Partner mit oder ohne Vorankündigung verlassen?
Eine Freundin überlegt derzeit, ob sie nicht ihre Sachen packt und ihren Partner mehr oder weniger für einige Zeit verlässt. Sie würde dann weiter weg zu einer Freundin fahren. Grund dafür ist wohl, dass ihr Partner sich kaum noch Zeit für sie nimmt und alles reden wohl zu keinem Erfolg geführt hat. Meine Freundin hat sich daher gedacht, dass ihr Partner vielleicht aufwachen würde, wenn sie plötzlich nicht mehr zu Hause wäre, wenn er dann von der Arbeit heim kommt.
Sie hat sich daher auch überlegt, ihrem Partner dann vorher nichts zu sagen und ihm einen Zettel hinzulegen. Sie meint, dass sie Angst hat, dass er sie doch wieder bequatscht, dass sie bleiben soll, wenn sie ihm vorher schon etwas sagt. Aber sie wünscht sich eben, dass ihr Partner mal begreift, dass sie weg ist, wenn er nichts ändert und sich mal mehr zeit für sie nimmt. Er hat nach der Arbeit anscheinend nur seine Hobbys im Kopf.
Ich muss sagen, dass ich meine Freundin da schon verstehen kann. Sie möchte sich nicht direkt trennen und hofft eben, dass ihr Partner etwas ändert, wenn er merkt, dass es ihr wirklich ernst ist und sie eben weggefahren ist. Bei einer Trennung sehe ich das schon etwas anders und denke, dass man das vorher mit dem Partner besprechen sollte. Ausnahmen sind natürlich wenn es sich um Fälle mit häuslicher Gewalt oder ähnliches handelt. Da würde ich auch nichts sagen und einfach gehen.
Würdet ihr den Partner ohne Vorankündigung verlassen? Oder würdet ihr das immer erst ankündigen? Was sind für euch Ausnahmen? Habt ihr das vielleicht schon gemacht, dass ihr einfach ausgezogen seid oder den Partner ohne große Worte verlassen habt?
Ich denke ganz ohne Vorankündigung ist das ja nie. Man sollte es schon mitbekommen und vor allem wird man nichts einfach hinnehmen ohne nichts zu sagen und dann einfach gehen. Ich würde es aber dennoch nicht so wie deine Freundin machen. Ich würde ihn anrufen und dann meine Sachen packen und gehen. Dann kann er sich Gedanken dazu machen und es nicht so unpersönlich.
Bei meinem ersten Partner, den ich verlassen habe, war es durchaus so, dass ich vorher gesagt habe, was ich nicht gut finde und man durchaus den Eindruck gewinnen konnte, dass es für mich nicht so toll ist. Als ich mich dann aber getrennt habe, habe ich ihm das auch so direkt gesagt und er war dennoch überrascht. Er hat das einfach komplett anders wahrgenommen als ich.
Sofort gehen würde ich wirklich nur, wenn mein Mann mich oder mein Kind schlagen würde. Mit solchen Menschen lohnt sich diskutieren einfach nicht und da muss man auch nicht lange reden. Da muss man dann auch sich selber schützen und darf nicht noch ewig lange brauchen, aber das ist eine Ausnahme, sonst finde ich schon, dass man miteinander reden sollte.
Wieso sollte das nie ohne Vorankündigung stattfinden? Ramones hat selbst geschrieben wie überrascht ihr damaliger Partner bei der Trennung war. Für sie war das wohl offensichtlich eine Ankündigung vorher mit dem Gespräch, beim Partner jedoch nicht angekommen. Die Wahrnehmungen sind dazu komplett unterschiedlich und werden auch gerne mal verdrängt, gerade vom männlichen Teil einer Beziehung.
Aber aus eigener Erfahrung kann ich deiner Freundin sagen, dass das wegfahren alleine nichts bringen wird. Meint sie wirklich er wacht auf und macht sich Gedanken darüber? In erster Linie wird er weiterhin seinen Hobbys frönen, Zeit mit ihr muss er nicht verbringen da sie ohnehin nicht Zuhause ist und bis sich mal Gedanken gemacht werden ist es ein weiter Weg, oder findet auch nicht statt.
Da sehe ich das Ultimatum als die bessere Lösung an. Dass man wirklich das klare Gespräch sucht, ohne Ablenkung und nicht beiläufig beim Putzen oder wenn er am Hobby ausüben ist, und dort eine Frist setzt bis wann das Verhalten geändert werden sollte, auch was man fordert und eine Umsetzung wäre Ratsam wenn man diese parat hat. Einfach nur fordern kann jeder, aber das ganze ausgearbeitet kann man besser präsentieren und prägt sich auch besser ein. Das schon einige Wochen eingeplant werden sollten, sollte klar sein aber somit hat er einen festen Zeitraum und wenn es dann nicht klappt, dann auch die Konsequenz ziehen und sich trennen. Auf die Dauer unglücklich machen und mit versteckten Botschaften zu hantieren sorgt auch nicht für eine glücklichere Beziehung und den erwünschten Effekt.
