Partner hat schlechtes Gedächtnis, wie damit umgehen?
Mein Freund ist unglaublich vergesslich und gerade wenn wir uns streiten, treibt mich das in den Wahnsinn. Oft erinnere ich ihn an Fehltritte von ihm, an die er sich gar nicht mehr erinnert. Zum Teil erinnert er sich nicht mal an Gespräche, die wir vor eine Woche geführt haben oder an Ereignisse, die wenige Tage vorher stattgefunden haben.
Manchmal denke ich, dass er Dinge absichtlich "vergisst" und nur vorgibt, sich nicht zu erinnern, damit er die Tatsachen verdrehen kann. Andererseits hat er oft Gedächtnislücken bei Ereignissen, die nicht von Belang sind und wo es keinen Grund für ihn gäbe, zu lügen. Daher denke ich, dass er tatsächlich ein Gedächtnis wie ein Sieb hat und oft Dinge vergisst.
Habt ihr auch ein Problem mit Gedächtnisverlust bei euch oder eurem Partner? Wie geht man am besten mit sowas um?
Nein, so ein Problem habe ich nicht, aber mein Partner wohl gerade ein bisschen mit mir. Ich bin ja schwanger und dadurch ein bisschen vergesslicher als sonst und mein Partner nimmt aber voll Rücksicht und spricht wichtige Dinge dann einfach mehrmals an. Vielleicht hat es bei deinem Freund ja auch einen medizinischen Hintergrund.
Ich kenne das nur zu gut, wobei ich fast schon vermute, dass es ein Problem von vielen Männern ist. Ich habe schon oft irgendwelche früheren Gespräche oder Ereignisse zum Gespräch gebracht, wobei mein Freund sich absolut nicht mehr daran erinnern konnte. Genauso kann er sich oft nicht an Gespräche oder Ereignisse erinnern, die erst einige Tage her sind, obwohl ich mich daran erinnern kann, als ob es nur fünf Minuten her gewesen sind. Da zweifle ich dann auch an meinem eigenen Verstand, aber auch an dem meines Freundes.
Ich habe mich auch zu Anfang immer gefragt, ob mein Freund das ernst meint oder einfach nur "vergisst". Mittlerweile habe ich aber feststellen können, dass es nicht anders ist, was persönliche Termine von ihm angeht. Ich vermute fast, dass es nicht nur ein schlechtes Gedächtnis ist, sondern die Tatsache, dass er bei den tatsächlichen Gesprächen oder Ereignissen kaum oder nur mit halbem Ohr zuhört und daher schon kurz danach kaum noch etwas darüber weiß. Und dass Männer schlecht zuhören können, soll ja tatsächlich so sein.
Wenn ich etwas Wichtiges mit meinem Freund bespreche, dann mache ich danach gerne Testfragen, um zu überprüfen, ob er mir wirklich zugehört hat oder bitte ihn, das zu wiederholen. Wenn ich das mache, dann weiß ich, dass es wirklich bei ihm angekommen ist und die Wahrscheinlichkeit ist dann auch geringer, dass er das wieder vergisst. Ganz vermeiden lässt sich das damit aber auch nicht und ich habe mich langsam auch schon damit abgefunden. Natürlich ist es nervig, aber man kann ja leider auch nichts daran ändern, wenn man nicht jedes Gespräch aufnehmen möchte.
Ich kann mir schon vorstellen, dass jemand genervt reagiert und so tut, als könnte er sich an vergangene "Fehltritte" nicht mehr erinnern, wenn er (oder sie) sie bei Streitigkeiten regelmäßig wieder aufs Butterbrot geschmiert bekommt. Mir geht es auch tierisch auf die Nerven, wenn man mir bei einem Streit nicht nur den aktuellen Konfliktpunkt vorwirft, sondern auch noch dieses und jenes, was ich vor ein paar Tagen, Wochen oder Monaten getan oder gesagt haben soll. Dann reagiere ich auch schon mal trotzig oder kindisch, wenn ich derart in die Defensive gedrängt werde.
Aber selbstverständlich gibt es auch naturgegebene Unterschiede im Gedächtnis. Es kennt ja jeder, dass manche Leute sich keine Zahlen, Namen oder Geburtstage merken kann. Ich bin ganz besonders schlecht mit Gesichtern, vergesse dafür auch die banalsten oder absurdesten Fakten nicht, wenn sie mich interessieren. Dann muss man sich eben gegenseitig weiterhelfen. Beispielsweise liefert mein Partner die Telefonnummern von Arzt, Friseur und Steuerberater, während ich Fragen wie die nach dem Namen des Flaggschiffs der japanischen Marine im 2. Weltkrieg gerne beantworte.
