Partner hin und her schicken, wenn man gehandicapt ist?
Eine Bekannte hat sich das Bein gebrochen und ist daher nun stark in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Sie hat zwar Gehhilfen bekommen und einen Rollstuhl, aber damit kann sie sich auch nur bedingt fortbewegen. Vor allem darf sie auch auf dem verletzten Bein keinerlei Belastung ausüben.
Nun scheucht sie ihren Mann herum, der dann alles mögliche für sie erledigen soll. Er meinte schon, dass ihr dann immer wieder Dinge einfallen würden, die er für sie irgendwo holen sollte. Er meinte, dass sie nicht überlegt, was sie dann alles aus dem Keller oder von der oberen Etage bräuchte. Auch würde sie ungehalten, wenn es eben nicht schnell genug gehen würde. Es geht wohl sogar soweit, dass sie ihren Partner früh morgens weckt, damit dieser aufsteht und ihr mal einen Kaffee macht. Da sie selbst schlecht die ganzen Treppen gehen kann und erst recht nicht, wenn sie dann eine Tasse in der Hand halten soll.
Könnt ihr verstehen, dass man seinen Partner viel hin und her schickt, wenn man ein Handicap hat? Würdet ihr das nicht nur auf die nötigsten Dinge beschränken, um es dem Partner nicht schwer zu machen? Ist es da nicht vorprogrammiert, dass der Partner irgendwann genervt ist, wenn er so viel gescheucht wird?
Das klingt so als wäre deine Bekannte eine kleine Diktatorin. Also mich würde so etwas kalt lassen. Ich würde ihr das Nötigste geben und ihr dann die Meinung geigen. Es ist eine Sache, sie zur Toilette zu begleiten, weil sie nicht alleine gehen kann und Hilfe braucht, oder ihr beim waschen zu helfen. Aber alles mögliche vom Keller oder sonstwo zu holen finde ich übertrieben.
Als ich am Bein operiert worden bin und dann eine Zeit lang nicht laufen konnte und laut Arzt mich schonen sollte, habe ich nichts dergleichen getan. Ich war sogar eher so, dass ich mich trotzdem bewegen wollte, weil mir die viele Sitzerei ziemlich schnell auf den Keks gegangen ist. Da war mein Partner aber auch so, dass er direkt aufspringen und mir alles bringen wollte, damit ich nicht laufen muss. Ich habe ihn um nichts bitten wollen und lieber alles selbst machen wollen.
Ich kann das nicht verstehen, aber bei manchen ist das einfach so die Art und manche machen sich daraus dann einen Spaß. Vielleicht rennt die Dame ansonsten auch so umher wie ein aufgescheuchtes Huhn und rennt lieber 5 mal in den Keller, anstatt nur einmal und sich vorher alles zu überlegen. Klar, dass sie aus ihrem Muster dann nicht heraus kommt und das dann auf den Laufburschen auch so überträgt an Aufgaben, der dafür ein anderes Verständnis hat als sie.
Aber als Partner würde es mir auch im Traum nicht einfallen lassen, dass ich mich so behandeln lasse und von morgens bis abends nur am Hintern nachtragen bin. Denn was ist so schwer daran, wenn man seinen Kaffee direkt mal trinkt anstatt damit noch auf der Treppe mitsamt Krücken zu turnen oder zu warten, bis der andere aufsteht? Denn einfach alles haben zu wollen und nicht zurück stecken, geht in der Hinsicht gar nicht und auch der Ehemann hat hier wohl anderes und besseres zu tun, als seiner Ehefrau nun alles hinterher zu tragen was ihr gerade in den Sinn kommt.
