Pferd lieber schlachten, anstatt es einschläfern zu lassen?
Heute habe ich einen Bericht über einen Metzger gesehen, der in erster Linie Pferdefleisch verkauft. Allerdings bekommt man heute nur noch schwer Pferde, die man schlachten darf. Früher war das normal, aber heute wollen das viele Menschen nicht mehr.
Der Metzger meinte dann aber auch, dass er einschläfern teilweise noch brutaler findet, als das Schlachten. Die Schlachtung geht relativ schnell von statten und das Pferd leidet nicht. Beim Einschläfern kommt es aber vor, dass die erste Spritze nicht reicht und dann noch mehr gespritzt werden muss, während das Tier noch bei Bewusstsein ist, taumelt und irgendwann in sich zusammen sackt.
Standet ihr mal vor der Entscheidung, ob euer Pferd geschlachtet oder eingeschläfert werden soll? Wie habt ihr euch entschieden? Findet ihr es brutal, wenn Pferde geschlachtet und verarbeitet werden?
Ich lasse ganz klar schlachten. Mein Pferdemetzger ist ein ganz toller Mann, der die Pferde sehr gut behandelt. Bei ihm ist es supersauber, die Pferde haben keine Angst. Wenn es notwendig ist, vereinbaren wir einen Termin für den Schlachttag.
Ich begleite meine Pferde dorthin, sie erhalten den Bolzenschuss an meiner Seite, während sie in einen Apfel beißen. Besser kann es nicht laufen. Allerdings sind meine Pferde alle nicht als Lebensmittel zugelassen. Das Fleisch geht an den Zoo.
Einschläfern kommt beim Pferd für mich nicht infrage. Sie wehren sich so gegen die Narkose, das ist schlimmer. Ich bin diesen Weg mittlerweile fünfmal gegangen und ich werde es immer so halten, so lange ich einen guten Metzger kenne.
Auf den ersten Blick war mein Gedanke, dass Schlachten viel brutaler ist als eine Einschläferung. Alleine der Wortlaut spricht ja dafür, dass eine Tötung via Spritze der friedlichere und angenehmere Weg ist. Und der Gedanke, dass mein Tier nach seinem Tod gegessen werden könnte, ist auch alles andere als erquickend.
Allerdings habe ich dann die Antwort von Cooper gelesen und finde trotz meiner ersten Ablehnung des Schlachtens ihre Variante der Tötung eines Pferdes optimal. Es ist kein Abschieben in eine anonyme Tötungsanlage, es wird auf das Befinden des Tieres geachtet und letzten Endes wird das Tier nicht einfach entsorgt oder selbst verspeist, sondern der Natur im Sinne von Verfütterung an Tiere zugeführt.
Das Pferd als zu Panik neigendes Fluchttier legt sich nun einmal nicht einfach hin und kuschelt sich vielleicht noch an den Besitzer, wenn es durch die Narkose geschwächt wird, so dass das vermeintlich romantische Einschläfern einfach so durchgeführt werden kann. Da ist ein Bolzenschuss in entspannter und wohliger Atmosphäre der wohl angenehmste Weg für alle.
Cooper7, ich finde es sehr schön, dass du deinen Pferden so einen ruhigen Abgang bescherst. Das ist alles schon schwierig genug und ich glaube nicht, dass man in den letzten Minuten seines Pferdes, mit dem man ja durchaus einige Jahre verbracht hat, sehen will, wie dieses Tier Angst hat. Ich finde deine Beschreibung des Ablaufs sehr schön und würde ich ein Pferd besitzen hättest du mir damit die Angst vor einem Metzger genommen. Schlachter klingt immer so brutal, aber ich denke, dass das der bessere Weg ist.
Ich weiß noch, dass ich früher ganz genauso gedacht habe. Ich kannte das Einschläfern vom Hund, das war sehr harmonisch und gar nicht schlimm. Also habe ich als kleine Schulpferdereiterin immer gesagt, dass ich ein Pferd niemals schlachten lassen würde. Ab und zu bekam man mit, dass ein Pferd zum Metzger ging und das fand ich schlimm.
Dann habe ich mein erstes eigenes Pferd bekommen und das war, weil ich auf genau diesem einen Ross bestanden hatte, alt und nicht so fit. Man wusste nie, wie lange es gut gehen wird. Gleichzeitig habe ich mein Praktikum in einer großen Pferdeklinik gemacht. Da wurde an 2 Tagen pro Woche wie am Fließband operiert.
Also habe ich in kürzester Zeit bei etwa 40 Pferden mit angepackt, wenn die abgelegt worden sind. Dort bekamen die eine starke Sedierung, eigentlich war denen alles egal. Dann wurden sie in der "Gummizelle" an die Wand gedrückt, mit der Tür und von mindestens 5 Mann fixiert. Das alles ließen die halb weggetreten mit sich machen.
