Partner schärft alles, ohne zu probieren - wie reagieren?
Der Freund meiner Bekannten ist schon eine Marke für sich. Er freut sich immer, wenn er von meiner Bekannten bekocht wird, aber am Esstisch wirkt es grundsätzlich so, als würde er das Essen eigentlich doch ganz blöd finden, denn er würzt ohne Probieren sofort drauf los.
Er mag es scharf und das ist auch in Ordnung. Doch er knallt sich überall wahlweise Sambal Olek, Tabasco oder Jalapenos drauf. Ob im Sauberbraten, auf Kartoffeln, Reis, Spaghettis usw. Er probiert, egal was sie gemacht hat, nicht, ob es seinem Geschmack entspricht. Das bedeutet also immer, dass er es auf dem Esstisch sofort entsprechend würzt.
Sie findet das so langsam gar nicht mehr witzig und hat zu ihm gesagt, dass er seine „Scheiße“ demnächst selber kochen soll, weil sie einfach nur sauer ist. Sie empfindet sein Verhalten als respektlos und ist der Ansicht, dass er einfach nur aus Gewohnheit alles schärft.
Ihre Reaktion findet er hingegen total lächerlich, aber wie würdet Ihr denn reagieren, wenn Euer Partner absolut alles schärft, ohne im Vorfeld zu probieren? Würde es Euch aufregen oder ist es Euch egal?
Ich verstehe das Problem nicht. Wenn er gerne schärfer isst als andere, ist es doch okay, wenn er nachschärft. Meine Schwägerin zum Beispiel isst gerne salzig und salzt immer nach, ohne zu probieren, weil sie schon vorher weiß, dass mein Essen nie besonders salzig ist. Ich habe früher zu Hause immer Maggie in die Suppe getan, weil es mir so noch besser schmeckte.
Wenn jemand grundsätzlich nachschärft, würde ich es nicht als Kritik an meinem Essen auffassen. Das heißt, ich würde gar nicht irgendwie reagieren, sondern es ist dann halt so und auf meinem Esstisch würde dann immer neben Salz auch Tabasco oder Sambal Oelek stehen, so wie bei meinen Eltern immer Maggie auf dem Tisch stand, wenn es Suppe gab.
Wenn man jemanden ankläfft, er möge seine Scheiße selber kochen, löst das das Problem natürlich auch nicht. Viele Leute sagen ja: "Ist doch egal, der mag es eben salzig/scharf/schüttet auf alles Ketchup drauf!", aber ich wäre ehrlich gesagt auch nicht begeistert, zumal da sich Mahlzeiten nicht von Zauberhand zubereiten. Sich zuerst bekochen lassen und dann am Essen herumzubessern, damit das lasche Zeug wenigstens rutscht - derlei Paschamanieren kämen bei mir nicht vor.
Dann muss der Herr sich eben selber an den Herd stellen. Wenn er jede zweite Mahlzeit übernimmt, bekommt er zumindest 50 Prozent der Zeit Fresschen nach seinem Geschmack und kann natürlich so viel Tabasco über den Sauerbraten geben, wie es ihm beliebt.
Oder ich würde die schnelle vegetarische Blitzküche aus drei Zutaten für Berufstätige nach Feierabend auspacken. Da gibt es auch leckere Gerichte, aber mich persönlich würde es weniger jucken, wenn ich nur 20 Minuten Aufwand hätte und das Essen immer noch nicht "gut genug" ist, da zu wenig scharf. An TK-Gemüse und Pasta kann man meines Erachtens "schärfen", so viel das Herz begehrt, und Sauerbraten wäre dann eben erst mal vom Tisch.
Als unsicherere Köchin mit der Neigung aus Angst, etwas zu versauen eher zu wenig als zu viel zu salzen, kann ich das unangenehme Gefühl verstehen, wenn nachgewürzt werden muss, weil mal wieder zu wenig Salz am Essen ist. Das ist aber mein Problem und keine Schuld anderer und es hilft mir eher, mit dem Salz mutiger zu sein.
