Patenkind meines Partners - wie damit umgehen?
Ich möchte gerne Eure Meinung zu folgendem Problem hören, weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Ich, 34, bin seit ca. 10 Monaten mit meinem Freund, 36, zusammen. Vor ein paar Monaten waren wir bei den Eltern meines Freundes zum ersten mal zu Besuch. Dabei waren auch die Schwester meines Freundes und ihr Kind (sein Patenkind). Diese wohnen gleich direkt neben den Eltern.
Während des Besuches ist mir aufgefallen, dass ich mir total verloren vorkam und überhaupt nicht einbezogen in das ganze Geschehen, da ich quasi von Freitag auf Sonntag nur allein auf dem Sofa gesessen habe. Kein Paargefühl, nichts. Mein Partner saß im einzelnen Sessel und kam nicht auf die Idee, sich mal zu mir zu setzen. Er war sehr oft anderweitig beschäftigt.
Dazu kam dann noch die Präsenz des Patenkindes mit dem ich leider nicht viel anzufangen weiß. Es geht schon beim Frühstückstisch los, dass das Kind am Pullover meines Freundes zieht, spielen möchte, obwohl wir beim Essen sind. Ich weiß nicht, ob das normal ist bzw. was ich dazu sagen soll. Dann geht es weiter mit auf dem Sofa rumspringen, sowie mit Mensch ärgere dich nicht spielen. Die beiden haben sich verbündet um mich "rauszuschmeißen" usw. klar, es ist nur ein Spiel aber ich habe mich stets ausgeschlossen gefühlt, ich kam mir vor wie das 5. Rad am Wagen oder besser gesagt wie auf dem Abstellgleis. Immer geht es nur um die beiden.
Ich weiß weder mit dem Kind noch mit der Fixiertheit meines Partners auf dieses Kind umzugehen. es kam oft vor, dass er mir Videos oder Bilder von dem Kind schickte, obwohl ich es damals noch nicht einmal kannte. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll? Ich habe einfach null Bezug zu dem ganzen Thema. Kinder sind generell nicht so meins. Aber mir der Fixiertheit von ihm auf das Kind kann ich noch weniger anfangen.
Meine Frage: wie kann ich mich hier abgrenzen? Ich möchte nicht noch einmal bei den Eltern übernachten, um der Situation nicht ausgeliefert zu sein, 3 Tage lang das Patenkind nonstop sehen zu müssen. Mir ist das einfach zu viel. für mich ist alles fremd, das Haus, die Leute, die Familie. Versteht ihr das?
Ich hatte mir überlegt, Wellness machen zu gehen, wenn er sich mit dem Patenkind beschäftigen möchte. oder etwas anderes zu tun. Habt ihr irgendwelche Ideen? Denkt ihr, mein Partner sollte trotzdem mal Grenzen ziehen? Ich habe mit Kindern leider null Erfahrung.
Ich freue mich auf eure Tipps, Ratschläge und Hinweise.
Zunächst mal finde ich es ganz normal, dass man sich in einer neuen Familie etwas ausgeschlossen fühlt. Natürlich kennt man niemanden. Es wäre selbstverständlich schön, wenn die einzelnen Familienmitglieder versuchen, einen kennenzulernen, sich für einen interessieren und einen in Gespräche verwickeln. Du schreibst gar nichts von seinen Geschwistern oder Eltern und wie diese mit dir umgegangen sind.
Du schreibst nur, dass du das ganze Wochenende auf der Couch gesessen bist. Das klingt ein wenig so, als ob du deinerseits gar nicht versucht hast, Anschluss zu finden. Ich würde nun nicht erwarten, dass mein Partner sich sehr bemüht, ein "Paargefühl", wie du es genannt hast, aufzubauen, wenn die ganze Familie um einen rum ist. Viele mögen keine demonstrative Zweisamkeit, wenn sie nicht zu zweit sind.