Sie ist kein Pflegefall und auch nicht unmobil, nur eingeschränkt. Von daher würde ich auch ganz eiskalt sagen, dass sie sich ihren bescheidenen Kaffee alleine machen soll wenn ich wegen solch einem Furz dann auch noch geweckt werde, weil es Madame gerade in den Kram passt. Gleiches auch für das zig mal in den Keller rennen, gäbe es die Antwort, dass ich nur einmal gehe und sie sich vorher überlegen soll, was sie alles will und ansonsten hat sie eben Pech gehabt oder muss es alleine machen. Ein Dienstmädchen werde ich deswegen nicht, weil ich es nicht mit mir machen lasse, andere lassen das aber mit sich machen und brauchen sich dann auch nicht wundern oder gar beschweren, da sie es selbst in der Hand haben.
Mein Ex Partner wurde häufig an den Füßen operiert und dann beide gleichzeitig, dass so gut wie gar nichts langes ging. Sprich in der Zeit war es klar, dass ich einkaufen gehe und die Termine alleine mache, die weit zu laufen sind damit er sitzen oder liegen konnte und die Füße nach oben halten. Aber ausgenutzt wurde es nicht und wäre auch nicht passiert, ich bin deswegen nicht 10 mal am Tag zum Supermarkt gerannt nur weil der Herr etwas anderes wollte als da war, da musst er sich dann eben auch anpassen.
Und noch dazu hatte er auch seinen Stolz und wollte mich nicht mit allem belästigen wie so einfachen Dingen mit Kaffee, er ist an den Vollautomaten mit den Krücken hin, hat ihn sich selbst gemacht und hat das direkt an der Maschine getrunken. Wollte er es mitnehmen, dann kam der Kaffee in den Thermosbecher, wurde zu gemacht, um den Hals gehängt mit einer Schnur und ging mit Krücken zurück. Es geht wenn man denn möchte, aber hier scheint die Dame gar nicht gewillt zu sein, dass sie diese Dinge alleine bewältigt.
Was macht die gute Damen denn, wenn ihr Partner nicht da ist? Oder hat er jetzt solange Urlaub bis der Gips wieder ab ist? Ich glaube kaum, also muss sie ja im Laufe des Tages auch alleine zu recht kommen und das scheint ja auch zu klappen, schließlich ist sie noch nicht verhungert oder verdurstet. Natürlich ist es toll, wenn der Partner einen umsorgt und sich kümmert, aber das sollte man erstens nicht ausnutzen und zweitens auch nicht als selbstverständlich ansehen, sie ist schließlich nicht bettlägerig und kann gar nichts mehr machen, auch mit Krücken oder mit Rollstuhl kann man sich ein wenig im Haus bewegen, es ist nur anstrengender und dauert länger. Aber daran sollte sie sich vielleicht einfach mal gewöhnen.
Ich habe bisher erst einmal in meinem Leben etwas gehabt, wo ich wirklich eingeschränkt war, jede Bewegung, jeder Schritt, ja jeder Atemzug war die Hölle, an mehr wie 10 Schritte war nicht zu denken und was war? Kein Partner weit und breit, den ich wie ein Dienstmädchen hätte hin und her jagen können. Ich musste alleine zu Recht kommen, egal wie und dann entwickelt man einfach kleine Tricks und überlegt sich sehr sorgfältig ob man nun aufsteht und wenn ja, was man dann alles braucht und auf einmal mitnimmt, wie Sorae schon schrieb, dann gibt es Kaffee im Thermosbecher um den Hals oder einen Einkaufsbeutel den man sich umhängt und das was man braucht da reinpackt und dann kann man auch mit Krücken etwas transportieren.
Gut ich hatte keine Krücken, aber ich konnte mich einfach nicht bewegen. Teller aus dem Hängeschrank holen ging zum Beispiel nicht, die habe ich mir dann einmal rausholen lassen und alles was ich so brauchte auf normale Griffhöhe stellen lassen und auch ansonsten überlegt, was ich noch so alles benötige, dafür hatte ich genau einmal Hilfe und das reichte. Glücklicherweise hab ich einen Nachbarn, der wenn er einkaufen gefahren ist, gefragt hat, ob ich noch was brauche und das dann mitgebracht hat, ich wäre im Leben nicht auf die Idee gekommen ihn zu fragen, ob er extra für mich fährt, auch wenn er das gemacht hätte. Am ersten Tag musste er das nämlich leider, weil ich es nicht mal bis zum Arzt geschafft habe, um die Arbeitsunfähigkeit und die nötigen Medikamente zu holen.
