Partner über Wochen ignorieren - Trennungsgrund?
In meinem Umfeld musste ich kürzlich erfahren, dass ein Bekannter von seiner Partnerin fast vier Wochen vollkommen ignoriert wurde. Das bedeutet, dass die Partnerin mit ihm kein einziges Wort geredet hat und dies teilweise auch eben dann, wenn die Kinder dabei waren oder Familienangehörige.
Er war verständlicherweise nicht wirklich erbaut darüber und fragte sich von Beginn an, ob ihre Reaktion nicht etwas zu melodramatisch sei. Vor allem, weil ihre Begründung mir sowieso etwas lächerlich erschien. Denn er musste in die Privatinsolvenz und hatte einfach keine Wahl, darüber war sie wütend!
Sie wusste wohl bemerkt, dass er hoch verschuldet war und auch, dass er alles versucht hat, diese Situation zu vermeiden. Dies hat halt nicht geklappt und deswegen war sie angefressen. Wieso eigentlich genau, das versteht er bis heute nicht genau, weil sie ihm einfach halt für ein nun finanziell erschwerendes Leben die Schuld gibt, so ihre Begründung.
Er fragt sich jetzt allerdings, ob ihr Verhalten nicht eigentlich ein echter Offenbarungseid für die Beziehungsfestigkeit gewesen ist, wenn in der für ihn auch schwierigen Zeit die Partnerin einfach nicht wirklich da ist, sondern ihre eigenen Interessen im Vordergrund stellt.
Wie würdet Ihr denn reagieren, wenn Ihr in dieser Situation seid und würdet Ihr vielleicht auch wie er nun über eine Trennung nachdenken, weil Ihr Euch im Stich gelassen fühlt oder findet Ihr, dass sie im Recht ist?
Sie wusste von den Schulden und dass er versucht hat diese ohne Privatinsolvenz abzubauen? Stellt sich erst mal die Frage, ob es allein seine Schulden sind oder ob sie da in irgendeiner Form daran beteiligt war. Wenn ja, dann hätte sie genauso mitwirken sollen, damit man die Privatinsolvenz vermeiden kann. Wenn nein, dann sollte sie zumindest seine Anstrengungen anerkennen, auch wenn diese allein eben nicht gereicht haben.
Insgesamt spricht ihr Verhalten aber eine eindeutige Sprache. Denn eine Beziehung besteht nicht nur aus Sonnenschein. Jetzt wo es mal finanziell enger wird, straft sie ihn noch mit Ignoranz ab. Das würde ich auf Dauer nicht mitmachen. Entweder steht die Beziehung auf festen Füßen und man meistern auch schlechtere Zeiten gemeinsam oder jeder geht seine eigenen Wege.
Ich finde es eher bemerkenswert, über eine Trennung "nachzudenken", nachdem man wochenlang nicht mit dem Hinterteil angeschaut wurde. Bei mir wäre nach spätestens drei Tagen und einem finalen Gesprächsangebot Licht aus, wenn man mich derart mit Verachtung straft.
Was man dabei verbockt hat, ist in meinen Augen in dem Zusammenhang fast schon irrelevant. Falls es sich um etwas strafrechtlich Bedeutsames handelt, ist die kalte Schulter noch das geringste Problem, aber es kommt ja nicht alle Naselang vor, dass man - was weiß ich - im Suff jemanden umnietet oder eine Bank überfällt.
Ich finde schon auch, dass es in Beziehungen Konfliktpunkte geben kann, bei denen eine Partei erst mal nach Luft schnappen und mindestens übers Wochenende ins Hotel oder zu den Eltern auswandern muss, um sich klar zu werden, ob das Vorgefallene ein sofortiges Beziehungsaus rechtfertigt. Gerade wenn man nicht zusammen wohnt, ist es in meinen Augen völlig legitim, zu verstehen zu geben: Du, das stecke ich nicht einfach so weg, ich brauche erst mal Abstand und melde mich in 14 Tagen wieder.
Aber quasi als "Strafe" jemanden im gleichen Haushalt wochenlang zu ignorieren zeugt nicht gerade von einem gesunden und produktiven Umgang mit Konflikten. Wobei ich auch nicht gerade der Meinung bin, dass es für jemandes Charakter spricht, sich so eine Behandlung auch nur ansatzweise gefallen zu lassen. Da haben sich wohl zwei ganz besondere Pflänzchen gefunden.
Bei 4 Wochen scheint er das Leiden schon etwas gewöhnt zu sein. Ich meine, wenn man 4 Wochen kein Gespräch hat, Kinder erleben wie die Eltern nicht mehr miteinander interagieren, dann ist das einfach kein Verhalten von Erwachsenen. Ich kann mir nur vorstellen, dass sie vielleicht gar nicht gut über die Schulden informiert war, ihr vielleicht Summen verschwiegen wurden und so weiter. Das würde dann für wenig gegenseitiges Vertrauen sprechen und da kann man dann, je nach Charakter, vielleicht schon mal eine Schweigezeit einberufen.