Mein Ex Partner hatte das Ultimatum, dass er sich mehr um das Kind, Haushalt und um mich kümmert. Deadline war der erste Geburtstag von meinem Kind, als nichts gekommen ist, habe ich ihm an diesen Tag die Koffer vor die Tür gestellt und das ganze auch beendet. Selbst da war es für ihn überraschend, aber in erster Linie deswegen da er nie damit gerechnet hatte, dass ich auch Ernst mache. Nachträglich nach dem Ende der Beziehung kam er erst auf den Trichter was "falsch" gelaufen ist und hatte anfangs noch versucht das zu ändern mit mäßigem bis keinem Erfolg. Da schwang eher die Hoffnung noch mit, dass ich ihn zurück nehme und dann alles wieder in den gewohnten Trott fällt, was ich eben nicht mitgemacht habe.
Ich finde es ziemlich unfair, jemanden ohne Vorankündigung zu verlassen. Bei deiner Freundin geht es ja scheinbar nur um eine Art Urlaub von der Beziehung, um dem Partner Raum zu geben mal einige Dinge zu überdenken. Trotzdem finde ich die Vorstellung, das kommentarlos umzusetzen irgendwie schräg.
Sorae schreibt, dass Gespräche mit ihrem Partner der Beziehung nichts gebracht haben, weil er die Dinge, die sie störten irgendwie nicht begriffen hat oder nicht richtig ernst nahm und daher dann dennoch überrascht war. Aber zumindest hat sie ihm mit dem vorherigen Gespräch die Chance eingeräumt sich mit den Baustellen in der Beziehung auseinander zu setzen und daran zu arbeiten. Dass er diese dann nicht ergriffen hat, ist natürlich sein Problem.
Aber sich einfach so aus dem Staub zu machen, ohne die Schwierigkeiten zu diskutieren, mit der Begründung, dass er das ja hätte merken müssen oder man ja versteckte Hinweise gegeben hat, finde ich extrem unfair und vor allem unreif. Klar, wenn mein Partner mich misshandelt, bestiehlt oder irgendetwas in der Art ist die Lage klar und muss nicht konkret besprochen werden. Aber aufgrund von Problemen, wie zu wenig Zeit/Aufmerksamkeit oder zu viel Unordnung oder was auch immer, sollte man vorher das Gespräch suchen und auch beim Schluss machen konkret benennen, warum man geht.
Dieser Grund, dass der Partner sich zu wenig Zeit nimmt, ist meiner Meinung nach etwas, das man ohnehin nicht ändern kann. Denn er nimmt sich ja wenig Zeit oder zumindest weniger Zeit als es die Freundin für angemessen hält, weil ihm erst einmal andere Dinge wichtiger sind. Er hat dann andere Prioritäten. Und wie will man einem Menschen die Prioritäten austreiben oder ihn zwingen, diese anders zu setzen?
Die Frau wird vielleicht gerne mehr mit dem Mann unternehmen und das eventuell auch schon mal angebracht haben und der Mann widmet sich dann lieber seinem Hobby oder geht mit Kumpels weg. Das macht er ja aber deswegen, weil ihm in dem Moment die Kumpels oder die anderen Hobbys wichtiger sind. Der wird seine Freundin schon mögen, aber er hat nicht das Bedürfnis, so viel Zeit mit ihr zu verbringen; ihm reicht das, wie es ist.
Und die Freundin hat ein Bedürfnis nach mehr und will mehr Zeit mit dem Mann verbringen. Das sind dann unterschiedliche Wünsche nach Nähe und Distanz - die Frau will mehr Nähe und der Mann weniger. Was nützt es denn, wenn die Frau den Mann unter Androhung einer Trennung dazu zwingt, mehr Zeit mit ihr zu verbringen, obwohl er das nicht will. Wenn er dann gezwungenermaßen etwas mit ihr macht, obwohl er vielleicht lieber mit seinen Kumpels zusammen wäre oder was anderes machen würde oder alleine wäre, dann ist das doch auch keine Lösung.
Man muss sich halt einen Partner suchen, der das gleiche Nähebedürfnis hat. Man kann niemanden, der das gar nicht will, dazu zwingen, sich ständig mit der Freundin zu beschäftigen, der wird sich dann bedrängt fühlen. Anders herum wöllte man doch selbst auch nicht auf diese Weise erpresst werden.
