Perfektionismus - Fluch oder Segen?
Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich ein kleiner Perfektionist bin. Ob es die Arbeit ist, der Haushalt oder sogar Hobbys - ich möchte, dass die Dinge immer möglichst gut gelingen. Auf der einen Seite ist das natürlich eine Motivation, sich Mühe zu geben und Dinge sorgfältig zu erledigen. Auf der anderen Seite merke ich aber auch, dass dieser Anspruch an mich selbst manchmal dazu führt, dass ich mich unnötig unter Druck setze und selten wirklich zufrieden bin.
Besonders im Alltag gibt es so viele Aufgaben, die einfach erledigt werden müssen, ohne dass man immer 100 Prozent geben kann. Da ist es manchmal schwierig, die eigenen Ansprüche runterzuschrauben und zu sagen: "Das reicht so." Ich glaube, dass Perfektionismus manchmal dazu führen kann, dass man Dinge zu lange vor sich herschiebt, weil man Angst hat, dass sie nicht perfekt werden könnten.
Wie ist das bei euch? Seid ihr auch perfektionistisch veranlagt, oder seid ihr eher der Typ, der sagt: "Hauptsache erledigt, egal wie"? Und wie schafft man es, diesen Drang zur Perfektion in gesunde Bahnen zu lenken, sodass er einen nicht ständig unter Druck setzt? Ich freue mich auf eure Gedanken dazu.
Warum muss man sich denn zwischen Perfektionismus und einem weniger guten Ergebnis entscheiden? Außerdem liegen zwischen perfekt und "Hauptsache erledigt, egal wie" doch Welten. Ich kann unglaublich perfektionistisch sein, aber das bin ich nicht immer. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass ich alles andere dann nur so hinrotze.
Schließlich ist es eine Frage der Kosten-Nutzen-Rechnung. Da finde ich das Pareto-Prinzip im Grunde ganz zutreffend. Es sind wahrscheinlich nicht immer genau 80 und 20 Prozent, aber über den Daumen gepeilt kommt das schon ziemlich gut hin.
Fangen wir bei meiner Arbeit an. Der durchschnittliche Auftraggeber bei mir zahlt für eine solide Leistung im oberen Qualitätsdrittel. Warum sollte ich da ein möglichst perfektes Ergebnis abliefern. Das wurde weder bestellt, noch wird es bezahlt. Alles zu geben, das wäre eindeutig zu meinem Nachteil. Wer mehr will, muss halt mehr bezahlen.
Genauso ist es beispielsweise bei der Hausarbeit. Das ist echt nicht mein Ding und mehr Kondo macht mich definitiv nicht glücklicher. Also reicht weitgehend sauber, schließlich mag ich meine Gesundheit, und halbwegs ordentlich. Hallo? Ich lebe dort und nicht dafür.
Andere sieht es aus, wenn andere von mir abhängen. Eine Qualitätssicherung in einer Gesundheitseinrichtung muss möglichst perfekt sein. Schließlich geht es Arbeitsplätze, einzelne Mitarbeiter und natürlich um die Schutzbedürftigen. Da reicht es nicht mehr, nur mal drüber zugucken. Meine Pferde haben eine sorgsame Ausbildung und natürlich eine entsprechend leichte und bewegliche Reiter in verdient. Da bin ich mir gegenüber sehr pingelig. Aber deshalb bringen mich Wasserflecken in der Spüle noch lange nicht in Wallung.
Kann wie alles im Leben Vor- und Nachteile haben, würde ich sagen. Wenn man vor lauter "Perfektionismus" etwa keinen Spaß mehr an seinen Hobbys hat, ist es zu viel des Guten, wenn andere Leute/fühlende Wesen an der eigenen Schlamperei und dem halbherzigen Rumgepfusche zu leiden haben, wäre ein bisschen mehr davon eher angebracht.
Ich stricke zum Beispiel manchmal ganz gern, aber auch ziemlich mittelmäßig. Soll ich jetzt das Nadelspiel in die Ecke pfeffern, weil mein zweites Paar Socken nicht so perfekt geworden ist wie etwa das 500. Paar, das meine Oma selig gestrickt hat? Da würde ich mir nur selber den Spaß verderben. Auch im Job halte ich es mit dem schon erwähnten Pareto-Prinzip. Den Großteil des Ergebnisses erzielt man mit mittelprächtigem Engagement, die übrigen 20 oder so Prozent erfordern unverhältnismäßig viel Fummelei. Ich bin schon lange dem Prinzip der bezahlungsgerechten Leistung auf der Spur, und bei meinem Gehaltszettel kriege ich das problemlos hin.
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