Dennoch ist ja die Frage, wie lange man das machen will und warum man das nicht mehr klären will. Selbst wenn man wütend ist, sollte man in einer Beziehung doch immer einen Weg finden mit den Problemen umzugehen, diese zu besprechen und Lösungen zu finden. Wenn man 4 Wochen so ignoriert wurde, dann ist das für mich schon eine Trennung, weil man dem Anderen egal zu sein scheint.
In einer Beziehung muss man füreinander da sein, gerade wenn es dem Partner nicht gut geht und er Hilfe und Unterstützung braucht. Das ist einfach eine schlimme Lage, wenn sich solche Schulden aufgebaut haben und natürlich sind das dann auch Einschränkungen finanzieller Natur in der Beziehung, aber wenn man zusammen sein will, dann muss man da gemeinsam durch. Für mich wäre das gar kein großes Thema, denn er hat ja versucht Lösungen zu finden und wenn dies nicht ging, dann muss man da nun eben durch und der Herr muss versuchen an sich zu arbeiten, dass das nicht noch mal vorkommt. Ich würde aber niemanden fallen lassen, den ich liebe, nur weil mal etwas schief gelaufen ist.
Ganz unabhängig davon was passiert ist - und das können durchaus neben Schulden ja auch andere Gründe bis hin zu Fremdgehen sein - finde ich dieses Verhalten nicht besonders erwachsen. Es ist klar, dass man nach Auseinandersetzungen einmal Zeit für sich braucht und das kann man ja auch bis zu einem gewissen Grad einfordern, was der Partner oder die Partnerin auch akzeptieren sollte. Allerdings gibt es da eben bestimmte Grenzen und das wichtigste an einer Beziehung ist und bleibt Kommunikation. Ich weiß nicht so wirklich, was dieses Verhalten - scheinbar als eine Art der "Strafe" - bezwecken soll, weil im Endeffekt treibt man nur noch weiter auseinander.
Ich kann mir vorstellen, dass die eigenen Verletzungen eventuell so ein Verhalten verursachen und auch ein Stück weit die Angst, proaktiv mit solchen Problemen umzugehen. Das sollte allerdings keine Ausrede für eine solche Reaktion sein. Ich kenne es von meinem Ex-Partner, dass ich in schwierigen Situationen auch nur über wenige Stunden grundlos ignoriert wurde und schon das war eine absolute Katastrophe und hat mich nach und nach dazu gebracht, dass ich nicht mehr glücklich in der Beziehung war. Rückblickend geschah das dann leider aber auch viel zu spät. Dieses Verhalten auch noch vor den Kindern zu zeigen finde ich umso schwieriger, da diese die Welt dann absolut nicht mehr verstehen und eben genau so etwas als Vorbild transportiert bekommen.
Als jemand, der sich in einer langjährigen Beziehung befindet, finde ich, dass dieses Verhalten absolut inakzeptabel ist. Eine Partnerschaft sollte auf gegenseitigem Respekt, Unterstützung und Verständnis basieren, besonders in schwierigen Zeiten. Ignorieren und die Schuld zuweisen sind definitiv keine konstruktiven Lösungen, um mit finanziellen Schwierigkeiten umzugehen.
Ich würde versuchen, in einem offenen und ehrlichen Gespräch mit meinem Partner zu klären, was sein Verhalten verursacht hat und welche Ängste und Sorgen er möglicherweise hat. Ich würde ihm erklären, dass ich seine Unterstützung in dieser schwierigen Zeit brauche und dass seine Reaktion mir das Gefühl gibt, im Stich gelassen zu werden. Ich würde darauf bestehen, dass er versucht, meine Situation zu verstehen und gemeinsam mit mir nach Lösungen sucht, anstatt mich zu ignorieren.
In einer Beziehung geht es darum, einander zu helfen und füreinander da zu sein. Wenn mein Partner in einer schwierigen Situation wäre, würde ich alles tun, um ihn zu unterstützen und ihm beizustehen. Deshalb wäre es für mich sehr enttäuschend, wenn er sich in einer ähnlichen Situation so verhalten würde wie in dem beschriebenen Fall.
Ich denke, dass eine solche Situation auf lange Sicht die Beziehung belasten und sie sogar gefährden kann, wenn es nicht zu einer offenen und ehrlichen Aussprache kommt und keine Lösungen gefunden würde. Letztendlich muss jeder selbst entscheiden, ob er bereit ist, in einer Beziehung zu bleiben, in der er sich nicht unterstützt und verstanden fühlt.
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