Patenschaft ablehnen, wenn man nicht möchte?

vom 23.10.2014, 20:34 Uhr

Eine Freundin von mir wünscht sich mit ihrem Freund bald Kinder und hat sich darüber auch schon mit mir unterhalten. Sie wollte schon immer Kinder haben und nun hat sie und auch ihr Freund einen guten Job und sie können sich Kinder leisten. Als wir auf das Thema zu sprechen kamen, meinte meine Freundin dann auch, dass ich dem Kind sicherlich eine gute Patin wäre. Mein Freund wäre ja auch sehr kinderlieb und außerdem wären wir dann in direkter Nähe. Als Patenonkel sollte der Bruder ihres Freundes herhalten, dieser aber wohnt weiter weg und sie sehen sich nur selten.

Ich selbst habe mir nicht so viel dabei gedacht, aber jetzt wo das Thema allmählich so aktuell zu sein scheint, mache ich mir langsam ein bisschen Sorgen. Ich denke nämlich, dass ich ganz im Gegensatz zu ihren Erwartungen keine gute Patin wäre. Eigentlich weiß meine Freundin, dass ich keine Kinder möchte und dass ich Kinder prinzipiell eher nervig finde, wenn sie schreien und Aufmerksamkeit brauchen. Aber bei Frauen die Kinder haben ist es immer das gleiche, irgendwie nehmen sie immer an, dass alle Welt ihr Kind süß und schnuckelig findet und nur anderer Leute Kinder sind nervig, nie die eigenen. So scheint auch meine Freundin zu denken.

Daneben hat meine Freundin mit ihrer Ausbildung ja sehr schnell einen Job bekommen, ich studiere aber noch und werde danach promovieren. Es wird also noch einige Jahre dauern, bis ich ordentlich verdiene und bis dahin kann ich mir jetzt auch keine großzügigen Geschenke für das Patenkind erlauben, wie das ja immer erwartet wird. Mein Freund hat auch ein Patenkind und schenkt ihm auch immer was zum Geburtstag und zu Weihnachten, aber das könnte ich mir dann auch nicht immer erlauben. Daneben bin ich eben kein großer Kinderfan und hätte keine Lust das Kind dauernd zu besuchen und mit ihm zu spielen. Da hilft es auch nicht, dass ich in der Nähe wohne. Auch die Vorstellung das Kind aufzuziehen, wenn meiner Freundin was passiert, lässt mich nicht gerade vor Freude aufspringen.

So direkt gefragt worden bin ich ja aber noch nicht, ich denke, dass wird wohl erst eintreten, wenn das Kind erstmal da ist. Nichts desto trotz, mache ich mir jetzt schon meinen Kopf und frage mich, ob man eine Patenschaft denn so einfach ablehnen kann. Ist das moralisch vertretbar oder würdet ihr das nicht wagen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich würde sie an deiner Stelle einfach mal in einer ruhigen Minute darauf ansprechen. Du bist wirklich nicht die Frau, die man sich eigentlich für sein Kind als Patin vorstellt und so kann der ausschlaggebende Punkt wohl nur dein Freund gewesen sein, aber ich würde einfach ganz klar sagen, dass das für dich nicht geht und du das nicht machen möchtest. Es ist ja auch so, dass man dann den Kontakt zum Kind suchen muss und ich denke nicht, dass du das machen willst. Zumal du auch jetzt schon nur negative Punkte beim Argumentieren findest. Ein Gespräch ist also sehr wichtig.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich bin gerade in einer ähnlichen Situation. Eine Freundin von mir aus Schulzeiten plant zur Zeit Nachwuchs mit ihrem Freund und sagen wir mal so, die beiden befinden sich zur Zeit im Produktionsprozess, aber es hat noch nicht geklappt. Ich telefoniere häufiger mit meiner Freundin und sie erwähnte mal am Telefon, dass sie mich als Patin haben will. Ich würde das unter Umständen schon machen, aber ich finde, ich wohne (mit 270km) zu weit weg und könnte gar keine richtige Ansprechperson für das Kind sein.

