Partner verlassen, da dieser Balletttänzer ist?

Eine Bekannte von mir hat seit einer Weile einen Partner der im Theater ist und auch viel tanzt. Die beiden sind seit etwa zwei Jahren zusammen. Früher hat ihr Partner Ballett gemacht und war auch sehr erfolgreich. Nun möchte er zum Ballett zurück da er dort auch besser verdienen würde und tanzt nun auch wieder Ballett.

Meiner Bekannten gefällt dies ganz und gar nicht. Ihr Partner geht damit sehr offen um und erzählt auch Freunden und Bekannten gerne, dass er wieder im Ballett ist. Das passt seiner Freundin aber offenbar nicht, denn diese hat dadurch direkt den Eindruck, dass man schlecht von ihm denkt und möchte auch nicht, dass Freunde und Bekannte zu den Aufführungen kommen.

Nun denkt sie ernsthaft über eine Trennung nach, wenn ihr Partner weiterhin beim Ballett bleibt. Nachvollziehen kann ich das nicht. Entweder ist sie sehr neidisch auf ihn oder aber sie hat tatsächlich Angst, dass man ihn deswegen für homosexuell hält. Wie seht ihr das? Würdet ihr euren Partner verlassen, nur weil dieser sich für das Ballett entscheidet?

Entweder ist sie sehr neidisch auf ihn oder aber sie hat tatsächlich Angst, dass man ihn deswegen für homosexuell hält.

Es klingt so, als würde deine Bekannte denken, dass Homosexualität eine Beleidigung oder etwas Schlimmes ist, das ist total furchtbar und das kann ich gar nicht nachvollziehen. Wahrscheinlich ist sie eher neidisch, wobei ich Neid in einer Beziehung falsch und ein wenig traurig. Eigentlich sollte sie sich in dieser Situation doch eher für ihren Partner freuen.

Die meisten erwachsenen Menschen mit einem halbwegs vernünftigen Menschenverstand werden wohl wissen, dass Ballett nicht schwul, doof oder irgendwie peinlich ist.

Ich gebe zu, dass ich diese Ballett-Kleidung für den Mann nicht besonders attraktiv oder ansehnlich finde. Aber sie ist bei dieser Art von Tanz nun mal praktisch. Mir als Frau wäre es egal, wenn mein Partner Ballett tanzen würde, solange ich ihn nicht tagtäglich in dieser Kleidung sehen müsste.

Ich finde es traurig, dass deine Bekannte so oberflächlich und auf Prestige aus ist, dass sie sich für ihren Partner schämt. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sie ihn lieber in einem prestigeträchtigen Beruf würde sehen wollen wie Anwalt oder Arzt von mir aus. Ich finde das echt traurig und ich finde, dass deine Bekannte sich fragen sollte, was wirklich wichtig ist im Leben. Prestige sicherlich nicht. Als ob Erwachsene mit ein wenig Verstand sich über einen Balletttänzer lustig machen würden.

Ich persönlich habe wahnsinnigen Respekt vor Balletttänzern, weil da eine sehr große Disziplin hinter steckt, die ich wohl kaum aufbringen würde. Also in der Hinsicht wäre ich persönlich etwas neidisch, wenn man das überhaupt so nennen kann.

Ich würde es auch ein bisschen komisch finden, wenn mein Partner Ballett tanzen würde, aber nur weil ich bisher nicht so ins Ballett gegangen bin und mir Männer in solcher Kleidung eher nicht vorstellen mag, mit den engen Sachen. Wenn mein Partner das nun aber mal versuchen wollen würde, würde ich ihm beistehen. Immerhin liebe ich ihn.

Ich kann es nicht verstehen, wie man mit jemanden Schluss machen kann, mit dem man schon lange glücklich ist, weil dieser dann etwas macht, was ihm Spaß macht. Auch ist diese Angst, dass der Mann schwul ist, total unberechtigt und da muss man denke ich auch keine Angst haben. Ballett kann ja jeder machen.

[Gio]

Es stimmt natürlich, dass Ballett an für sich nicht direkt etwas mit Schwulsein zu tun hat, aber ich denke, dass viele Ballett tanzende Männer etwas tuntig finden. Das ist halt nicht männlich. Zwar spielen geschlechtliche Klischees heutzutage nicht mehr so die große Rolle, aber es gibt schon Bereiche, wo ich mir einen Mann einfach nicht vorstellen kann und einer dieser Bereiche ist eben das Ballett.