Das hört sich für mich schon ein wenig nach den leicht an Bestrafung erinnernden Phantasien einer sich zurückgesetzt fühlenden Partnerin an. Nach dem Motto: Soll er doch mal sehen, wie das ist, wenn ich nicht mehr da bin. In ihrer Wunschvorstellung fällt er vermutlich aus allen Wolken, wenn er ihr Verschwinden entdeckt (was wahrscheinlich sogar so sein wird), wird reumütig um Verzeihung bitten (was so sein könnte) und sein Verhalten dann gravierend ändern. Was mutmaßlich genauso lange anhalten wird, bis er sich wieder sicher fühlt oder sich sogar total manipuliert fühlt.
Was Zitronengras sagt, finde ich gut, das waren auch meine Gedanken. Der Mann ist sich vielleicht in dieser Sache nicht mal eines Unrechts bewusst, weil es für ihn so alles stimmig ist. Natürlich kann man seinen Partner mit viel Streit und Diskussion zwingen, mehr Zeit miteinander zu verbringen, aber ganz ehrlich, wer will das? Dann sitzt man vielleicht wunschgemäß Samstag Abend zusammen zuhause, darf sich aber im Hinterkopf fragen, ob der andere vielleicht nicht doch lieber woanders wäre und einfach nur um Streit zu vermeiden bei einem sitzt.
Wenn sie einfach mal so für Wochen verschwinden kann, scheint sie ja auch keine kleinen Kinder mehr zu haben oder überhaupt Kinder und auch keinen festen Job, er hingegen scheint Arbeit, viele Hobbys und Bekannte zu haben. Da allein liegt vielleicht der Hauptknackpunkt. Sie lebt für die Beziehung, für ihn ist die Beziehung nur eine von mehreren Komponenten in seinem Leben. An ihrer Stelle würde ich vielleicht wirklich mal für einige Zeit wegfahren, um mein Leben, meine Beziehung zu überdenken und mir die Frage stellen, ob ich die nächsten zwanzig bis fünfzig Jahre so weiterleben kann und möchte oder ob ich eine neue Richtung brauche.
Das würde ich dann aber ihm gegenüber einfach als Kurzurlaub deklarieren und da jetzt nicht ein künstlich aufgezogenes Drama mit Zettel auf dem Küchentisch aufziehen. Darauf warten, dass der Partner, der sich gar nicht ändern will, weil er so ist, wie er eben ist und gar keine Veranlassung zu einer Ummodelung seines Lebens sieht, würde ich aber nicht. Mit dem Warten darauf geht nur viel kostbare Lebenszeit verloren, aber sowas muss man leider oft selbst auf die harte Tour lernen. Es ist ja nicht so, dass ich nicht auch schon zu lange in einer fruchtlosen Beziehung geblieben wäre und ähnliche Kämpfe ausgefochten hätte.
Ich bin mir gar nicht so sicher, ob es jemals eine Trennung ohne Vorankündigung geben kann? Ich denke nämlich, dass es immer Anzeichen gab, die darauf hindeuten oder etwaige Gespräche, die Probleme aufzeigen und eine mögliche Trennung dadurch durchaus in Frage stellen. Also so ganz ohne Vorankündigung ist es im Grunde also nie, wenn man mich wirklich fragt.
In meinem Freundes-, Bekannten- und Verwandtenkreis kann ich mich auch an keiner Situation erinnern, wo dies plötzlich und so unerwartet passiert ist. Manch einer glaubt jedoch, das sei vielleicht angemerkt, dass die Trennung so plötzlich aus heiterem Himmel gekommen ist. Das ist aber meist dann der Fall, wenn zwei Personen irgendwie eine andere Wahrnehmung der Beziehung haben, was nicht selten vorkommt. Der eine ist glücklich und würde nichts verändern wollen und der andere todunglücklich. Wie oft es das gibt, kann ich natürlich nicht belegen, aber es gibt es.
Also wirklich ohne Vorankündigung würde ich behaupten, ist letzten Endes keine Trennung. Es kommt wohl eher auf die Wahrnehmung der Beziehung auf den jeweiligen Partner an. Wer natürlich im Vorfeld stets die Scheuklappen aufgesetzt hat, der wird die Trennung als plötzlich und unerwartet sehen. Wer die Probleme ignoriert, die besprochen wurden, ist selber schuld und hat offenbar nicht geglaubt, dass sich die Partnerin oder der Partner trennt.
Doch ohne Vorankündigung kann es bei mir nicht geben. Ich räume jedem die Chance ein, sich mit den Problemen, die da sind, auseinanderzusetzen. Fremdgehen, da gibt es die sofortige Trennung aber ohne Vorankündigung? Nun, das kann man so sehen, aber das war ja wohl dann auch zu erwarten.
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