Außerdem finde ich es ganz normal, dass sich das Kind auf seinen Onkel gefreut hat, wenn sich die beiden gut verstehen. Gut, dass es den Onkel beim Essen stört, ist nicht wirklich wohlerzogen. Aber es ist normal. Da ihr das ganze Wochenende dort verbracht habt, gehe ich mal davon aus, dass sich die beiden nicht allzu häufig sehen. Nette Menschen, die nur recht selten da sind, sind immer aufregend für Kinder.
Könnte es sein, dass du von der Begeisterung deines Freundes für das Kind eingeschüchtert bist, weil du Angst hast, dass er sich auch Kinder wünscht? Du scheinst davon zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sehr angetan zu sein oder du wünscht dir vielleicht überhaupt gar keine Kinder.
An deiner Stelle würde ich zunächst mal mit deinem Freund reden. Sag ihm, wie du dich an dem Wochenende gefühlt hast. Wenn du es einfach ablehnst, noch einmal dort hinzufahren, wird er denken, dass du seine Familie nicht magst. Frag ihn, ob er sich Kinder wünscht. Vielleicht genießt er die gelegentliche Onkelrolle viel mehr als er tatsächlich selber Vater sein will und du machst dir umsonst Sorgen.
Wenn ihm seine Familie und sein Patenkind aber sehr wichtig sind, solltest du dich davon nicht nach einer schlechten Erfahrung so distanzieren. Das braucht doch auch Zeit mit anderen Menschen warm zu werden. Selbst mit dem Kind könntest du warm werden, wenn du dich darauf einlässt.
Aber du brauchst natürlich nun auch nicht jedes Wochenende mit seiner Familie verbringen. Nur sollte er eben wissen, warum das so ist. Dass es nicht an seiner Familie an sich liegt. Sondern, dass du eben mehr Zeit brauchst, um dich dort wohlzufühlen und du es langsamer angehen lassen willst.
Mich würde interessieren, was denn der Freund zu dem Thema gesagt hat, ihr habt ja sicher darüber mal gesprochen. Als zweites fällt mir auf, dass du erwähnst, in fast einem Jahr ein Wochenende dort verbracht zu haben, und das ist nun auch schon einige Monate her. Wie kommt es, dass das Thema plötzlich für dich wieder aktuell ist? Steht denn bald wieder ein Besuch an?
Ich denke auch, wie Bienenkönigin schon andeutete, dass da noch andere Gedanken und Themen hinterstecken könnten, die sie alle schon ausgeführt hat. Zumal es dich ja sehr zu beschäftigen scheint. Oberflächlich betrachtet würde ich dir ansonsten auch raten, beim nächsten Besuch einfach mehr auf die anderen Familienmitglieder zu zugehen und dort Anschluss zu finden. Oder hattest du vielleicht das Gefühl, dort nicht erwünscht zu sein?
Generell kann ich dich aber wirklich sehr gut verstehen, ich finde solche Verwandtenbesuche auch ganz schlimm, egal, wie nett die Leute sein mögen, aber viele neue fremde Menschen, die sich alle schon immer kennen und dazu noch Kinder, sind für mich auch total anstrengend.
Für mich klingt das nach einer Mischung aus Überforderung, Unsicherheit, Angst und auch ein bisschen Traurigkeit. Du schreibst, dass du nicht weißt wie du damit umgehen sollst, weil Kinder generell nicht so deins seien.
Vielleicht begründet sich das darauf, dass du keine Erfahrung mit Kindern hast? Hinzu kommt, dass die Familie deines Freundes ja noch völlig fremd für dich ist. Alle fallen in ein vertrautes Muster, wenn sie aufeinander treffen, wissen genau, wie sie sich verhalten müssen. Das ist bei dir noch nicht so. Deine Rolle in der Familie ist dir noch nicht so ganz klar. Da sind die Eltern, die Schwester mit dem Enkelkind und der große Sohn. Eine Schwiegertochter in spe gehört nun zwar auch zur Familie, aber ist erst kürzlich dazu gestoßen und muss sich ihren Platz und Respekt der Familie erst noch erkämpfen.