Ich kann das nicht wirklich verstehen, wenn ich ehrlich bin. Sicher ist es vielleicht nicht der gewöhnlichste Job für einen jungen Mann, dass er Balletttänzer ist, aber ich verstehe ehrlich nicht, was für ein Problem deine Bekannte damit hat. Wenn ihr Freund damit offen umgeht und das auch Freunden und Bekannten mitteilt, dass er wieder zum Ballett gehen möchte, dann ist das doch in Ordnung und dann sehe ich keinen Grund, diese daran hindern zu wollen, zu den Aufführungen zu gehen.

Nur weil man als Mann Ballett tanzt, ist man doch nicht automatisch schwul. Also denke ich nicht, dass sie davor unbedingt Angst haben muss und deswegen eine Trennung heraufbeschwören sollte. Aber für mich sieht es auch ein wenig nach Neid aus, wenn sie ja schon die Freunde daran hindern möchte, die Aufführungen zu sehen. Und Neid finde ich in einer Beziehung auch nicht gerade hilfreich.

Es mag ja sein, dass einige Balletttänzer schwul sind oder tuntig sind, wie Zitronengras das ausgedrückt hat. Die Sache ist aber doch die, dass die beiden sich schon länger kennen, er früher auch schon beim Ballett war und das Ballett eben nicht schwul macht. Wenn dann ist man schwul und interessiert sich für Ballett, aber es ist ja nicht so, dass man sich für Ballett interessiert und dann nach und nach schwul wird.

Ihr Freund ist also nach wie vor der Mensch, der er schon immer war. Es sei denn, der Erfolg steigt ihm zu Kopf oder ähnliches. Aber das scheint hier ja nicht der Fall zu sein. Die Freundin stört sich einfach an der Tatsache Ballett. Und das ist ziemlich armselig. Erst recht, wenn sie sich nur Gedanken darüber macht, wie das bei anderen ankommt.

In dem Fall würde ich wohl sagen, dass sie ihn nicht wirklich liebt. Irgendwie muss sie ihn schon immer komisch, tuntig oder sonst was gefunden haben. Denn groß verändert hat sich seine berufliche Situation ja auch nicht gerade. Er war ja vorher nicht Anwalt, sondern eben nur eine andere Art Tänzer.

Also mir käme es nicht in den Sinn, mich auf eine Beziehung mit einem Mann einzulassen und ihn dann plötzlich peinlich zu finden. Es geht ihr wirklich nur um die Wirkung auf andere. Die sie aber maßgeblich beeinflusst. Würde sie stolz an seiner Seite stehen und sich mit ihm freuen, dass er Freude an seinem Beruf hat, würde ihn niemand für schwul halten.

Das sind mal wieder solche "Bekannten" von dir, über die man ganz einfach nur den Kopf schütteln kann. Nichts an dieser Situation ist auch nur im Mindestens nachvollziehbar oder ergibt irgendwelchen Sinn. Wenn die Bekannte wirklich zwei Jahre gebraucht hat um sich auf einmal daran zu stören, dass der Partner Balletttänzer war oder ist, dann stimmt irgendetwas mit ihr absolut nicht. Der tanzende Partner wäre wohl wirklich gut damit beraten, die Beziehung so schnell wie möglich zu beenden und von dieser Frau, mit der ganz offensichtlich etwas absolut nicht stimmt, in den Wind zu schießen.

Wenn die Bekannte wirklich zwei Jahre gebraucht hat um sich auf einmal daran zu stören, dass der Partner Balletttänzer war oder ist, dann stimmt irgendetwas mit ihr absolut nicht.

Jein. Wir kennen diese Bekannte nicht. Es gibt leider auch genug Frauen, die Männer als eine Art "Baustelle" betrachten, die man ummodeln kann, wie man das gerne hätte. Meine Mutter beispielsweise ist so ein Mensch, der gerne versucht, den Charakter meines Vaters zu "renovieren", was mal mehr oder weniger gut klappt. Sie hat auch versucht, mich in diese Richtung zu lenken, dass ich Eigenschaften meines Freundes "optimiere", die ihr nicht gefallen, was aber nicht funktioniert hat.

Es kann ja auch sein, dass diese Bekannte die Beziehung nur eingegangen ist, weil sie gehofft hat, dass sie ihrem Freund diesen "Ballett-Mist" austreiben kann. Nach zwei Jahren merkt sie aber, dass das nicht funktioniert hat und sie im Prinzip ihre Energie verschwendet hat und spielt in Gedanken mit Trennung. Ich finde das durchaus logisch, wenn man so krank ist und seinen Partner nicht so nimmt wie er ist, sondern zwanghaft verändern will, damit er "besser" wird.