Wenn man in so einer Situation ist, sollte man sich einfach mal überlegen, ob man nur mit dem Partner so umspringt oder ob man auch Freunde oder Nachbarn so einspannen würde. Da ist sicherlich die Hemmschwelle deutlich größer, nur das der Partner trotzdem kein Dienstmädchen ist das man hin- und herschupsen kann. Ein Partner hilft von sich aus schon bei vielem und unterstützt einen (zumindest sollte das so sein), aber ausnutzen muss man das noch lange nicht. Ich würde meinem Partner auf jeden Fall was husten, wenn der mich wie ein Dienstmädchen hin- und herscheuchen würde und so tun würde, als wenn er doch gar nichts mehr kann.
Die Frage ist doch, wie war die Frau vor dem Unfall, bevor sie sich das Bein gebrochen hat. War sie sehr aktiv, sehr agil, dann ist es schon verständlich, dass sie einfach ungehalten ist und vielleicht auch krankheitsbedingt ein wenig depressiv ist. Ich war noch nicht in der Situation aber ich kann mir vorstellen, dass man so viel wie möglich alleine machen wollen würde, es aber nicht geht und man deswegen auch ungehalten wird. Und weil das Umfeld es nicht gewohnt ist, weil die Frau alles selber gemacht hat und ihnen den Hintern hinterhergetragen hat, ist es dem Umfeld nun zu viel. Schließlich fehlt die Frau nun um den Hintern hinterhergetragen zu bekommen.
Ich finde, dass sich ein Außenstehender hier überhaupt kein Urteil gegen die Frau erlauben darf, weil man eben nicht weiß, wie es vor dem Unfall war und wie das jetzt genau ist. Ist es den Angehörigen einfach zu viel, weil sie nicht mehr alles hinterher getragen bekommen? Vielleicht sollten die Angehörigen einfach mal überlegen, dass das, was sie nun für die Frau tun, die Frau immer alleine gemacht hat und bestimmt noch einiges mehr.
Ich sitze selbst seit einem Unfall vor mehreren Jahren im Rollstuhl. Aber ich bin bemüht, so viel wie es geht, selbst zu erledigen. Vieles musste ich aber auch erst lernen, wie es geht. Oft behindern mich auch einfach die Umstände oder unsere winzige Wohnung, die nicht wirklich behindertengerecht ist.
Anfangs war es nicht leicht, denn einem gehen viele Sachen durch den Kopf, die man nun nicht mehr tun kann. Wenn man allerdings wirklich will, dann kommt man auf viele Ideen, wie man doch die Dinge selbst erledigen kann. Eine Tasse Kaffee mag schwer zu transportieren sein, aber man kann den leeren Becher an den Tisch bringen und den Kaffee beispielsweise in einer Thermoskanne transportieren. An den Krücken kann man dafür etwa auch eine Tasche oder dergleichen anbringen. Und die Kaffeemaschine kann man weiter herunter stellen, damit die Bekannte auch selbst dran kommt.
Ich denke auch, dass der Mann ihr mal gehörig den marsch blasen sollte. Hilfestellung etc. mag ja in Ordnung sein, aber den Mann extra wecken nur weil sie gerade Lust auf Kaffee hat, geht meines Erachtens schon viel zu weit. Aber da dürfte auch ein grundlegendes Problem in der Beziehung bestehen.
Da weiß aber jemand den Partner auszunutzen. So etwas finde ich wirklich nicht nett. Ich meine mal etwas mitbringen ist sicherlich kein Problem, auch mal einen Kaffee machen wird nicht das Problem sein, aber mal ehrlich, wenn mich jemand immer wieder durchs Haus schicken würde und ich dann auch noch angeblafft werde, wenn ich nicht schnell genug bin, das würde ich mir nicht gefallen lassen.
