Passieren die meisten Fehler in Nachtschichten?

vom 22.11.2017, 07:10 Uhr

Jeder Mensch - sogar die "Eulen" - soll tief in der Nacht überfordert sein. Um etwa drei Uhr früh sollen alle Menschen in ein Leistungs- und Stimmungstief kommen, sodass die meisten Arbeitsfehler in Nachtschichten passieren sollen. Das wäre nicht vermeidbar laut Aussage einiger Wissenschaftler.

Da ich noch nie in der Nachtschicht gearbeitet habe, kann ich dazu nicht wirklich etwas aus meinem Erfahrungsschatz oder Beobachtungsschatz beitragen. Stimmt das tatsächlich? Oder kann man als Mensch durch entsprechende Maßnahmen - wie beispielsweise einer Umstellung des Schlafrhythmus - entgegensteuern?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich denke nicht, dass man pauschal sagen kann, dass in der Nachtschicht die meisten Fehler passieren. Allerdings sehe ich aufgrund gegebener äußerer Umstände in dieser Zeitspanne ein erhöhtes Risiko gegenüber Früh- und Spätschichten.

Zum einen ist der Nachtdienst in der Regel geringer besetzt, da man den Beschäftigten Zuschüsse zahlen muss und auch weniger konkrete Aufgaben anfallen als im Tagdienst; zum anderen sind erfahrenere Kollegen wie Ober- und Chefärzte zu dieser Zeit oft nicht im Haus und stehen lediglich als Bereitschaftsdienst zur Verfügung, sodass sie zwar innerhalb einer vereinbarten Zeit zur Stelle sein müssen, eine Latenz aber nicht zu vermeiden ist, in der jüngere und unsicherere Kollegen auf sich allein gestellt sind. Schwierige Fälle können diese dann schnell überfordern und zu Fehlern führen, die teilweise auch einfach durch Mangel an Wissen und Routine passieren.

Auch ist es zumindest im Krankenhaus so, dass Einlieferungen in der Nacht meistens schwerere Krankheitsbilder und Beschwerden aufweisen, da sich diejenigen, die es noch aushalten und sich selbst helfen können, in der Regel doch bis zum nächsten Morgen warten und dann erst einmal den niedergelassenen Doktor aufsuchen. Wenn also der zugrunde liegende Fall an sich schon einen höheren Schwierigkeitsgrad aufweist, ist die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen auch höher.

Natürlich messe ich auch dem Verstoß gegen den natürlichen Biorhythmus des Menschen eine gewisse Bedeutung bei Fehlern im Nachtdienst zu, aber der ist meiner Meinung nach eher zweitrangig. Immerhin gewöhnt man sich nach einer gewissen Anlaufzeit doch an die Umstellung und kompensiert den Schlafmangel dafür tagsüber, sodass man doch einigermaßen ausgeruht zum Dienst erscheint und da auch aufnahme- und handlungsfähig ist.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ob die Fehler nun bei Nachtschichten direkt passieren, keine Ahnung. Aber Schichtarbeiter machen naturgemäß mehr Fehler. Denn es ist mitnichten so, dass der Körper sich an die Nachtarbeit gewöhnt. Wer 10 Jahre Schichtarbeit macht, altert in dieser Zeit geistig und körperlich sechseinhalb Jahre mehr als Kollegen, die nur eine Tagschicht haben.

Die kognitiven Fähigkeiten nehmen stärker ab. Es sind das Lang- und das Kurzzeitgedächtnis betroffen, ebenso sinkt die Reaktionsfähigkeit. Zudem steigen Blutdruck und Cholesterinwerte, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nimmt zu. Beendet man den Schichtdienst, benötigen der Körper und der Geist rund fünf Jahre, um sich zu erholen und wieder auf den altersgemäßen Stand zu kommen.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich habe nahezu 20 Jahre in der Energiewirtschaft auch oftmals in Nachtschichten gearbeitet und kann solch eine Aussage, dass da die meisten Fehler passieren, nicht bestätigen. Ich weiß ja nicht, welche "Wissenschaftler" das behaupten, aber wenn das stimmen würde, dann wäre das ja in vielen Branchen sehr fatal. Und natürlich kann man da als Mensch auch ein wenig entgegensteuern, denn es kommt ja auch immer darauf an, wie fit man zum Dienst erscheint und deswegen sehe ich das Fehlerrisiko bei einem Frühschichtler nicht minder groß.

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» falscher fuffziger » Beiträge: 153 » Talkpoints: 30,34 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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