Zudem - auch wenn ich es nur ungern zugebe - gibt es im Alltagsleben allem Anschein nach immer noch geschlechtsspezifische Bereiche, die in den Köpfen der jeweiligen Pendants schlicht gar nicht vorgesehen sind. Dazu gehört oft der ganze soziale Kleinkram, wie der Geburtstag von Großtante Erna und die Tatsache, dass sie Weinbrandbohnen mag oder die gemütliche Gestaltung einer Wohnung über den rein funktionalen Aspekt hinaus.
Zumindest habe ich beispielsweise noch keinen Mann einen der Jahreszeit entsprechenden dekorativen Türkranz kaufen sehen. In diesen Fällen hilft wohl nur, sich damit abzufinden, und denjenigen welchen eben mehrfach zu erinnern, dass manche Erledigungen oder Ereignisse vielleicht nicht sonderlich "wichtig" erscheinen, aber dennoch eine Rolle spielen.
Mein Ex-Freund hatte dasselbe Problem. Es ging allerdings nicht "nur" um Streitigkeiten, sondern durchaus auch um wichtige Termine, andere nebensächliche Gespräche und mehr. Mal hat er nur Teile vergessen, die ihm später wieder eingefallen sind, wenn man ihn drauf aufmerksam machte und mal vergaß er gleich alles.
Es ist auf alle Fälle sehr nervig, weil man als Gegenüber nicht selten glaubt, dass es Absicht ist. Doch ich musste feststellen, dass je mehr Stress er hatte, desto häufiger genau so etwas passiert. Eine befreundete Psychologen erklärte mir mal, dass bei vielen Menschen der Kopf also das Gehirn dann aussondert, was gut und schlecht ist, was einem selbst jetzt zu sehr stresst usw. und dies dann aussortiert.
Sie hat mir das anhand von posttraumatischen Belastungsstörungen eines Kindes erklärt, welches wir beide kennen. Bei dem Kind ist es so, dass sie nur alles schlechte im Kopf hat, was in ihrer Vergangenheit von Kindheit an passiert ist und alles positive, was es natürlich mal gab, völlig wie ausgelöscht ist. Das Kind behält negative Dinge so gut, als seien sie gerade eben passiert und positive Aspekte verblassen mit der Zeit und kommen nicht mehr wieder. Sehr schade!
Das ist natürlich nicht komplett mit Deinem Fall zu vergleichen, aber man sieht einfach mal, wie seltsam das Gehirn womöglich auf zu viel Stress reagiert, zu viele Probleme usw, sodass sogar alles belangloses vergessen wird.
Ich selber habe das zum Beispiel auch. Vorgestern erzählt man mir als Beispiel, dass die Mutter einer Freundin Spätschicht hat. Heute frage ich dann, muss Deine Mama arbeiten? Das sind wirklich Kleinigkeiten, aber belastet des Öfteren auch meinen Freundeskreis, weil man denkt, ich bin an Alzheimer erkrankt, vergesslich oder einfach nur total bescheuert.
Es ist jedoch möglich, das Gehirn zu fördern, sodass mehr Input für Deinen Partner möglich ist. Vielleicht sollte er das mal in Angriff nehmen, um weniger zu vergessen? Wäre doch eine Maßnahme, die auch im Alltag allgemein sicherlich auf Anklang stoßen kann.
Bei uns ist es genau anders herum. Ich bin derjenige mit einem schlechten Gedächtnis. Vor allem mit dem Kurzzeitgedächtnis hapert es gewaltig. Bei mir ist es wirklich medizinisch bedingt, da ich einige Monate im Koma gelegen habe nach meinem Unfall, bei dem ich mir auch die Wirbelsäule gebrochen habe. Seit dem Koma vergesse ich etwa ständig, wo ich etwas gerade hingelegt habe. Wie oft wir meine Schlüssel gesucht haben, kann ich inzwischen kaum mehr zählen. Auch meinen Ausweis oder meine Krankenversicherungskarte habe ich inzwischen unzählige Male nachbestellen müssen, weil ich sie einfach nicht wieder gefunden habe.
Meine Freundin verzweifelt damit fast an mir. Aber sie wusste es, bevor sie eingezogen ist, also nimmt sie es hin. Wir können es ja beide nicht ändern. Training hat mir nur zu einem gewissen Grad geholfen, mehr als jetzt geht einfach nicht mehr. Dafür hat mein Gehirn im Koma wohl zu viel Schaden genommen.