Scheinbar lässt man dich damit auch so ein bisschen alleine, was das Ganze auch nicht einfacher macht. Und so wie ich das verstehe, haben dein Freund und das Patenkind (vor allem, weil er auch noch der richtige Onkel zu dem Kind ist), bereits vor deinem Auftauchen eine innige Beziehung zueinander gehabt.
Dass sie dich beim Spielen ausgeschlossen haben, ist sicher nicht bewusst geschehen und war sicher auch nicht böswillig gemeint. Es zeigt dennoch ganz deutlich, dass du noch nicht in dieser Familie "angekommen" bist. Das ist nichts Schlimmes und am Anfang einer Beziehung ganz normal.
Dein Freund hat dich jedoch zu seiner Familie mitgenommen, das ist ein gutes Zeichen für eure Beziehung. Deshalb würde ich nicht die Flinte ins Korn werfen und mich nun zukünftig zurück ziehen.
Auf jeden Fall musst du mit deinem Freund reden und ihm von deinem Gefühlen berichten. Zieh dich bitte nicht einfach zurück, sondern versuche aktiv etwas zu unternehmen. Schlage doch mal vor, dass ihr zu dritt mit dem Kind etwas unternehmt. Je nachdem wie alt das Kind ist, geht ins Schwimmbad, spielt Volleyball, Fußball, geht einen Indoorspielplatz besuchen, egal was! Hauptsache es macht Spaß.
Versuche dich mit dem Kind auseinander zu setzen. Das wird deinen Freund sicher sehr freuen und ganz sicher werden das auch die Eltern deines Freundes und die Schwester mitkriegen, wenn das Kind dich mag. Das lässt dich dann gleich um etliche Sympathiepunkte bei der Familie deines Freundes steigen. So kommst du gleich viel besser in die Familie, wenn du ihnen sympathisch bist und wirst dich irgendwann nicht mehr allein und ausgestoßen fühlen.
Denke aber daran: Vertrauen zu erarbeiten dauert seine Zeit! Hab Geduld und verzweifle nicht gleich. Du bist auf gutem Wege bald zu einer neuen Familie zu gehören (Abgesehen von der eigenen. Die verliert man dadurch ja nicht ).
Bienenkönigin, vielen Dank für "Deine Gedanken" zu meinem Post.
Nein, eingeschüchtert bin ich von der Begeisterung meines Freundes nicht. Es ist eher so, dass ich das gar nicht nachempfinden bzw. teilen kann, weil ich selbst anders "ticke". Deswegen kann ich auch mit den Videos oder Bildern von dem Kind nichts anfangen.
Deinen Ansatz mit der "demonstrativen Zweisamkeit" finde ich super. Ich denke, Du triffst den Nagel auf den Kopf! Das ist ein Punkt, den ich mir vorher so nicht erklären konnte.
Natürlich habe ich mich auch mit seinen Eltern unterhalten, der Schwester und dem Opa - alles nette Leute. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass er und das Patenkind "Hauptakteure der Veranstaltung" sind. Und ich kann mich leider für das Thema Patenkind leider wenig begeistern bzw. dazu nicht viel beitragen.
Ich denke, Du hast Recht und ich brauche einfach mehr Zeit, um mich dort wohl zufühlen. 3 Tage mit Übernachtungen bei den Eltern inkl. Besuch von der Schwester und deren Mann, dem Patenkind, dem Opa sowie 2 Hunden waren wohl ein bisschen viel für ein erstes Kennenlernen. Ein kurzer Besuch wäre wohl besser gewesen.
Über das Thema "Kinder" hatten wir bereits gesprochen.
