Partner wegen Verletzung der Privatsphäre verklagen?

Ich las in den Medien von einem Fall, bei dem eine Ehefrau aus der Schweiz eine Affäre ihres Mannes vermutete. Sie kannte seine Passwörter und las daher seine Emails. Das bestätigte ihren Verdacht und es stellte sich heraus, dass er mehrere Seitensprünge gehabt haben soll. Im Endeffekt hat ihr (noch) Ehemann sie verklagt und sie musst 1600 Euro Strafe zahlen, weil sie die Privatsphäre ihres Ehemanns verletzt hat.

Ich denke, die Ehe wäre sowieso hinüber gewesen, wenn auf beiden Seiten kein Vertrauen da gewesen ist, sodass man einerseits schnüffelt und andererseits den Partner deswegen verklagt. Könnt ihr nachvollziehen, dass man seinen Partner wegen der Privatsphäre regelrecht verklagt und vor Gericht zieht? Meint ihr, dass man das nur dann macht, wenn die Beziehung eh hinüber ist und man dem Partner aus Rache was reinwürgen möchte? Oder kommt man auch in intakten und gesunden Beziehungen auf solche Ideen?

Von einem Partner, der mehrere Affären hatte, würde ich nicht mehr allzu viel erwarten. Wenn sie schon so einen starken Verdacht gehegt hatte, dass sie sich gezwungen sah in seinen E-Mails nach Beweisen zu suchen, klingt das nicht mehr nach einer funktionierenden Partnerschaft. Ich denke, dass viele Partner, deren Affäre aufgeflogen ist, eher den Kopf gesenkt halten würden und nicht auf die Idee kommen würden, dem Partner zusätzlichen Schaden zuzufügen, wenn das Spionieren tatsächlich solche Resultate liefert. Aber manch einer sieht das sicher anders und hat kein Problem damit, dem anderen noch eins auszuwischen.

In einer normalen Beziehung sollte so etwas nicht vorkommen. Deswegen würde ich schon davon ausgehen, dass man sich eh bald trennen wird, wenn man so etwas macht und dann kann man sich eh gegenseitig verklagen, weil dann die Beziehung keinen Sinn mehr macht. Ich würde meinen Partner in so einem Fall vor die Tür setzen, wenn er dafür meine Erlaubnis nicht hatte und wenn man sich gegenseitig schon betrügt, macht es doch eh keinen Sinn mehr. Verklagen finde ich etwas übertrieben, aber das muss ja jeder selber wissen.

Was ist denn das für eine Frage? Wie intakt und erfüllend soll denn eine Beziehung sein, in der ein Partner die Privatsphäre des anderen nicht respektiert und man das Problem nicht intern regeln kann, sondern von einem Richter entscheiden lassen muss?

Vielleicht geht es auch eher darum, sich nochmal zu rächen, bevor man geht. Die beiden haben sicherlich ihre Beziehung schon vorher als nicht mehr funktionierend wahrgenommen bzw. die Frau wird sich bestimmt schon eher haben trennen wollen und wollte dem Ex bestimmt zum Schluss nur nochmal richtig schaden und hat ihm daher die Strafe verpassen wollen.

Ich würde auch sagen, dass so etwas in einer intakten Beziehung kein Thema sein sollte. Für mich wäre es erst einmal auch relevant, wie die Frau denn an die Passwörter heran gekommen ist. Wenn der Partner ihr diese gegeben hat, dann ist er doch auch noch selber Schuld für meine Begriffe. Aber so denke ich auch, dass der Ehemann das letzte Wort und den letzten Triumph mit dieser Klage haben wollte und das hat er nun geschafft.