Pille danach vorbeugend für Urlaub kaufen?
Eine Bekannte von mir hatte kürzlich in ihrem Job in der Apotheke den Fall, dass eine Kundin hinein kam und nach der Pille danach fragte. Für diesen Fall gibt es so einen Fragebogen mit Dingen, die abgeklärt werden müssen und aus denen dann auch hervorgeht, ob die Pille danach abgegeben werden kann oder die Patientin lieber an den Arzt verwiesen werden sollte. Meine Bekannte fing mit den Fragen an, kam aber nicht weit, denn als sie fragte, wie lange es denn her wäre, meinte die Kundin, dass noch gar nichts passiert wäre, dass sie aber die Pille danach einfach vorsorglich mitnehmen wollte, da sie bald in den Urlaub fährt.
Meine Bekannte hat daraufhin das Gespräch abgebrochen und der Kundin die Pille nicht verkauft, weil sie eben nicht unkontrolliert eingenommen werden sollte, was dann aber nicht sicher ist. Natürlich weiß man es bei dem Fragebogen auch nicht, ob alle Angaben korrekt sind, aber etwas mehr Sicherheit hat man schon. Die Kundin war sehr verwundert und hatte nicht damit gerechnet, dass es möglich wäre, dass man ihrem Wunsch nicht nachkommt. Verständnis war wohl auch keines da. Hättet ihr in so einem Moment Verständnis dafür, dass die Pille danach nicht herausgegeben wird, weil man ja nicht wissen kann, welches der richtige Wirkstoff sein könnte und solche Dinge? Oder hättet ihr dafür auch so gar kein Verständnis?
Ich finde es schon wirklich hart, wenn man so etwas auf Vorrat kauft, weil man in den Urlaub fährt. Die Pille danach ist ja nur eine Seite der Medaille, die andere Seite sind Geschlechtskrankheiten, wenn man offenbar so locker mit seiner Sexualität umgeht, dass man meint sich die Pille danach besorgen zu müssen. Ich finde es richtig ihr diese nicht zu geben und hätte das in der Situation auch nicht gemacht. Immerhin ist es kein leichtes Medikament und sollte wirklich nur im äußersten Notfall eingenommen werden. Mit so etwas zu planen ist absolut bescheuert.
Tatsächlich habe ich kein Verständnis für die moralinsaure Bevormundung von Frauen bei der Notfall-Verhängnisverhütung und dem Thema Schwangerschaftsabbruch in Deutschland.
Natürlich ist es denkbar dämlich, sich im Urlaub so die Kante zu geben, dass man ungeschützt Mini-Steck mit Wildfremden spielt. Immerhin kann man sich da noch ganz andere Souvenirs einfangen als ein Kind. Nur muss man das realistisch betrachten. Das weiß auch die Kundin und es wird nichts verhindern. Ist ein Umherirren im Urlaubsland besser, um ohne Ortskenntnisse und mit Sprachbarriere eine Notfallverhütung aufzutreiben? Oder wird ein späterer Abbruch in Deutschland als lehrreich angesehen?
In den Niederlanden bekomme ich die Pille danach im Drogeriemarkt. In Großbritannien hilft der Supermarkt weiter oder ich bestelle onkine, das ist billiger. Vor ein paar Jahren gab es die Weihnachten kostenlos, anzufordern wie eine Warenprobe, weil Organisationen gegen die hohen Kosten protestiert haben.
Komischerweise gehen britische und niederländische Frauen ziemlich verantwortungsvoll mit diesen Möglichkeiten um. Aber wir haben natürlich Zustände wie im kreuzkatholischen Irland, wo man sich erst seit 25 Jahren überhaupt scheiden lassen kann. Wobei sogar die konservativen Iren die rezeptfreie Abgabe vier Jahre länger als wir haben!