Natürlich ist man irgendwo eingeschränkt, aber dennoch muss man ja klarkommen und ein gebrochenes Bein ist schon etwas, mit dem man sich noch bewegen kann und wenn man wirklich einen Kaffee möchte kann man den auch machen. Dann stellt man sich eben alles so hin, dass man es im sitzen machen kann. Man muss sich nur gut organisieren, andere dauerhaft gehgeschädigte Menschen schaffen das ja auch.
Ich denke, dass sie hier ein bisschen nach der Aufmerksamkeit strebt und diese genießt. Immerhin ist sie krank und das kann man ja dann nutzen um Beachtung zu erfahren. Ich finde es nicht gut, wenn man das so macht. Man sollte schon Dinge selber machen und dem Partner nicht so zur Last fallen, wenn es wirklich noch irgendwie machbar ist.
Vielleicht nutzt die Dame ihren Partner ja gar nicht aus, zumindest nicht bewusst. Man weiß ja nicht, wie sie sonst so im Alltag ist, wenn sie nicht gerade durch ein gebrochenes Bein eingeschränkt ist. Vielleicht ist sie ja auch so jemand, der den ganzen Tag herumwuselt, nie still sitzen kann und immer was zu tun haben muss. Solche Leute gibt es ja auch. Manche sind so voller Tatendrang, dass sie immer alles sofort erledigt haben wollen, ohne abwarten zu können.
Meine Mutter rennt selbst mindestens dreimal am Tag, oft sogar noch öfter in den Keller. Wegen jeder Kleinigkeit geht sie sofort los. Das kann dann auch nicht auf den nächsten Tag geschoben werden, sondern sie will es immer sofort machen. Wenn die Dame in dem Beispiel auch so ist, kann man es schon etwas nachvollziehen, weshalb sie ihren Mann dann immer losschickt. Immerhin kann sie ja selbst nicht so viel machen, wie sie es sonst vielleicht tun würde. Allerdings ist es trotzdem nicht richtig, den Mann so herumzuscheuchen. Er hat doch selbst auch eigene Sachen zu erledigen.
Natürlich ist es notwendig, dass der Mann der Frau unter die Arme greift und das wird er wahrscheinlich auch gerne machen. Das bedeutet aber nicht, dass er deshalb die ganze Zeit so herumwuseln muss, wie die Frau es sonst tun würde. Vieles kann ja auch warten, bis die Frau wieder fit ist und es muss ja auch nicht immer alles sofort erledigt werden.
Wenn die Dame sonst aber auch nicht so viel macht und es nun besonders ausnutzt, bedient zu werden, dann ist das natürlich alles andere als fair. Ich finde, dass das nichts ist, was man ausnutzen sollte. Aber wahrscheinlich hofft sie drauf, dass ihr Mann ihr keinen Wunsch abschlagen kann, weil sie sich dann immer wieder darauf berufen kann, doch gehandicapt und verletzt zu sein.
Wenn man plötzlich so eingeschränkt ist, kann das schon recht skurrile Folgen haben. Ich hatte erst Ende letzten Jahres einen Beinbruch und schon nach wenigen Tagen einen Stubenkoller. Und das obwohl ich drei Tage in der Woche vormittags mit im Laden war um die Buchführung aktuell zu halten, Bestellungen zu planen und Rechnungen anzuweisen.
Dazu hat mein Mann in der ersten Woche auch noch viel angerufen, wenn er mit den Paketen allein nicht weiter kam. Trotzdem war man in vielen Dingen eben von seiner Familie abhängig und das kann schon das Nervenkostüm angreifen. Da reagiert auch jeder Mensch anders drauf. Ich habe trotz allem versucht viele Dinge allein hin zu bekommen. Trotzdem war ich bei vielen Dingen aber auch auf Hilfe angewiesen.
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