Peinlich wenn eigene Kinder besser Kopfrechnen als ihr?
Manchmal haben wir in der Arbeit ein paar Leerlaufphasen. Die nutzt meine Kollegin zum Beispiel damit um mehr oder weniger übungshalber Mathematikaufgaben im Kopf zu rechnen. Zum einen macht sie das um ihr Gehirn zu trainieren und zum anderen sagt sie, dass es ihr definitiv peinlich wäre wenn ihre derzeitigen Grundschulkinder irgendwann besser Kopfrechnen könnten als sie.
Damit ist sie allerdings offensichtlich die Einzige in meinem Bekanntenkreis die tatsächlich ein Interesse daran hat auch anspruchsvollere Rechnungen im Kopf zu rechnen. Im Allgemeinen lässt sich nämlich in meinem Umfeld beobachten, dass gleich das Handy rausgeholt oder der PC-Taschenrechner aktiviert wird, wenn die Rechnung ein wenig komplizierter zu sein scheint. Kaum jemand hat noch die Motivation die Rechenaufgabe im Kopf zu rechnen.
Wie denkt ihr darüber, ist es euch wichtig gut Kopfrechnen zu können bzw. mit euren Kindern dabei mitzuhalten? Rechnet ihr auch anspruchsvollere Aufgaben im Kopf oder greift ihr gleich zum Taschenrechner?
Dieses Thema beschäftigt mich gerade sehr! Mein Sohn geht in die erste Klasse und sieht mich noch ehrfürchtig an, wenn ich 20+13 im Kopf löse, aber was wird in den höheren Klassen? Ich war und bin schon immer grottenschlecht in Mathe gewesen. Meine Veranlagung liegt definitiv im künstlerischen Bereich, während Zahlen für mich ein Rätsel bleiben.
Ich möchte jedoch für meinen Sohn ein vertrauenswürdiger und sicherer Ansprechpartner bleiben, seien es private Sorgen oder die Hausaufgaben. Daher hatte ich mir fest vorgenommen, einfach mit zu lernen, wenn er zuhause seine Hausaufgaben macht. Derzeit sitze ich sowieso dabei und hoffe, dass ich das so beibehalten kann. Aber ich weiß, er wird mich irgendwann überflügeln und das ist auch gut so, denn mit meinen Mathekenntnissen würde er nicht weit kommen.
Peinlich ist mir das allerdings nicht. Vielleicht tauschen wir irgendwann die Rollen und er kann mir die Rätsel der Mathematik etwas besser erläutern. Mir ist es manchmal unangenehm, wenn ich etwas nicht lösen kann, was andere noch im Kopf ausrechnen, weil ich es auch gerne können würde, aber es ist mir nun mal nicht gegeben.
Ich habe mich als Kind immer gefreut, wenn ich etwas besser konnte als die "Großen" und jetzt als Erwachsene finde ich es eher "peinlich", wenn andere Erwachsene ein Problem damit haben, dass auch Kinder mal etwas besser können. Wovor fürchtet ihr euch? Dass eure Kinder euch nicht ewig als allmächtig und allwissend ansehen? Das kommt sowieso noch früh genug.
Ich verstehe das Gewese auch nicht, welches ausgerechnet um Kopfrechnen gemacht wird. Mein Vater hat mir vor 30 Jahren auch gepredigt, dass Taschenrechner nicht "gilt" und dass aus mir nur etwas wird, wenn ich die Quadratzahlen bis 25 auswendig kann. Ich finde zwar schon, dass zumindest ein paar Grundlagen wie Dreisatz und das berühmte Einmaleins im Kopf stattfinden sollten, wenn man einfache Alltagstätigkeiten wie Kochen oder Einkaufen ohne Betreuung beherrschen möchte.
Aber wenn man sichergehen will, und es nicht gerade darum geht, zwei zweistellige Zahlen zu addieren, finde ich es ganz normal, den Taschenrechner zu zücken, den mittlerweile jeder dabei hat. Der vertut sich nämlich nicht und nur um zu beweisen, dass mein Gehirn noch da ist, fallen mir interessantere Dinge ein als Kopfrechnen.
Meine Kinder sind nun schon größer, aber die Gefahr bestand nie, dass sie besser kopfrechnen könnten als ich. Dafür haben sie in der Schule viel zum oft den Taschenrechner benutzen dürfen. In den höheren Klassen ist das Kopfrechnen auch nicht mehr so wichtig wie in der sechsten Klasse, wenn es ums Kürzen von Brüchen geht. Oder in der siebten und achten Klasse, in denen man hier in unserem Bundesland den Taschenrechner noch nicht benutzen darf.