Sie versucht es so, dass einige Dinge einfach ganz bestimmte Plätze haben. Mein Haustürschlüssel wird etwa immer an die Haustür gehängt, wenn ich daheim bin. Und wenn ich mal wieder vergesse, den Schlüssel dort hin zu hängen, und sie ihn auf dem Tisch, im Bad oder in einem Regal findet, hängt sie ihn eben dort hin. Sie versucht also ihr Möglichstes, meine Vergesslichkeit zu kompensieren, indem sie auch mit dran denkt.
Ausweise etc. haben inzwischen auch ihren bestimmten Platz bekommen. Das hilft auch mir, denn dann ist es bei mir auch nicht nur im Kurzzeitgedächtnis und damit praktisch weg, sondern es wandert ins längerzeitige Gedächtnis, das bei mir noch ganz gut funktioniert. Diese Regelung hat uns den Alltag schon mal ziemlich erleichtert.
Ansonsten haben wir inzwischen einen Ersatzschlüssel, den ich nehmen kann, wenn der andere Schlüssel mal wieder nicht auffindbar ist. An meinem normalen Schlüssel ist auch ein spezieller Anhänger, mit dem er nur in einen öffentlichen Briefkasten geschmissen werden müsste und er käme wieder zu mir zurück. Dagegen ist keinerlei Adresse dran, damit keiner mit dem Schlüssel in unsere Wohnung kommt, wenn ein unehrlicher Finder den Schlüssel in die Hände bekommt.
Und ansonsten denkt sie eben auch an vieles, was ich einfach vergesse. Ich fahre beispielsweise auch ständig ohne Geld zum Einkaufen, weil ich das Portemonnaie einfach vergesse. Es ist ganz schön frustrierend, an der Kasse ohne Geld zu stehen, dann erst wieder zurück zu müssen, um Geld zu holen, und dann alles noch mal zu machen. Beim Ausdemhausgehen fragt sie mich nun jedes Mal einfach noch mal, ob ich Geld und Tüte mit habe. Es ist nervig, ich reagiere oft ungehalten, weil es mich an meine eigene Unzulänglichkeit erinnert - aber es hilft mir sehr.
Ich vergesse beispielsweise auch immer, welche Schichten meine Mutter hat, das merke ich mir keinen Tag lang, weil das eine Information ist, die halt so nebensächlich ist und die man auch immer wieder erfragen kann. Zudem ändern sich die Schichten ja andauernd, wenn es jede Woche gleich wäre, wäre es anders.
Namen und Nebensächlichkeiten merke ich mir auch nicht so gut. Aber muss man das denn? Muss man sich jeden Mist merken? Wenn etwas nicht wichtig ist, dann behält man das eben und solche Dinge, wie "Du wolltest aber das machen" oder "Du hast aber XY vor drei Wochen gesagt", merkt sich dein Freund vielleicht einfach auch nicht.
Gerade wenn du es als Fehltritte bezeichnest, an die du ihn oft erinnerst, das klingt so, als würdest du ihm regelmäßig alles unter die Nase reiben, was dir nicht gefällt. Dass sowas nervt, kann ich verstehen. Wenn dich etwas stört, dann sage es gleich, packe es doch nicht Wochen später nochmal aus.
Mein Freund vergisst manche Dinge auch sehr schnell wieder. Ärgerlich ist das vor allem dann, wenn es um Termine oder Unternehmungen geht. Plane ich beispielsweise am Wochenende einen Kinobesuch für uns beide, dann muss ich ihn innerhalb der Woche mehrmals daran erinnern, damit er sich nichts anderes vornimmt und sich am Samstag dann nicht völlig überrumpelt fühlt, wenn es heißt, dass wir nun bald zum Kino losfahren müssen. Es kam schon vor, dass wir einen lange im Vorfeld geplanten und auch abgesprochenen Ausflug dann doch nicht gemacht haben, weil es ihm durch seine Vergesslichkeit schließlich zu spontan wurde - und weil ich mich natürlich meistens schon seit der Planung darauf gefreut habe, fand ich das nicht so toll.
Ich weiß auch nicht recht, woran diese Vergesslichkeit liegt. Entweder hat er von der Arbeit her noch so viele andere Dinge im Kopf, dass alles andere untergeht, oder aber er hört einfach nicht richtig zu, wenn wichtige Angelegenheiten besprochen werden. Es geht ihm aber nicht nur mit unseren gemeinsamen Terminen so, sondern auch mit denjenigen, die nur ihn betreffen - beispielsweise Arztbesuche oder Zahlungsfristen. Zugegebenermaßen rege ich mich schon manchmal darüber auf, da ich in Bezug auf Termine sehr korrekt bin und so gut wie nie welche vergesse. Aber dass es bei ihm Absicht ist, glaube ich definitiv nicht.
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