Wenn dann die Narkose kam, und die wirkte in Sekundenschnelle, haben sie sich alle, wirklich alle massiv gewehrt und hatten Panik. Das war immer ein Kampf, bevor sie sich haben fallen lassen, weil das Mittel wirkte. Damals fing ich an zu zweifeln, ob das Einschläfern beim Pferd tatsächlich so gut ist. Und diese Pferde wurden behandelt wie rohe Eier, das waren zum Teil die damaligen internationalen Springstars,
Ich habe jeden der dort arbeitenden Tierärzte genervt, schließlich wollte ich, wenn es so weit ist, für mein Pferd das Beste. Dann kam der Tag, wo es sich komplett geklärt hat. Es wurden wieder einmal die Junghengste gelegt (also entmannt). Der bisherige Tierarzt hat das immer mit Sedierung und örtlicher Betäubung am stehenden Pferd gemacht.
Der Neue wollte aber nur bei Narkose arbeiten. Da habe ich zum ersten Mal gesehen, wie sich Pferde aufführen, die man ohne das entsprechende Equipment in der Klinik schlafen legt. Jetzt ist es immer etwas anderes, wenn ein Eingriff nötig ist. Da legt man ein Pferd natürlich in Narkose, wenn es sein muss.
Aber das Sterben sollte stressfrei sein. Als ich dann auch noch einen wirklich netten Pferdemetzger kennengelernt habe, was die Entscheidung gefallen. Bisher habe ich es nicht bereut, es so zu machen. Aber ich kenne auch einen Metzger, den würde ich nicht in die Nähe meiner Pferde lassen. Da würde ich dann auch den lieber den Tierarzt rufen.
Außerdem kennen meine Pferde alle das Fahren mit dem Hänger. Es stresst sie nicht, sie machen das gerne. Wenn ein Pferd noch transportfähig ist, geht es also. Wenn nicht, bleibt mir auch nur der Tierarzt. Besser als es leiden zu lassen ist es immer noch.
Außerdem hat man das Pferd danach nicht noch tagelang auf dem Mist liegen, bis endlich die Tierkörperverwertung kommt. Mit ist ein fachgerecht und respektvoll zerlegtes Tier, das im Zoo verfüttert wird, irgendwie angenehmer. Verbrennen, das lasse ich mit den Hunden machen, ist auch keine Alternative.
Es geht nicht um die Kosten. Aber das Pferd muss gevierteilt werden, damit es in "mehreren Portionen" den Ofen passt. Das finde ich auch gruselig. Aber das muss jeder mit sich selber abmachen. Wenn man von seinem Weg überzeugt ist, kann man seinem Pferd auch die entsprechende Ruhe und Sicherheit auf dem letzten Weg geben.
Warum lasst ihr die Tiere überhaupt töten, wenn ich fragen darf? Ich habe schon mehrere Haustiere gehabt und eines hatte auch eine Krankheit, an der es starb, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, die Tiere einschläfern zu lassen, weil ich hier nicht Herr über Leben und Tod spiele.
Und bei einem Pferd würde ich das auch nicht machen. Ich weiß, dass man Pferde früher manchmal getötet hat, wenn die sich was gebrochen haben, aber heute kann man das - habe ich gelesen - eigentlich wieder schienen und therapieren und da ist der Bruch kein Todesurteil. Und wenn das Tier eine Erkrankung hätte, würde ich es auch gegebenenfalls mit Schmerzmedikation natürlich sterben lassen.
Ganz einfach, ich lasse ein leidendes Tier nicht elendig verrecken, wenn ihm der Tierarzt keine Linderung mehr verschaffen kann. Mein erstes Pferd wäre beispielsweise im Alter von 25 Jahren schlichtweg verhungert. Das käme in der Natur nicht vor, da wäre es gefressen worden. Und der Amtsveterinär hätte das Verhungern garantiert nicht zugelassen. Es widerspricht Paragraf 1 des Tierschutzgesetzes.
Mein erster Hund hatte Krebs und Wasser in der Lunge. Das Tier konnte schon im Stehen kaum atmen, hinlegen konnte es sich gar nicht mehr. Soll man das etwa so lassen? Das Tier wird unweigerlich sterben. Muss es deshalb noch tagelang leiden?
Das schlimmste, was ich selbst jemals eingeschläfert habe, waren ein Hund und eine Katze. Der Hund hatte einen aufgebrochenen Tumor von der Größe eines Schnellhefters am Brustkorb. Das nässte, blutete und eiterte, die gesamten Rippen waren bereits aufgelöst.
Die Katze hatte einen Tumor in der mittlerweile auf der einen Seite völlig aufgelösten Maulhöhle. Das Auge war betroffen, der Tumor hatte das Hirn erreicht. Das Tier konnte kaum fressen, ständig traten Krämpfe auf. Das Sterben kann noch Monate dauern.
Einen meiner Hunde habe ich bei einer Vergiftung erlöst. Als klar war, dass sie es nicht schaffen wird und jetzt die Krämpfe einsetzen, habe ich ihr diese 2 Tage, die noch gekommen wären erspart. Warum hätte ich sie leiden lassen sollen. Erleichterung hätte ihr nur eine dauerhafte Narkose mit Beatmung verschafft. Was hätte die Maus davon gehabt?
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