Man kann das auch pragmatischer sehen: kam es jemals vor, dass er ein Essen nachgewürzt hat und hinterher feststellte, dass es doch zu viel war? Wahrscheinlich nicht. Also ist sein Handeln nicht unvernünftig, er wird ja wissen, dass er ohne die entsprechenden Zutaten alles als zu lasch empfindet. Ich glaube auch irgendwie nicht, dass er bei einem Probieren dann sagen würde, dass er es doch gut findet, die Geschmacksnerven haben sich ja wahrscheinlich schon lange auf das extra Scharfe eingestellt.
Ich denke, dass sie insgeheim denkt oder wünscht, dass er ihr Essen auch ohne das Nachwürzen loben wird oder dass diese Möglichkeit bestehen könnte. Leute, die solche Vorlieben haben, wissen aber aus Erfahrung, dass es ihnen sowieso überall und immer zu wenig ist. Ich hatte auch mal eine Freundin, die schon standardmäßig überall vorm ersten Bissen großzügig das Salz verteilt hat.
Für mich ist es nicht respektlos gemeint. Wahrscheinlich wäre man mit einer freundlichen Frage oder Bitte aber eher weitergekommen als mit "mach deinen Scheiß selbst". Aber wäre die Frau auch zufrieden, wenn er es probiert und ziemlich sicher sagt, dass es für ihn wie eingeschlafene Füße schmeckt? Vielleicht will er so einer Situation entgehen, wenn er von vornherein weiß, dass es nichts für ihn sein wird.
Wenn man sich wirklich viel Mühe mit dem Abschmecken gegeben hat, dann ärgert es einen sicherlich, wenn jemand da einfach so ein paar scharfe Gewürze draufwirft und nicht mal irgendetwas so essen kann, wie es auf den Tisch kommt. Wenn er das aber wirklich immer so macht, dann ist das sicherlich auch nichts, was einen per se zu einer schlechten Köchin oder einem schlechten Koch macht, aber vielleicht ist es auch der Gedanke, dass es dann nur nach scharf schmeckt und man die anderen Geschmacksrichtungen nicht mehr schmeckt, aber so ist es ja nicht, wenn man daran gewöhnt ist.
Ich weiß nicht, ob ich mich da dauerhaft darüber ärgern würde. Da kann ich schon einiges ab. Unter anderem haben meine Kinder immer mal wieder etwas zu meckern, weil sie etwas nicht probieren wollen und da schwierig sind, ich bin solche Sachen also schon gewöhnt. Letztendlich kommt es ja auch irgendwie darauf an, dass es einem selber schmeckt, man kocht ja nicht nur für Andere, sondern durchaus auch für sich. Wenn es ihm natürlich nicht so passt, dann kann er auch selber kochen.
Ich verstehe die Aufregung tatsächlich gar nicht. Ich koche so, wie es mir schmeckt und wenn "ich mir richtig viel Mühe mit dem Abschmecken gemacht habe", trifft das immer noch nur keinen Geschmack. Und jetzt isst da jemand mit, der offensichtlich einen ganz anderen Geschmack hat. Denn Schärfe hin oder her, allein die Essignote, die bei Sambal Oelek oder Tabasco für mich ziemlich penetrant ist, passt für mich zu vielen Speisen gar nicht.
Aber da ist jemand, der das offensichtlich lecker findet. Warum soll der seinen Teller nicht optimieren? Er freut sich offensichtlich, dass ihn jemand bekocht. Er verlangt nicht, dass der Kochende seine Art zu Würzen anpasst, er würzt lediglich selbst nach. Wo liegt das Problem? Ich salze immer nach, wenn ich Speisen eines anderen bereits einmal probiert habe. Denn mir ist das immer zu lasch und niemand salzt heute aus meiner Sicht kaum, um morgen bewusst das Essen zu versalzen.