Yari X, genauso wie du es hier schreibst fühle ich mich auch: überfordert, unsicher, ängstlich, da ich null Erfahrung mit Kindern habe. Und ja, ich fühle mich mit der Situation allein gelassen, meinen Platz in der Familie zu finden. Besser hätte man es wohl nicht beschreiben können. Und das deprimiert.
Vielen Dank für Dein Feedback. Es hat mir sehr geholfen. Ich werde versuchen Deine Punkte umzusetzen.
Ich denke, das Kind verhält sich ganz normal, aber du hast es halt nicht so mit Kindern und das kann ich gut verstehen. Ich mag auch keine Kinder und es käme mir auch komisch vor, wenn mein Freund drei Tage lang extrem auf ein Kind fixiert wäre. Denn dann würde ich stark annehmen, dass er auch Kinder will. Zum Glück ist bes aber nicht so und mein Freund mag Kinder genauso wenig wie ich.
Aber ich würde dir raten, diesen Punkt unbedingt zu klären. Ihr seid ja noch nicht lange zusammen. 10 Monate ist nicht viel, da lernt man den anderen erst so richtig kennen. Weißt du denn, ob er Kinder will und wenn er welche will und du nicht, dann müsstet ihr mal über die Beziehung nachdenken.
YariX, ich denke auch es liegt wohl daran, dass ich diese Begeisterung für das Kind nicht teilen kann bzw. meine Interessen ganz wo anders liegen. Es ist einfach nicht mein Ding. Sich da einzubringen in die Runde ist natürlich schwer, wenn die "Hauptakteure" das Kind und der Partner sind. Dann kann man nur "bedingt" etwas zur Gesprächsrunde beisteuern. Immerhin haben wir einige Spiele zusammen gespielt und das ist schon mal ein Anfang.
Ja, das Thema Kinder haben wir auch schon geklärt. Nach seiner Aussage möchte er nicht unbedingt Kinder. Ich weiß nur aus seinen Erzählungen, dass in einer seiner Ex-Beziehungen das Thema Kind im Raum stand. Seine damalige Partnerin hat ihn wohl immer wieder mit dem Thema Kind vertröstet und lieber Karriere gemacht. Soweit ich weiß, war das damals unter anderem ein Grund, warum er sich getrennt hat. Deswegen habe ich ihm von Anfang an reinen Wein eingeschenkt und mitgeteilt, wie ich zu dem Thema stehe, nämlich das das nicht mein Thema ist.
Ein komisches Gefühl bleibt trotzdem ...
Ja, ein komisches Gefühl bleibt, weil das was du da schreibst, klingt so, als will er eigentlich schon Kinder. Wenn er sich von der Ex deswegen getrennt hat, weil diese ihn mit dem Thema vertröstet hat, da müssten doch bei dir die Alarmglocken schrillen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich, wenn man definitiv keine Kinder will, jemanden suchen muss, der auch definitiv keine Kinder will und nicht jemanden, der eigentlich schon welche will und nur aus Verliebtheit überlegt, doch darauf zu verzichten. Dem fehlen die später nämlich.
Ich glaube auch, dass die oben genannten Themen nur Nebenschauplätze sind, und es in Wahrheit um diesen möglicherweise latent immer noch vorhandenen Kinderwunsch beim Mann geht. Da ist nicht das Patenkind an sich das Problem, sondern dieses wird zum Sinnbild für die Kinderfreundlichkeit des Partners. Ich könnte mir vorstellen, dass du beim Anblick der beiden plastisch vor Augen geführt bekommst, dass du es hier mit einem besonders kinderlieben Exemplar von Mann zu tun hast.
Wenn er sich von seiner letzten Freundin sogar deswegen trennte, muss der Wunsch ja schon bei ihm sehr groß gewesen sein. Das heißt natürlich nicht, dass es bei euch auch wieder so laufen wird, keiner kann in die Zukunft gucken und ein Kinderwunsch ist in beide Richtungen nicht in Stein gemeißelt, ich denke aber, dieses Patenkind stößt deine latent vorhandenen Bedenken in der Richtung an.
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