Dazu passt die tolle Regelung zum Schwangerschaftsabbruch. Mein Frauenarzt wirbt damit, Brüste zu vergrößern, zu verkleinern und zu straffen. Er stellt die Möglichkeiten zur Verkleinerung der Schamlippen und zur Straffung der Scheide genau vor und legt Preislisten aus. Aber dumme Frauen verstehen wohl nur Schönheit, denn welche Möglichkeiten zum Schwangerschaftsabbruch ein Arzt anbietet und wie die funktionieren, dass darf man nicht erfahren. Soll das liederliche Weib doch froh sein, wenn es überhaupt gemacht wird.
Wieso sollte der "richtige Wirkstoff" im Urlaub ein anderer sein als daheim? Das ist doch Bullshit. Und wieso wird hier gleich wieder die Moralkeule geschwungen, dass die "Pille danach" im Urlaub ja nur für die moralisch halbseidenen Frauenzimmer sein kann, die in ihrer Freizeit munter drauflosvögeln möchten? Ganz davon abgesehen, dass ich auch der Meinung bin, dass Frauen wie Männer das Recht darauf haben, zu vögeln, so viel und mit wem sie wollen, solange alle Beteiligten zustimmen, so gibt es doch genügend Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen keine hormonellen Verhütungsmittel verwenden, und was sollen die machen, wenn das Kondom platzt? Abtreiben oder in Scham und Schande den Bankert ihrer ungezügelten Sündhaftigkeit austragen, wie in der guten alten Zeit?
Ich bin mit der Mechanik der "Pille danach" nicht wirklich vertraut und würde sie auch nicht leichtfertig einwerfen, da man ja nicht unbedingt viel Verstand braucht, um sich zu denken, dass es sich nicht gerade um gesundheitlich ideale Verhütung handelt. Und ich bin monogam wie nur was, geradezu rekordverdächtig. Aber ich möchte eben auch keine Kinder, und auch bei religiös abgesegneten Sex mit dem einzigen Partner ever, Missionarsstellung, Licht aus und Vaterunser auf den Lippen kann kondomtechnisch etwas schiefgehen. Und dann würde ich auch die Pille danach nehmen, und ich sehe auch durchaus das Problem, dass beim "Vaterunser" im Urlaub so etwas passieren könnte und ich irgendwo in Madagaskar dann mit einer potenziellen ungewollten Schwangerschaft dastehe. Ich würde so ein Ansinnen also gar nicht mit wildem ungehemmten Herumgevögel verbinden und könnte mir durchaus auch vorstellen, so eine Frage zu stellen.
Die Moralkeule hätte mich dann auch überrascht. Aber es ist ja allgemein bekannt, dass Frauen nicht genügend Grips haben, um selber zu entscheiden, ob, wann und wie sie verhüten, Kinder kriegen oder Sex haben möchten. Das wissen bekanntlich jeder dahergelaufene Mediziner, jede arrogante Apothekenschlampe, die Nachbarin und wahrscheinlich auch die Hundesitterin besser und deswegen muss frau immer erst an unterschiedlichen Stellen im Voraus klären, ob der Sex, den sie vorhat zu betreiben, moralisch, gesundheitlich und gesellschaftlich akzeptabel ist.
Für wie wichtig, halten sich manche Menschen denn? Fühlt sich die Angestellte nun besser und mächtiger, weil sie einer Frau einen Gefallen verwehrte? Da schwillt die Brust: "Ich habe Macht und nutze die für mein eigenes Ego aus!" Klasse. Wäre ich an Stelle der Bittstellerin, ginge ich in eine andere Apotheke und löge dort das Blaue vom Himmel und bekäme daher endlich meinen Willen. Frau Oberwichtig macht dann halt keinen Umsatz mit mir und gut ist.
Verständnis hin oder her, letzten Endes interessiert mich das nicht die Bohne, welche Befindlichkeiten anderer gerade gestört sind. Interessieren die sich denn für mich? Da will eine Frau Verantwortung für sich übernehmen, schon erhebt Fräulein Rottenmeier den Zeigefinger und spielt die Spaßbremse. Wie gesagt: Rausgestampft und woanders wieder rein und die Fragen diesmal richtig beantworten, schon hat man was man will und hoffentlich gar nicht braucht.
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