Außerdem spielt auch die moralische Seite eine Rolle, ich finde nämlich Kindstaufen generell falsch und bin der Ansicht, dass jeder Mensch selbst entscheiden sollte welcher Religion er angehören möchte. Ein Säugling ist in meinen Augen allerdings nicht dazu in der Lage, sodass ich dieses Konzept auch nicht unterstützen möchte indem ich Patin werde.

Noch dazu kommt, dass sie selbst evangelisch ist und ihr Freund katholisch. Ich bin aber weder das eine noch das andere und auch gar nicht getauft. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass ich überhaupt als Patin zugelassen werden würde, höchstens als Taufzeugin. Das habe ich meiner Freundin auch gesagt, alledings ist sie in dieser Hinsicht sehr optimistisch und meinte, sie würde den Pfarrer schon irgendwie "überreden" können.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Die Aufgaben eines Paten oder einer Patin gehen doch weit über das Beschenken hinaus. Das Beschenken ist doch eher die moderne Form, sich von den Pflichten einer Patenschaft freizukaufen. Egal ob mit oder ohne Kirche, ein Pate sollte immer ein Ansprechpartner für Kind und Eltern sein und zumindest auf die menschlich-moralische Entwicklung, in der religiösen Form auch auf die religiöse Entwicklung Einfluss nehmen.

Wenn man als das Patenamt ernst nimmt, dann sollte man ganz sicher ablehnen, wenn man die Aufgabe nicht übernehmen möchte. Das ist dem Kind und den Eltern gegenüber nur fair. Und selbst ob man, falls das so gewünscht wird, ein reiner Geschenkeonkel oder eine Geschenketante werden soll, muss man sich sicher nicht nur über die Ehre freuen und zwangsläufig annehmen.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Man sollte nur Pate werden, wenn man das auch wirklich selbst will. Denn es geht, wie cooper75, schon schrieb, nicht darum, dass man regelmäßig ein Geschenk für das Kind hat. Und wenn man selbst mit Kindern nicht viel anfangen kann und keinen eigenen Nachwuchs möchte, dann sollte man eine Patenschaft auch ablehnen.

In deinem Fall liegt die Ursache für den Wunsch deiner Freundin eher bei deinem kinderlieben Freund. Nur was wäre, wenn er nicht mehr dein Partner ist? Dann hast du, um es mal krass zu sagen, die Patenschaft an der Backe, die du ja gar nicht wolltest. Also sag es deiner Freundin ehrlich, dass du dieses Amt nicht übernehmen willst.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Soweit ich weiß gibt es Patenschaften doch nur für Kinder, bei denen die Eltern sich entschließen das Kind taufen zu lassen und für den Job werden dann auch nur Kirchenmitglieder zugelassen. Ich würde deshalb also eh nicht für eine Patenschaft in Frage kommen und ich kenne tatsächlich auch niemanden, der es gut findet ein Kind bei einer Kirche anzumelden bevor es dazu überhaupt eine Meinung haben kann.

Für mich wären es wohl schon moralische Gründe, aus denen ich eine Patenschaft ablehnen würde. Ich finde die Indoktrination von Kindern ganz schlimm und weiß, was für Folgen das haben kann. Eine Taufe ist der erste Schritt auf diesem Weg und ich könnte da nicht daneben stehen und gute Mine zum bösen Spiel machen. Wenn jemand möchte, dass ich Zeit mit seinem Kind verbringe, kann er auch einfach so fragen, ohne mich praktisch offiziell dazu zu verpflichten.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Patenschaften kennen auch andere Glaubensformen und auch völlig ohne christlichen Hindergrund sind Patenschaften möglich. Sie werden dann eben in keinem Kirchenbuch eingetragen. Viele Eltern wählen Paten aus, damit das Kind in einem bekannten und gesicherten Umfeld aufwächst, falls ihnen etwas zustößt. Die Patenschaft allein ist dazu nicht rechtlich bindend. Das wird dann separat im Testament festgehalten. Auf diesem Weg haben auch Menschen, die mit dem Kind nicht verwandt sind, die Möglichkeit elterliche Sorge zu übernehmen, wenn von Seiten des Jugendamts keine relevanten Bedenken bestehen.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich finde es moralisch nun nicht verwerflich, wenn du die Patenschaft für ein Kind ablehnst. Natürlich kann es durchaus passieren, dass du dann negative Antwort auf die Ablehnung von deiner Freundin und ihrem Freund bekommst.

