Personal Trainer nicht vertrauen, weil er nie dick war?
Von einem Familienmitglied mit etwas mehr auf den Rippen muss man sich die letzte Zeit per Sprachnachrichten in WhatsApp immer anhören, dass sie abnehmen möchte und sich über einen Personaltrainer informiert hat.
Er war auch ganz nett, aber sie hat gesagt, dass sie findet, dass er keine Ahnung von der Materie hat. Er mag sportlich zwar erfahren sein, und auch wissen, was zu Essen auf den Tisch gehört und was nicht, aber sie ist der Meinung, dass er nie „dick“ war und damit auch keine Empathie dafür empfinden kann.
Er wisse halt nicht, wie es ist, dick zu sein, Schmerzen zu haben, den Schweinehund überwinden zu müssen und all die anderen Thematiken, die das Übergewicht mit sich bringen. Daher ist sie sich nicht sicher, ob sie ihm überhaupt vertrauen soll.
Findet Ihr es denn auch richtig, dass man einem Personaltrainer nicht vertraut nur weil dieser nicht „dick“ war? Oder denkt Ihr, dass Personaltrainer schon genau wissen, was richtig ist und man ihnen bedenkenlos vertrauen kann?
Ich kann diese Denkweise schon verstehen, aber sind wir mal ehrlich wie viele Menschen werden denn nun wirklich von total übergewichtig zu einem Personal Trainer? Da kann sie bestimmt lange suchen. Ich kenne schon einen, der etwas dicker war und dann so etwas gemacht hat, aber das dürfte einfach nicht oft der Fall sein und besser ist das bestimmt auch nicht, weil er total streng ist, einfach weil er weiß, wie es ist und er nicht mehr dick werden will.
Ich denke als Personal Trainer sollte man immer motivierend sein und da ist es völlig egal ob man mal dick war oder nicht, wenn diese Art der Motivation stimmt, dann passt es einfach und man kann sich selber dazu bringen etwas zu machen. Letztendlich ist es ja nicht von anderen Personen abhängig, sondern nur von einem selber und vielleicht hat sie so sehr Angst davor, dass sie nun einfach Gründe vorschiebt es nicht tun zu müssen.
Das klingt ja so, als wären schlanke Menschen automatisch sportlich, würden sich automatisch ausgewogen ernähren und wären natürlich immer super zufrieden mit ihrem Körper. Dicke jammern ja immer, dass man ihnen gegenüber Vorurteile hätte aber merken gar nicht, dass sie selber auch voller Vorurteile sind.
Meine Erfahrung mit ehemaligen Dicken im Sport ist ja, dass die oft radikaler sind. Das ist nicht unbedingt schlecht, schließlich habe sie es mit dieser Einstellung geschafft auf Normalgewicht, aber wenn man weniger radikal ist kann man da glaube ich nicht so wahnsinnig viel Empathie erwarten. Dein Schweinehund sagt, dass du keinen Sport machen willst heute? Der ehemals dicke Trainer hat seinen Sport aber durchgezogen, Schweinehund ist doch nur eine billige Ausrede.
Davon abgesehen, überleg dir mal wie bescheuert diese Denkweise in anderen Bereichen wäre. Männliche Gynäkologen sind zum Beispiel schon mal völlig raus und bei anderen Fachrichtungen muss man natürlich jedes Mal nachfragen. Hat die Orthopädin sich überhaupt schon mal das Außenband gerissen? Wie kann sie dann wissen was für den Patienten das beste ist? Hat sie überhaupt die nötige Empathie mit meinen Schmerzen?
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