Plan für Krankenbesuche, damit Patient nie alleine ist?
Von Bekannten ist die Mutter sehr krank und seit einigen Wochen im Krankenhaus. Sie ist Ende 80 und aktuell sehr gebrechlich und kommt schwer alleine zurecht. So haben sich die Kinder der Frau abgesprochen und erstellen jede Woche einen Plan, wer wann bei der Mutter sein kann, um sich zu kümmern. So ist eben immer jemand bei ihr, was auch durchaus wichtig ist, wenn Ärzte kommen oder Visite ist und Untersuchungen anstehen. Manches versteht die Frau nicht so gut, da sie auch schlecht hört. Da ist es dann gut, wenn sie Hilfe durch ihre Kinder bekommt. Diese helfen ihr dann auch beim umziehen, Essen, Trinken und beim Toilettengang. Das entlastet das Krankenhauspersonal natürlich auch.
Für die Kinder bedeutet das natürlich auch Stress, da sie alle noch berufstätig sind. Sie teilen quasi Schichten ein, so dass einer immer von Morgens bis Mittags bei der Mutter ist, dann einer von Nachmittags bis frühen Abend und einer, der dann Abends da ist und sie für das Bett fertig macht.
Ich finde das sehr gut durchdacht und es wird eben eingeplant, wenn jemand mal eben nicht kann, dass dann ein anderes Kind einspringt und die Schicht übernimmt. Sie sprechen dann auch untereinander von Dienst bei der Mutter und wechseln sich da sehr gut ab. Für die Mutter ist es natürlich auch schön, dass immer eines ihrer Kinder bei ihr ist. Sie sagt wohl auch oft, dass sie dafür sehr dankbar wäre und nimmt die Hilfe auch gerne an. Auch wird oft eingeplant und abgesprochen, wenn noch anderer Besuch zu ihrer Mutter möchte, damit es ihr einfach nicht zu viel wird.
Was haltet ihr von solch einem Plan für Krankenhausbesuche? Meint ihr, dass es durchaus sinnvoll und gut ist, wenn man da einen Angehörigen nie alleine lässt und immer jemand bei ihm ist? Oder meint ihr, dass es doch eher in wenigen Fällen nötig ist, da einen Plan mit Schichten zu erstellen? Habt ihr das selbst schon gemacht?
Nicht bei jedem ist das notwendig, wenn die Person aber die Familie braucht, auch um überhaupt klarzukommen, macht so ein Plan schon Sinn. Wobei ich mir das wirklich stressig für die Angehörigen vorstelle, wenn man dann noch mit der eigenen Familie zu tun hat und dann noch immer wieder ins Krankenhaus muss. Für das Personal dort ist das sicherlich etwas Entlastung und angenehm, wenn man nicht alles machen muss, wobei ich mir gar nicht so sicher bin, ob das auch so geht, immerhin haben die ja auch ihre Aufgaben, die sie machen müssen und die dann abgearbeitet werden müssen.
Ich finde, dass man das von der Person abhängig machen sollte und von ihrem Charakter. Als meine Schwiegermutter für einen Monat ins Krankenhaus musste haben wir auch einen Plan gemacht und sie zu unterschiedlichen Zeiten abwechselnd besucht, damit sie eben Gesellschaft hat. Sie ist aber auch ein geselliger Mensch und gar nicht eitel. Sie freut sich dann über diese Form der Aufmerksamkeit.
Mein Schwiegervater ist da aber das komplette Gegenteil. Der möchte nur dann besucht werden, wenn er perfekt aussieht, also wenn er nach einer Operation ein wenig angeschlagen und gerädert aussieht, dann möchte er gar keinen Besuch, sondern erst, wenn eine Woche vergangen ist und er entsprechend zurecht gemacht worden ist. Da ist er eben sehr eitel. Daher würde ich einem Kranken nie so einen Besuchsplan aufdrängen, wenn er das gar nicht möchte. Das würde ich respektlos finden.
Ich weiß aber nicht, ob das so gut ist und zur Genesung beiträgt. Klar, für die alte Frau ist es schön, wenn die Kinder anwesend sind, aber die kümmern sich ja scheinbar um alles, sogar um das Ankleiden, Waschen und Ähnliches. Aber ich habe zum Beispiel damals in der Krankenpflege gelernt, dass man Ressourcen fördern soll und dafür sorgen sollte, dass die Person wieder etwas selbstständiger wird. Das scheint mir in dem geschilderten Fall nicht gegeben zu sein, denn anscheinend wird der alten Dame alles abgenommen.
Ich finde den geschilderten Plan eigentlich auch gut durchdacht, aber ich persönlich würde meine Kinder irgendwann mal aus dem Zimmer rausschmeißen, weil es mir persönlich auch zu anstrengend würde, wenn ständig jemand um mich herum wäre. Manchmal braucht man auch etwas Zeit für sich, auch wenn man älter ist.
Und was man von außen her als Entlastung für das Pflegepersonal sieht, kann aber auch eine Belastung sein. Denn wenn die Kinder sich um alles kümmern, dann fällt diese Person aus der Pflegeplanung raus und das Pflegepersonal geht davon aus, dass die Kinder die Grundpflege übernehmen. Ist aber mal keines der Kinder verfügbar, dann bekommt die Frau gegebenenfalls keine Zuwendung, weil die Pflege nichts von der Abwesenheit weiß und es gewohnt ist, dass immer jemand bei der Dame ist, oder sie bekommt erst verspätet Zuwendung. Und außerdem sind Angehörige oftmals anstrengender als die Patienten an sich.
So ein Plan ist nur gut, solange er funktioniert und angenommen wird. Also über mehrere Wochen hinweg stelle ich mir das sehr anstrengend und schwierig vor, besonders wenn die einzelnen Personen berufstätig sind und eigene Familie haben. Ich finde es gut, wenn Angehörige sich um ältere Angehörige kümmern, die brauchen das, aber irgendwas wird massiv auf der Strecke bleiben und es bleibt mir nur zu wünschen übrig, dass solch durchgetaktete Pläne nicht irgendwann platzen.
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