Ich fände es aber auch nicht peinlich, wenn die Kinder das besser gekonnt hätten als ich. Im Gegenteil, ich wäre wahrscheinlich sogar stolz darauf gewesen. Es gibt so einige Dinge, die gerade kleine Kinder im Allgemeinen besser können als Erwachsene. Sie schlagen die Großen zum Beispiel meistens im Memory, weil sie noch eher in Bildern denken und sich noch nicht bewusst etwas merken.
Meine Kinder können viele Dinge besser als ich. Ich bin zum Beispiel überhaupt nicht sprachbegabt, sodass ich wesentlich schlechter Englisch sprechen kann als meine Kinder, die schon früh englische Filme gesehen und englische Bücher gelesen haben. In Latein war ich anfangs ganz gut, aber bei Ovid hat es dann schon in meiner Schulzeit nicht mehr so geklappt, während mein mittlerer Sohn bei Ovid keine Problem hat.
Auch Tischtennisspielen kann ich nicht so gut, oder Pokern oder Gitarrespielen oder 100-Meter-Lauf. Ich kann auch nicht so gut schwimmen, elektrische Schaltungen bauen oder so gut Pogo tanzen.
Warum sollte Kopfrechnen da so hervorgehoben werden? Warum sollte es mir peinlich sein, in manchen Gebieten schlechter zu sein als meine Kinder? Das Gefühl kenne ich nicht.
Die elterliche Begleitung bei den Hausaufgaben hört eh irgendwann mal auf oder sollte aufhören. In den ersten Klassen zeigen einem die Kinder natürlich noch gern und stolz ihre Arbeiten, aber ab der Vorpubertät ist das nach meiner Erfahrung eher die Ausnahme.
Ich wäre da eigentlich eher stolz darauf, wenn meine Kinder so toll rechnen können. Ich bin selber eher eine Niete in Mathe. Sicherlich habe ich nun keine Probleme damit so ein paar Sachen im Kopf zu berechnen, allerdings bin ich wie gesagt einfach nicht so ein Mathegenie und daher würde ich mich freuen, wenn meine Kinder es damit leichter hätten. Wobei ich mir absolut vorgenommen habe, von Anfang an mit zu machen, was das Lernen in der Schule angeht, auch um meinen Kindern helfen zu können und nicht erst Hilfe holen zu müssen.
Ich bin auch kein so großes Mathegenie und habe mich auch nie so richtig fürs Kopfrechnen bzw. die Mathematik allgemein interessiert. Ich fand es damals ehrlich gesagt schon ein bisschen blöd als ich selbst das kleine und große Einmaleins in der Schule erlernen sollte und meine Mama dann mit dem Taschenrechner neben mir gesessen ist und die Ergebnisse mit dessen Hilfe überprüft hat. Gleichzeit wollte sie mich aber davon überzeugen wie wichtig es doch sei das Einmaleins auswendig zu können. Das war ein Widerspruch in sich, der mich innerlich schon aufgeregt hat.
Bei den Hausaufgaben meiner Tochter versuche ich schon so mitzurechnen bzw. auch die vorgegebenen Rechenwege zu befolgen anstatt einfach den Taschenrechner zu bemühen. Wir überprüfen nur im Anschluss dann oft gemeinsam noch einmal mit dem Taschenrechner das Ergebnis. Auch im Alltag versuche ich oft ohne Taschenrechner auszukommen, wenn ich zum Beispiel ein Kochrezept umrechnen muss oder beim Einkaufen den Einkaufspreis grob überschlage / Rabatte ausrechne.
Meiner Meinung nach kann man seinem Kind da schon ein Vorbild sein und nicht aus Bequemlichkeit immer gleich zu Hilfsmitteln greifen, wenn es die Zeit zulässt - ausgenommen natürlich Menschen die tatsächlich eine Diskalkulie haben.
Als peinlich würde ich es trotzdem nicht empfinden wenn meine Tochter sich mal leichter tun würde in mathematischen Berechnungen als ich. Ich würde mich freuen wenn sie da besser zurecht kommen würde als ich. Bisher sieht es allerdings so aus, als hätte sie da tatsächlich meine Gene.
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