundertprozentige Sicherheit gibt es mit keinem Gefährt im Straßenverkehr - außer einem Panzer vielleicht -, aber ihre eigenen Erfahrungswerte machen ihr da halt ziemlich Kopfzerbrechen.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wenn sie ihre Erfahrungswerte, wobei es ja nicht mal ihre eigenen sind, darauf projiziert, dann liegen die Probleme an einer ganz anderen Stelle. Wenn ich so drauf wäre, hätte ich meine Tochter nie den Führerschein machen lassen. Und da wären es sogar meine Erfahrungen was unverschuldete Unfälle angeht und nicht Beispiele aus dem Bekanntenkreis.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich finde das ist ein sehr schwieriges Thema, da Risiko ja generell ein sehr vages Wort ist. Ich kenne beispielsweise auch übervorsichtige Partner in Beziehungen. In diesem Beispiel sitzt der entsprechende Mann den ganzen Tag vor dem Computer und spielt Videospiele. Er ist mittlerweile sehr übergewichtig, süchtig nach dem Dopamin-Rausch der Spiele, ernährt sich sehr schlecht und bewegt sich wenig. Er geht absolut keine Risiken ein und selbst normales Skifahren wäre bereits zu gefährlich für ihn. Zugleich geht er aber in Hinblick auf seine Gesundheit ein absolutes Risiko ein und die statistische Wahrscheinlichkeit, dass das seine Lebenserwartung schmälert ist wahrscheinlich deutlich höher als die Wahrscheinlichkeit für einen Motorradunfall - um ein Beispiel zu nennen.

Darüber hinaus finde ich es auch sehr schwierig, dem Partner ein bestimmtes Hobby zu verbieten, solange es nichts ist, was irgendwie die Beziehung direkt beeinflusst. Wenn der intrinsische Wunsch beim Partner besteht, wird dieser sicher früher oder später unglücklich und fühlt sich eingeschränkt, wenn es direkt verboten wird. Zugleich finde ich es natürlich verständlich, dass man sich Sorgen macht und diese in manchen Fällen auch nicht ganz unbegründet sind.

In meinen Augen ist es ein guter Mittelweg, über die Bedenken und Ängste zu sprechen und das ohne direkt einen Vorwurf zu machen oder Verbote zu erteilen. Vielleicht klärt sich dann ja auch mit dem Partner, dass die Ängste unbegründet sind und er ohnehin großen Wert darauf legt, Rücksicht zu nehmen. Oder man findet einen guten Kompromiss. Insgesamt ist es ja auch nichts schlechtes, dass man sich von Zeit zu Zeit neu entdecken möchte und etwas ausprobieren. Ich fände es viel schlimmer, wenn der Partner keine Hobbys mehr hat und man so auch langsam keine Gesprächsthemen mehr.

Eventuell finden sich darüber hinaus ja auch noch alternative Hobbys, die man als Paar erleben kann und die zusammenschweißen. Ich habe eine Studie gelesen, in der man zu der Erkenntnis kam, dass eben genau solche "risikofreudigen" Aktivitäten auch die gemeinsame Partnerschaft stärken und der Mangel an diesen häufig ein Grund ist, dass Gefühle abflachen. Es muss ja nicht direkt Motorrad fahren sein aber ich denke, dass das zusätzlich auch die Angst bei der jeweiligen Partnerin etwas mildern kann, gerade wenn man da selbst sehr besorgt und ängstlich ist.

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich wage mal zu behaupten, dass es dem Alter des Mannes geschuldet ist, dass er plötzlich fernab seiner bisherigen charakterlichen Natur das gewagte Risiko eingehen möchte. Wobei beim Motorradfahren natürlich schon ein gewisses Risiko erhöht ist, in einem tödlichen Unfall verwickelt zu werden, aber dennoch auch die eigene Fahrweise sicherlich dazu beitragen kann, das Risiko etwas zu minimieren. Es ist eben auch nicht anders, als wenn er mit dem Fahrrad ständig auf der Straße fahren würde und die Sorge vor den anderen Fahrer/-innen dann groß wäre.

Wir reden ja hier jetzt auch nicht davon, dass er ständig Basejumping betreiben möchte, aber selbst diesem Wunsch komme ich dann als Partnerin nach. Ich werde also in allen Belangen einen Teufel tun und ihm/ihr darüber berichten, welche Risiken es gibt und versuchen, es ihm/ihr so auszureden. Das sind ihre Entscheidungen und wenn es sie in diesem Moment gerne auch in einer Midlife-Crisis dadurch Bessergehen sollte, dann bitte!

Ich kann mit dem Begriff es Verbietens sowieso nichts anfangen. Noch immer ist jeder Partner eine eigenständige Person und wenn diese fernab des normalen charakterlichen Verhaltens dennoch etwas Neues ausprobieren möchte, wer bin ich, dies zu verhindern? Das käme mir ganz einfach nicht in den Sinn und ich vermute, dass ich damit denjenigen auch eher unglücklicher mache als ihm/ihr zu helfen.

Bei allen riskanteren Hobbys steht der Eigenschutz sowieso im Vordergrund. Keine Leichtsinnigkeit sollte vorhanden sein und natürlich sollte man genau abwiegen, was man tut. Mehr muss man aber auch nicht tun, weil unglückliche Zufälle oder andere Fahrer/-innen, die das eigene Glück provozieren, kann es immer geben. Deswegen hilft auch Statistiken Reiten nicht unbedingt, aber man kann es ja probieren. Verbieten an sich ist sowieso keine gute Idee, aber Abwiegen und Ausbalancieren von Risiken hilft vielleicht.

Jedoch sollte man dann auch ehrlich sein. Autofahren kann gefährlich werden, Reiten, Schlittschuhlaufen, auf einem Karussell gehen usw. Alles schon passiert, alles möglich und wenn man so lebt, sind Abenteuer wohl eher die Seltenheit im eigenen Leben.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich denke, dass es in einer Partnerschaft wichtig ist, dass beide Partner ihre eigenen Interessen und Hobbys haben und diese auch ausleben können. Natürlich kann es schwierig sein, wenn ein Partner plötzlich eine riskante Aktivität ausüben möchte, die man als Partnerin oder Partner nicht gutheißen kann. In diesem Fall würde ich das Gespräch suchen und versuchen, die Bedenken und Ängste des Partners oder der Partnerin zu verstehen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Verbote sollten meiner Meinung nach jedoch vermieden werden, denn sie können zu Konflikten und Unzufriedenheit führen. Es ist wichtig, dass beide Partner Vertrauen in einander haben und sich gegenseitig unterstützen, auch wenn sie unterschiedliche Hobbys haben oder unterschiedliche Risikobereitschaften haben.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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