Immer hin machen sich die Eltern des Kindes auch Gedanken, wer als Pate für ihr Kind infrage kommen könnte und vor allem, wer sich gut um das Kind kümmern würde und als guter Pate herhalten könnte. Einen Paten sollte man auf jeden Fall aus ­gute Kriterien heraus wählen und nicht nur, weil man mit dem zukünftigen Paten gut befreundet ist.

Ich selber habe auch schon eine geplante Patenschaft abgelehnt, und zwar wurde ich von meinem angeheirateten Onkel und seiner Freundin gefragt, ob ich Pate von dem neugeborenen Sohn werden wollen würde. Ich habe aber generell kaum Kontakt zu den beiden Personen und ich wurde nur gefragt, da es zu diesem Zeitpunkt so war, dass wir uns drei Mal in der Woche gesehen haben.

Aber da ich wusste, dass der Kontakt nicht lange anhält und ich den Draht auch nicht so zu den beiden Personen hatte, habe ich die Patenschaft abgelehnt. Natürlich war mein Onkel sehr enttäuscht, seine Frau sah meiner Ablehnung eher gelassen entgegen. Ich habe meinem Onkel aber erklärt, dass der Kontakt zu sporadisch ist und es sicherlich eine bessere Patentante für das Kind gibt.

Und an deiner Stelle würde ich solch eine Patenschaft auch ablehnen. Wenn du sowieso keinen großen Draht zu Kindern hast und, dass Geschreie und das Gebrülle nervig findest, und deine Ablehnung Kindern gegenüber einfach zu groß ist, dann wäre es schon richtig, so eine Patenschaft abzulehnen. Das Patenkind wird nicht viel davon haben, wenn du als Pate eingetragen bist, wenn du keine Lust auf solch eine Patenschaft hast.

Ein Pate hat mehr oder weniger auch Verpflichtungen dem Kind gegenüber, auch, wenn sie nirgends geschrieben stehen. Wenn du aber keine Lust, keine Zeit und kein Geld hast eine Patenschaft für ein Kind zu übernehmen, dann solltest du es wirklich ausschlagen. Sicherlich werden deine Freundin und ihr Mann einen anderen Paten finden, der sich besser um das Patenkind kümmern wird und kann.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Crispin hat geschrieben:Auch die Vorstellung das Kind aufzuziehen, wenn meiner Freundin was passiert, lässt mich nicht gerade vor Freude aufspringen.

Ich frage mich immer wieder, warum so viele Leute glauben, die Paten wären die erste Option, das Kind großzuziehen, wenn denn Eltern etwas passiert. Das ist völliger Unsinn. Die Paten hätten im Ernstfall nicht mal einen rechtlichen Anspruch auf das Sorgerecht für die Kinder. Das Jugendamt wird da tätig werden und zu allererst Familienmitglieder wie Großeltern, Onkel und Tante in Betracht ziehen.

Die allererste Aufgaben eines Paten im herkömmlichen Sinne ist es, für die religiöse Erziehung des Kindes zu sorgen. Da haben wir auch schon den Grund, warum ich persönlich ein solches Angebot so oder so ablehnen müsste. Ich bin katholisch, aber nicht gefirmt, und die katholische Kirche lässt nur Leute als Taufpaten zu, bei denen das der Fall ist. Gläubig bin ich ohnehin nicht und es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass ich in naher Zukunft aus der Kirche austrete, dann käme ich ja erst recht nicht mehr in Frage.