Warum sollte ich jedes mal probieren? Wenn es mir dann immer zu lasch ist und ich immer nachsalze, fühlt sich der Kochende auch nicht besser. Im Gegenteil: Damit bringe ich bei jeder Mahlzeit zum Ausdruck, dass ich dachte, diesmal hätte er es hinbekommen. Aber wieder nix. Das ist doch viel verletzender, als einfach einen anderen Geschmack zu haben.
Das Problem liegt darin, dass es bei so einem Verhalten eigentlich völlig egal ist wie viel Mühe man sich mit dem Essen gibt. Wenn jemand das Essen in einer scharfen Fertigsauce ertränkt ist es halt einfach mal völlig egal ob ich vier Stunden am Herd stand für eine echte Bolognese oder ob ich ein Fertigpäckchen über Hackfleisch gekippt habe.
Natürlich koche ich auch für mich und für mich macht das natürlich schon einen riesigen Unterschied, aber ich hätte absolut keine Lust gute Zutaten an so jemanden zu verschwenden. Da würde es dann halt irgendwas schnelles und billiges geben wenn er kommt und gut ist. Macht für ihn ja eh keinen Unterschied. Und wenn er den Sauerbraten will soll er den schön selber bezahlen, einlegen und zubereiten.
Hochwertige Lebensmittel stehen also nur Menschen zu, die den feinen Geschmack zu schätzen wissen? Wer andere Vorlieben hat, soll mit billigen Zutaten zufrieden sein? Warum? Und warum sollte schnell so billig sein? Die Klassiker wie Schnitzel mit Pommes, Pizza Salami oder Spaghetti Bolognese bieten kaum Sparpotenzial. Und ich muss die Sachen ja auch selber essen? Warum soll ich bestrafen, wenn der Gast sich freut und nur Soße draufkippt?
Soweit ich mich erinnere, ist es in vielen asiatischen Ländern eher normal, dass die Gäste individuell nach Belieben nachschärfen. Zu diesem Zweck stehen auch die entsprechenden Würzsaucen auf den Tischen parat. Meiner Erinnerung nach ist dort niemand gekränkt oder beleidigt, wenn man das Essen nachwürzt oder nachschärft. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, warum es in Deutschland manche Menschen zu kränken scheint, wenn man noch zusätzliche Gewürze oder Schärfmittel ins Essen hinzufügt.
Ich selbst esse auch gern scharf, wobei ich keineswegs alles nachschärfe, und zu deutschen oder mitteleuropäischen Speisen würden die asiatischen Würzsaucen auch gar nicht so gut passen. Aber ich hätte nichts dagegen, wenn jemand das anders sieht und eben noch weitere Gewürze nach seinem Geschmack hinzugibt. Das ist ja keine Kritik am Koch, sondern ein Ausdruck des individuellen Geschmacks.
cooper75 hat geschrieben:Hochwertige Lebensmittel stehen also nur Menschen zu, die den feinen Geschmack zu schätzen wissen? Wer andere Vorlieben hat, soll mit billigen Zutaten zufrieden sein? Warum? Und warum sollte schnell so billig sein? Die Klassiker wie Schnitzel mit Pommes, Pizza Salami oder Spaghetti Bolognese bieten kaum Sparpotenzial. Und ich muss die Sachen ja auch selber essen? Warum soll ich bestrafen, wenn der Gast sich freut und nur Soße draufkippt?
Das kannst du ja halten wie du willst. Wenn du viel Geld für ein Lebensmittel mit einem besonderen Geschmack ausgeben willst und diesen Geschmack, für den du bezahlt hast, mit einer Fertigsauce total platt machen willst, kannst du das gerne machen. Aber ich persönlich wäre nicht bereit dafür Geld auszugeben. Und wenn du Lust hast viel Zeit zu investieren um etwas zu kochen, das mit Fertigsauce genauso schmeckt wie ein Fertiggericht vom Discounter kannst du das auch gerne tun, aber mir wäre meine Zeit dafür zu schade.
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