Plötzliche Lebensmittelintoleranzen im hohen Alter
Ich habe eine Tante, die über 80 Jahre alt ist. Vor ein paar Monaten begann es, dass sie plötzlich Darmbeschwerden bekam. Sie ist so weit gewesen, dass sie ins Krankenhaus kam, weil nichts half. Dort wurde eine Fructoseintoleranz festgestellt. Nie hat sie irgendwelche Beschwerden gehabt und hat deswegen auch nicht darüber nachgedacht, dass ihr täglicher Obstkonsum an den Darmbeschwerden Schuld sein könnten. Sie ernährt sich nämlich sehr bewusst.
Nun muss sie auf alles verzichten, was Fructose enthält, hat auch Tabletten, wenn sie doch mal etwas gegessen hat, wo Fructose enthalten ist, aber die Darmbeschwerden sind Geschichte. Ich frage mich schon, wie im Alter plötzlich so was entstehen kann. Ich habe schon gehört, dass es plötzlich auftauchen kann. Aber wenn man schon über 80 ist, habe ich es noch nicht gehört. Sind denn alternde Organe auch Schuld an einer Lebensmittelintoleranz? Welche Organe könnten da Schuld sein? Oder ist es normal, dass so eine Intoleranz auch erst im hohen Alter entstehen kann?
Also normal bzw. eine häufige Sache ist das meines Wissens nach nicht. Es kann sicher vorkommen, in der Regel sind die Zeiten, in der solche Intoleranzen auf bestimmte Lebensmittel entwickelt werden, im Kindesalter werden diese dann vor allem durch Milch, Soja oder Hühnerei ausgelöst, auch im Erwachsenenalter ist es keine Seltenheit. Konnten die Ärzte denn mehr dazu sagen, ob es auch in hohem Alter nicht so selten ist und was man für den Auslöser hält?
Schneeblume, du verwechselst Intoleranzen mit Allergien. Allergien gegen Lebensmittel treten tatsächlich vermehrt im Kindesalter auf. Viele davon "verwachsen" sich. Erwachsene entwickeln dagegen seltener neue Allergien gegen Lebensmittel, obwohl es natürlich vorkommt. Dabei kann es zu eigenständigen Allergien gegen Lebensmittel oder zu Kreuzallergien durch eine Pollenallergie kommen.
Bei der Lebensmittelintoleranz ist es etwas anderes. Da fehlen den Betroffenen in der Regel Enzyme oder Transportstoffe, um bestimmte Nahrungsmittel zu verdauen. Ein typisches Beispiel wäre die Laktoseintoleranz, bei der kein oder zu wenig vom Enzym Laktase gebildet wird. Das ist eigentlich ein Normalzustand bei Erwachsenen, denn die müssen keine Muttermilch verdauen. Im Prinzip ist die Verträglichkeit der Milch bei Westeuropäern ein Gendefekt.
Jetzt ist es einfach so, dass im Alter die Leistungsfähigkeit des Körpers nachlässt. Deshalb treten Intoleranzen gegen Lebensmittel im Alter wieder verstärkt auf. Plötzlich reicht die gebildete Laktase nicht mehr aus, um die gewohnten Mengen Milchzucker zu verdauen. Oder in der Darmwand wird nicht mehr ausreichend viel des Transportproteins GLUT-5 gebildet und Fructose kann nicht mehr verdaut werden.
Früher hat man da erstens weniger drüber gewusst und zweitens weniger drüber geredet. Aber es war vollkommen normal, dass viele ältere Leute manche Lebensmittel vermieden haben, weil sie sie nicht mehr gut vertragen haben. Das Phänomen ist weder neu, noch kommt es selten vor. Je älter die Menschen werden, desto öfter tritt es auf.
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