Viele Eltern sind heutzutage auch nicht mehr gläubig und wollen trotzdem Paten für ihr Kind, aber das finde ich dann irgendwo auch albern. Wenn es nicht um die Religion geht, dann kann man auch darauf verzichten. Falls man unbedingt jemanden haben möchte, der als Pate fungiert, kann man das dann auch ohne Taufe privat vereinbaren.

Wie auch immer, wenn man seine Gründe hat, dann finde ich es nicht verwerflich, die Patenschaft abzulehnen. Es ist sogar besser, denn das Kind hat doch am Ende nichts davon, wenn diese Aufgabe jemand übernimmt, der es eigentlich gar nicht will. Gute Freunde sollten dafür auch Verständnis haben und diese Entscheidung nicht nachtragen.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


"Als Patenonkel herhalten"- an deiner Weise, wie du dich ausdrückst, merkt man schon, dass du kein wirkliches Interesse an dem Amt hast und dass du im Grunde das Amt der Patin nur als lästige Pflicht und nicht als Berufung ansiehst. Somit klärt sich die Frage von selber. Bedanke dich für das großzügige Angebot und finde eine nette Ausrede, dass du das Amt nicht übernehmen muss. Sollte die Betroffene nicht darauf einsteigen, so musst du eben zur Wahrheit greifen und klipp und klar sagen, dass du mit dieser Aufgabe überfordert bist.

Wenn es dich tröstet- ich habe ebenfalls selber Kinder, arbeite mit Kindern, aber ein Patenamt kam für mich bisher nie in Frage. Ich habe auch schon einmal ein Angebot dankend abgelehnt und dort hatte ich aber Gott sei Dank die gute Begründung, dass ich sehr einkommensschwach war und dem Patenkind einfach nichts bieten konnte. Wie sich heraus stellte, war es eine gute Entscheidung, denn wenig später haben wir uns sehr gestritten und ich bin drauf gekommen, was sie für ein schlechter, intriganter Mensch ist.

Ein anderes Beispiel aus meiner direkten Bekanntschaft ist ebenfalls, dass einfach ein langjähriger Freund als Pate für das Kind genommen wurde, anstatt der eigene Bruder, nun haben sich die Eltern mit dem langjährigen Freund gestritten und müssen nun doch das Amt dem Bruder umschreiben lassen. Solche Dinge sind immer sehr, sehr peinlich und tun auch dem Kind nicht gut. Denn oft sind die Kinder schon in einem Alter, in denen sie schon mitbekommen, was abläuft und verstehen aber dann nur, dass die Paten keinen Kontakt pflegen, aber verstehen nicht warum und suchen die Schuld bei sich.

Außerdem ist es ja so, dass die Paten (oder wie man bei euch sagt) dann, wenn die Eltern- Gott bewahre- aus irgendwelchen Gründen nicht mehr für die Kinder sorgen können, die Kinder dann bei sich aufnehmen und so quasi die Eltern ersetzen, wie du es bereits geschrieben hast. Das ist nicht nur dummes Gerede, sondern wird bei uns in der Umgebung tatsächlich so durchgeführt und man wird schon schräg angesehen, wenn man als Pate oder Patin dies ablehnt.

Also nur, weil man freundlich sein möchte, sollte man so eine Aufgabe auf keinen Fall annehmen. Man muss sich darüber bewusst sein, dass es wirklich ein wichtiges Amt ist, dass man dann auch nicht so einfach wieder abgeben kann. Auch ist es wichtig, dass es Menschen sind, bei denen es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass man sich eines Tages aus den Augen verliert oder nicht mehr versteht. Deshalb nimmt man am besten einen engen Verwandten. Wenn dieser natürlich auch kein Interesse hat, ist das selbstverständlich auch nicht gerade sinnvoll.

Also die einzig richtige Entscheidung für dich ist auf jeden Fall, dass du das Amt ablehnst. Du wirst sehen, dass du das auch nicht bereuen wirst. Und sollte eure Freundschaft nur wegen der Ablehnung des Patenamtes zerbrechen, würde ich dir empfehlen, dass du dir in Zukunft andere Freunde aussuchst.

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