Pflegeeltern sein, wenn man jedesmal weinen muss?

vom 02.06.2015, 22:32 Uhr

Pflegeeltern sind auch in Deutschland sehr wichtig, denn viele Frauen bekommen Kinder, um die sie sich aus verschiedensten Gründen nicht kümmern können. Die Kinder kommen dann oft vernachlässigt und oft mit Verletzungen in Pflegefamilien, wo sie erstmal aufgepäppelt werden müssen und erst später kommen sie dann in entsprechende Pflegefamilien.

Letztens wurde bei WISO auch eine solche Pflegefamilie vorgestellt und ich hatte auf jeden Fall Respekt vor der Arbeit, der Familie. Allerdings war es da auch so, dass die Pflegeeltern bei einem Kind das in seine neue Familie kam sehr geweint haben und das fand ich schon ein wenig merkwürdig. Schließlich bekommen diese Pflegeeltern dauernd neue Kinder, die wieder weg müssen und ich weiß auch nicht, ob das für die Kinder so gesund ist, wenn die Pflegeeltern sich die Augen ausheulen, weil das Kind in seine neue Familie kommt.

Findet ihr es passend, wenn Pflegeeltern beim Abschied von ihrem Pflegekind arg weinen? Vermittelt das einen guten Eindruck bei dem Kind oder sollte man das besser sein lassen? Als Pflegeeltern sollte man doch eigentlich daran gewöhnt sein, dass man das Kind wieder abgeben muss, oder?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde es sehr gut. Wie man das nun als Kind empfindet kann ich nicht sagen, aber ich finde die Reaktion zeigt, wie sehr sich diese Eltern auf jedes Kind einlassen und das wiederum finde ich sehr schön. Es zeigt, dass ihnen die Kinder nicht egal sind und sie durchaus in das Herz der Pflegeeltern geschlossen werden. Ich denke auch, dass sich das bei emotional ausgereiften Menschen nicht anders machen lässt, weil diese eben schnell eine intensive Bindung eingehen können.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Es ist richtig, vor Kindern zu weinen, und sei es die Trennung vom 20. Pflegekind. Denn nur da, wo es einen tränenreichen Abschied gibt, ist wieder Platz für das nächste Kind, das dann zwar irgendwo Lückenbüßer spielt, aber sich bald der ganzen Liebe der neuen Pflegefamilie sicher sein kann.

Für das Kind ist das zwar auch schwer, und viele verdanken sicherlich diesem ständigen Familienwechsel, dass sie selbst auch partnerschaftlich nicht lange durchhalten, menschliche Bindung nicht in so hoher Priorität sehen wie vielleicht der Partner, aber wenn sie das wollen, ggfs. auch sehr viel länger in einer Beziehung bleiben, vor allem, wenn Kinder mit im Spiel sind und sie sich noch an ihre Trennungen erinnern.

Natürlich braucht es, genau deswegen, Pflegefamilien in Deutschland.

» Tritonus » Beiträge: 134 » Talkpoints: 36,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich empfinde es ebenfalls als gutes Zeichen, dass die Pflegefamilie sich intensiv auf das Pflegekind eingestellt und im Laufe der Zeit auch ins Herz geschlossen hat. Das Kind hat sicherlich viel Liebe vermittelt bekommen und die Pflegeeltern haben sich sehr an dessen Anwesenheit daheim gewöhnt. In solchen Fällen fällt der Abschied sicherlich schwer und da ist es doch ein positives Zeichen, dass die Familie es nicht nur als halbherzigen Job angesehen haben und dem Weggang des Kindes gleichgültig entgegen sehen.

Selbstverständlich war es von Beginn an absehbar, dass das Pflegekind nur auf begrenzte Zeit bei einem bleiben wird. Trotzdem heißt es nicht, dass einem der Abschied dadurch einfacher fallen wird. Schließlich beginnst du dann wahrscheinlich irgendwann die ablaufenden Tage zu zählen, welche dir mit dem Kind nur noch bleiben und wirst bereits wehmütig. Schließlich fällt einem der Abschied eines Menschen der aus dem Leben scheidet auch nicht unbedingt leichter oder schwerer, abhängig davon, ob es ein plötzlicher oder ein absehbarer Todeseintritt ist.

Auch das Argument, dass man ja anschließend weitere Pflegekinder aufnehmen wird oder vorher bereits hatte, und dieses eine eben nur eines von vielen in der Reihe darstellt, möchte ich ein wenig entkräften. Schließlich haben ja auch Familien mit mehreren Kindern nicht die Ansicht, dass sie auf eines ihrer Kinder verzichten möchten oder können. Bei einem Todesfall fehlt das eine Kind eben in der Familie, welche nun nicht mehr komplett ist. Niemand kann behaupten, dass die anderen Kinder diese Lücke einfach so schließen können - selbst, wenn anschließend ein weiteres Kind geboren werden würde, so wird es nie das fehlende ersetzen können. Es könnte höchstens den Schmerz ein wenig lindern und davon ablenken.

Ich persönlich ziehe meinen Hut vor Pflegefamilien, denn ich würde es wahrscheinlich auch nicht übers Herz bringen, die Kinder anschließend wieder weggeben zu müssen. Ich neige nämlich dazu mich stark an Leute aus meinem näheren Umfeld zu binden und wenn diese mir ans Herz gewachsen sind, dann will ich sie nie wieder los lassen. Deswegen würde ich höchstens Kinder adoptieren, damit sie länger bei mir bleiben können.

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» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Tränen beim Abschied sind für mich ein Zeichen dafür, dass die Pflegeeltern in ihrer Arbeit nicht nur einen Job sehen, sondern auch das Herz daran hängen und mit Herz und Seele dabei sind, dass es den Kindern bei ihnen auch gut geht. So wird eben auch eine Bindung zu den Kindern aufgebaut.

Was ist daran negativ zu sehen? Das verstehe ich nicht. Ich würde es eher zweifelhaft finden, wenn man das Kind nach Jahren der Pflege ohne mit der Wimper zu zucken abgeben kann. Das wäre für mich eher in Indikator dafür, dass man nicht bereit für so etwas ist und es lieber lassen sollte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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