Personen aus dem Umfeld als Maßstab für alles?

vom 03.04.2015, 00:27 Uhr

Seit einiger Zeit fällt mir auf, dass einer meiner jüngeren Cousins ein Problem hat. Offenbar glaubt er von allwissenden Umgeben zu sein, weil es in seiner Familie viele Akademiker gibt. Wenn ein Thema angesprochen wird, dann sagt er meistens direkt, dass er das prüfen wird. Mit prüfen meint er dann, dass er dasjenige Familienmitglied fragt, dass sich seiner Meinung nach am Besten mit dem Thema auskennt.

Und was Onkel XY als Allgemeinmediziner zu einer medizinischen Frage sagt, dass stimmt auch. Das ist dann halt so, auch wenn Onkel XY eigentlich keine Ahnung davon hat. Das gleiche macht er auch mit vielen anderen Fragen und auch ich bin schon Opfer seiner großen Überzeugung geworden. Ich habe ihm damals auch gesagt, dass er selbst nachlesen kann inwiefern das stimmen kann.

Davon war er nicht besonders überzeugt. Experten zu fragen ist vielleicht aber auch nicht unbedingt die schlechteste Möglichkeit. Schlimmer wird es, wenn man Dinge erfragt, die ganz individuell verlaufen. Vor kurzem verkündete er beispielsweise, dass es nicht sein könne, dass bei Schwangeren der Bauchnabel nach außen kommt (ein anderer Cousin wollte seine schwangere Freundin wegen dieser Tatsache nur noch ungern nackt sehen). Der Grund dafür wäre ganz einfach, als seine Schwester geboren wurde, war es bei seiner Mutter nicht so. Fertig.

Kennt ihr auch Personen die glauben in ihrem Umfeld Experten zu jedem Thema zu haben und dann glauben, alle Fragen damit beantworten zu können? Gehört ihr vielleicht auch zu den Personen die nach einer Behauptung direkt meinen den Pharmazeuten oder den Arzt in der Familie fragen zu können und die Antwort dann zu kennen? Wie seriös findet ihr das?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das hat man gern: Zuerst schwängern, und dann graust einem vor dem grässlich deformierten Bauchnabel! Aber ich schweife ab: Ich kann mir vorstellen, dass es bis zu einem gewissen Alter ganz normal ist, die Eltern oder andere Familienmitglieder aus der vorhergehenden Generation als Autoritäten in Fragen aller Art anzusehen. Wenn ein Kind eine Frage hat, verwirrt ist oder etwas nicht versteht, kommt es zu Mama oder Papa gelaufen und ist ganz verdattert, wenn die Eltern auch mal zugeben, keine Antworten zu haben.

Früher oder später dämmert jedoch den meisten, dass die Eltern auch nicht allwissend sind und es außerhalb der Familie ebenfalls zuverlässige und umfassende Informationsquellen gibt. Vielleicht dauert diese Phase länger, wenn es in der Sippe vor neunmalklugen Akademikern nur so wimmelt, oder dein Cousin ist einfach noch sehr jung und glaubt eher dem Papa oder dem Onkel, weil er diese schon so lange kennt.

Ich selber gehöre zur ersten Generation von Akademikern in meiner Familie. Das heißt aber natürlich nicht, dass ich jetzt die Autorität für alle Wissensfragen darstelle. Lebenserfahrung und generelle Klugheit spielen in meinen Augen eine viel größere Rolle als angelesenes Faktenwissen.

» Gerbera » Beiträge: 11319 » Talkpoints: 49,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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