Partner von eigener politischer Meinung überzeugen wollen?

Eine Freundin meinte, dass sie doch etwas schockiert darüber sei, welche Partei ihr Partner wählen wollen würde. Er würde auch immer wieder versuchen, sie von seiner politischen Meinung zu überzeugen, wenn wieder Wahlen anstehen würden. Sie meinte, dass sie ihn in der Hinsicht gar nichts fragen dürfte, weil er ansonsten immer seine eigene Meinung mit einfließen lassen würde es schnell hitzig würde.

Ich muss sagen, dass ich nicht versuchen würde, meinen Partner von meiner politischen Meinung zu überzeugen. Immerhin hat jeder das Recht auf eine freie Wahl und muss es dem Partner ja nicht mal sagen, was er wählen wird.

Wie würdet ihr reagieren, wenn euer Partner euch versuchen würde, von seiner politischen Meinung zu überzeugen? Würde euch das nicht irgendwann nerven? Würdet ihr da erst recht auf stur schalten? Meint ihr, dass man sich da schneller beeinflussen lässt, weil es sich um den Partner handelt?

Was heißt denn genau "beeinflussen"? Ich finde es normal, in einer Beziehung über die aktuelle politische Lage zu sprechen. Und wenn man da unterschiedlicher Meinung ist, entsteht eben eine Diskussion, in der jeder seinen Standpunkt erklärt. Das hat für mich noch nichts mit Beeinflussen zu tun.

Nervig fände ich es, wenn mein Partner beispielsweise "unauffällig" Flyer seiner Wunschpartei in der Wohnung verteilen würde. Oder wenn er meine Meinung nicht gelten lassen würde. Wenn er mich wegen meiner Meinung als dumm bezeichnen würde und nicht diskutieren will.

Egal wie man es dreht und wendet, mit einer Diskussion versucht man immer den anderen zu überzeugen und damit auch zu beeinflussen. Das ist nur subtiler als wenn man sich direkt hinstellt "wähle dieses und jenes, die haben Recht ich weiß das!". Das Unterschwellige darf man dabei eben nicht vernachlässigen und eröffnen einen manchmal auch einen anderen Horizont auf die Dinge, wenn man darüber spricht.

So oder so sollte man aber auch die Meinung und den Standpunkt von anderen tolerieren und verstehen, und auch akzeptieren, dass man nicht alles bestimmen kann. Immerhin leben wir in einem Rechtsstaat und hier kann jeder das wählen, was er für richtig sieht. Zudem es auch kein richtig und kein Falsch gibt, man hat seine Themen die einem wichtig sind, beim einen ist es die Kinderbetreuung und bei anderen etwas anderes wie die Außenpolitik. Entsprechend sucht man sich dann den aus, der einem am besten vertritt seiner Meinung nach und nicht, was die anderen wollen.

Von daher finde ich es albern, dass man innerhalb einer Beziehung meint man muss alles gleich haben und die gleichen Meinungen vertreten und an der gleichen Stelle sein Kreuz setzen. Mal ganz ehrlich, die Stimmen sind ungültig wenn man darüber spricht, sich von anderen beeinflussen lässt oder gar ein anderer das Kreuz im eigenen Namen darauf setzt nur weil er das für richtig findet und dabei nicht denjenigen vertritt, dessen Stimme das ist. Vorausgesetzt natürlich, dieser ist dazu befähigt und kann das auch nachweisen. Realität ist aber meistens so, dass einer entscheidet und der Rest einfach mitläuft und entsprechend manipuliert wird.

Als ob es eine Partei geben würde, die alles richtig macht. Ich finde es durchaus vollkommen in Ordnung auch mal politisch zu diskutieren in einer Beziehung. Man hat nun Mal Dinge, die einem wichtig sind, die einen betreffen und dementsprechend favorisiert man vielleicht eine Partei. Man kann dann durchaus mit dem Partner besprechen aus welchen Gründen man die wählt, aber man kann und sollte nicht einfordern eine bestimmte Partei zu wählen. Diskutieren, argumentieren und darüber reden ist wichtig, allerdings sollte man nicht einfordern, dass sich der Partner komplett unterordnet und mit einem komplett einer Meinung ist.