Pilgerreise für Gläubige ein Muss oder nur nette Sache?

vom 21.06.2016, 05:59 Uhr

Ich bin kein gläubiger Mensch, wobei ich jeden Glauben akzeptieren und respektieren kann. Von mir aus kann man an grüne Marsmenschen mit gelben Punkten glauben, wenn man daraus seine Kraft ziehen kann und das einem gut tut. Von daher kann ich auch nicht wirklich verstehen, was den Reiz einer Pilgerreise ausmacht. Ich kenne auch keinen, der das gemacht hat, vielleicht liegt meine Unwissenheit auch daran.

Ist die Pilgerreise generell ein Muss für den Gläubigen oder ist das nur eine nette Sache, bei der man sich eben die Auszeit nimmt und auch Zeit nimmt um gezielt mit Gott zu reden, zu beten und zu sich zu finden? Ich finde, dass das generell keine schlechte Sache ist, wenn man das macht, aber es ist ja auch nicht jedem möglich.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Gut, mag daran liegen, dass ich nicht gläubig oder religiös bin, aber meiner Meinung nach ist Gott doch überall. Deswegen erschließt sich mir der Sinn auch nicht wirklich, von mir aus nach Mekka oder Jerusalem oder sonstwohin zu pilgern um Gott irgendwie nahe zu sein. Meiner Meinung nach ist ein Gott bei seinen Gläubigen und glauben kann ich theoretisch auch zu Hause. Vielleicht denke ich aber auch nur so, weil ich eben als Nicht-Gläubiger absolut keine Erfahrung auf diesem Gebiet habe und es mir sehr schwer fällt, mich da einzufühlen.

Ich denke aber, dass Gläubige schon ihre Kraft aus Pilgerreisen ziehen können. Ich habe zum Beispiel eine gläubige, christliche Bekannte, die extra nach Jerusalem gepilgert ist, weil sie meinte, sie könnte dort Jesus oder Gott näher sein. Dort wurde dann eine Tour gemacht und wichtige Stationen in Jesu Leben wurden gezeigt, zum Beispiel die Kirche in Bethlehem, die angeblich auf dem Stall gebaut worden sein soll, wo Jesus geboren wurde, dann noch die Höhle, wo er beerdigt worden ist und dann auferstanden ist, nicht zu vergessen der Hügel auf dem er gekreuzigt worden sein soll. Meine Bekannte hat sich dadurch Jesus näher gefühlt, auch weil sie parallel in der Bibel gelesen hat, was er wann erlebt hat und wieso. Vielleicht hilft das Christen, wenn sie in seine Fußstapfen treten wollen, aber für mich ist das - wenn überhaupt - über 2000 Jahre her und es ist schwer zu sagen wann er was gemacht hat und warum.

Daher kann ich mir gut vorstellen, dass die Tourismusbranche das mittlerweile ziemlich ausnutzt und auch die Kirchen trichtern das den Gläubigen ein, dass man unbedingt diese oder jene Pilgerreise gemacht haben muss. Ich habe mal gehört, dass man als Angehöriger im Islam mindestens einmal im Leben nach Mekka gepilgert sein muss, warum auch immer. Vielleicht gibt es das bei anderen Religionen auch, sodass Gläubige Konsequenzen befürchten, wenn sie nicht da waren. Aber naja, solange diese Menschen damit glücklich sind, soll es mir recht sein.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Als Feiertags-Katholik kann ich mich nicht erinnern, dass Pilgerreisen in dieser speziellen Religion quasi zum Pflichtenkatalog eines "wahren Gläubigen" gehören, vergleichbar mit der großen Pilgerfahrt nach Mekka, dem Haddsch, der ja als eine Grundlage des Islam gilt. Meine ich zu wissen.

Andererseits sind Pilgerreisen zu wie auch immer gearteten heiligen Städten schon seit der Antike und quer durch alle möglichen und unmöglichen Religionen weit verbreitet, gehören also allem Anschein nach zu den Grundbedürfnissen religiös orientierter Menschen. Bei den Katholiken spielt traditionell die Reliquienverehrung eine große Rolle als Motivationsgrund, aber auch Buße, Selbstfindung oder die Erfüllung eines Gelübdes können dazu führen, dass jemand den Ranzen schnürt und Richtung Altötting davon marschiert.

Noch bis vor relativ kurzer Zeit war es ja noch dazu nicht ungefährlich und alles andere als selbstverständlich, mal eben Haus und Herd zurück zu lassen, um nach Rom oder Jerusalem aufzubrechen, weswegen eine Pilgerreise schon eine ernstzunehmende Verpflichtung dargestellt hat, und mit Mühen und Opfern verbunden war.

Heutzutage gibt es zudem auch genügend nichtreligiöse Zeitgenossen, die beispielsweise den Jakobsweg entlang schlurfen auf der Suche nach wie auch immer gearteter Spiritualität oder Selbsterkenntnis, oft in Gemeinschaft mit anderen Suchenden. Es spricht ja auch nichts dagegen, dieses Bedürfnis zu erfüllen, aber meines Wissens ist Pilgern zumindest im Christentum keine Pflichtveranstaltung.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Pilgern ist kein Muss; das kann man machen, genauso wie das Fasten, aber man muss nicht, wenn man nicht möchte. Es steht nirgends in der Bibel, dass man unbedingt pilgern soll. Es ist eher eine Art Tradition, die sich eingebürgert hat und die für manche eine Art spirituelle Entdeckungsreise darstellt.

Für das Thema habe ich mich früher nie großartig interessiert, aber ich habe dann mal das Buch "der Jakobsweg" von Hape Kerkeling gelesen und das fand ich dann schon sehr spannend. Bei ihm geht es ja gar nicht so sehr um das Religiöse, sondern eher darum, eine Art Auszeit zu haben, mal ganz etwas anderes zu machen und auch Zeit zu haben, ganz alleine in der Kulisse schöner Landschaften über sich und sein Leben nachzudenken.

Die meisten Menschen sind ja in ihrem Alltag den immer gleichen Routinen unterworfen. Man steht auf, geht zur Arbeit, ist dort eine gewisse Zeit, geht nach Hause, erledigt Hausarbeiten, am nächsten Tag wieder von vorne. Und bei so einer Pilgerreise ist man mal raus aus allem und betrachtet sein Leben gewissermaßen von außen oder aus einer anderen Perspektive.

Ich kenne es auch von langen Autofahrten, dass ich da unterwegs so ins Philosophieren komme und anfange, über ganz verschiedene grundlegende Dinge nachzudenken. Und bei so einer Pilgerreise ist das sicherlich noch viel intensiver. Daher kann das vielleicht durchaus eine Bereicherung sein. Nach Jerusalem würde ich ehrlich gesagt aus Sicherheitsgründen nicht reisen wollen. Da hätte ich zu viel Angst, dass etwas passiert.

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