Partner wegen Gesundheit kontrollieren dürfen?
Ich war neulich bei meinen Großeltern zum Kaffee trinken, wobei auch einige andere Menschen anwesend waren. Es war auch ein Mann anwesend, von dem ich in einem anderen Beitrag erwähnt hatte, dass dieser keimphobisch auf mich wirkt und sich dann herausgestellt hat, dass er Leukämie hatte, was ihn wohl geprägt hat.
In einer Situation war es so, dass dieser Mann meinen Opa fragte, ob dieser denn Zucker zu seinem Kaffee möchte. Daraufhin meinte meine Oma, dass sie ihrem Mann schon vor über 30 Jahren den Zucker abgewöhnt hätte. Schon damals hätte er zu viel Zucker konsumiert, was sie ihm dann ausgetrieben hätte, sodass er Kaffee mittlerweile nur noch mit Milch trinkt und ohne Zucker. Es wäre ja auch viel gesünder so. Meine Oma schien sichtlich stolz darauf, dass sie diese "Leistung" erbracht hat. Mein Opa kann ziemlich stur sein.
Jedenfalls meinte der Mann, der früher Leukämie hatte dann, dass es durchaus in Ordnung wäre, wenn man seinen Partner wegen der Gesundheit kontrollieren würde. Man würde es ja nur gut meinen und das hätte ja dann zru Folge, dass der Partner länger und gesünder lebt, wofür man dann als "kontrollierter" Teil der Beziehung dankbar sein müsste. Dass er da anders denkt, liegt vermutlich an der Leukämie, die er scheinbar nur wegen der Strenge seiner Frau überlebt hat. Haltet ihr es für richtig, wenn man seinen Partner wegen dessen Gesundheit kontrolliert und "umerzieht"? Oder ist das moralisch verwerflich?
Ich finde es generell nicht in Ordnung, wenn man sich seinen Partner nach Wunsch schafft. Immer nur verbessern wollen und umändern wollen finde ich in einer Beziehung nicht in Ordnung. Außerdem ergeben sich solche Dinge ja auch durchaus von alleine. Wenn man zum Beispiel für den Partner kocht kann man selber ja so kochen wie man es für richtig hält muss dann aber auch damit leben, dass der Partner abseits dieser Mahlzeit wieder alles so machen kann, wie er möchte. Darüber reden kann man klar, aber umändern finde ich nicht richtig.
Seinen Partner verändern zu wollen, finde ich auch immer sehr schwierig. Hier geht es immerhin um die Gesundheit und nicht etwa um sein Aussehen oder anderes. Aber dennoch ist der Partner erwachsen und sollte das einfach selbst entscheiden.
Ich versuche gerade mit dem Rauchen aufzuhören. Ich hab meinen Partner gebeten, mich dabei zu unterstützen, aber wenn ich dann doch eine rauchen will, sagt er auch nichts. Ich bin erwachsen, ich muss es selbst wissen.
Meiner Meinung nach sollte es reichen, es wirklich anzusprechen. Also dem Partner klarzumachen, für wie gefährlich man seine Lebensweise hält und wie froh man wäre, wenn er etwas daran ändern würde. Eigentlich sollte sich der andere das zu Herzen nehmen, dass er solche Sorgen auslöst. Aber wenn er das Risiko einfach anders einschätzt, muss er ihr das wiederum erklären. Und dann müssen beide damit leben, wie der andere denkt.
Ich finde es übrigens ziemlich grotesk, dass die Frau auch nach 30 Jahren noch so stolz auf ihre Leistung ist und das offensichtlich jedes Mal erzählt, wenn ihrem Mann Zucker angeboten wird. Mir scheint es so, als ob das tatsächlich das einzige Umänderungsprojekt war, dass sie erfolgreich umgesetzt hat. Wahrscheinlich ist er fremdgegangen, hat Geld verballert und andere Dinge, aber immerhin hat er keinen Zucker mehr gegessen.
Umerziehen ist das schon ein hartes Wort. Ich denke, dass man seinen Partner durchaus darauf hinweisen darf, wenn er etwas zu sich nimmt, dass für seine Gesundheit eher bedenklich ist. Wenn ich wusste, dass mein Partner eine bestimmte Krankheit hat und er etwas zu sich nehmen möchte, was diese negativ beeinflussen könnte, dann würde ich auch etwas sagen.
Aber was der Partner da letzten Endes macht, ist ja seine Entscheidung. Immerhin ist er ein eigenständig denkender Mensch und wird selbst entscheiden wollen, was er eben isst oder trinkt und was nicht. Wenn er sich strickt weigert, auf diese zu verzichten, was seine Gesundheit vielleicht beeinflusst, dann muss man das denke ich schon akzeptieren.
Ich finde, dass man da ziemlich stark differenzieren muss. Natürlich bremse ich meinen Partner auch manchmal, beispielsweise bei Softdrinks, und sage ihm meine Meinung dazu. Allerdings würde ich ihm diese niemals aufzwingen, da er in meinen Augen als erwachsener Mensch trotzdem eigenverantwortlich für seine Gesundheit ist. Eine Beziehung in der man ständig bevormundet wird, gibt meistens nicht gut aus und ich würde es auch nicht wollen. Es gibt sicherlich Ausnahmesituationen, beispielsweise schwere Krankheiten, in denen man den Partner um ihn zu schützen etwas mehr bremsen möchte wenn es um die Gesundheit geht, das verstehe ich auch.
Auch kann man sich ganz einfach durch die Gewohnheit Sachen angewöhnen, ohne, dass es Partner das kontrolliert oder fordert. Beispielsweise war es bei uns genau umgedreht und mein Freund hat schon immer den Tee ohne Zucker getrunken. Als wir zusammenkamen, fand ich Tee ohne jegliche Süßungsmittel grauenhaft, jedoch habe ich irgendwann von seiner Tasse probiert als er diese nicht mehr mochte. Nach und nach habe ich mir so auch angewöhnt den Tee ohne Zucker zu trinken. Genau so verhielt es sich bei uns auch bei ungesüßtem Naturjoghurt.
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