Partner fragen, ob er die Beziehung schon mal bereut hat?

Eine Bekannte hat sich vor geraumer Zeit mal einen Beziehungsratgeber gekauft, den sie damals eher grundlos gekauft hat, jetzt aber manchmal liest, da sie nun ihre erste langfristige Beziehung führt. Zu den wichtigen Fragen, die man als Paar mal besprochen haben soll, steht da, dass man den Partner fragen soll, ob er die Beziehung schon mal bereut hat, warum und was ihn davon überzeugt hat sie trotzdem weiterzuführen.

Sie hat mit ihrer besten Freundin darüber geredet und die findet, dass das eine sehr schlechte Frage ist. Falls es mal derart große Probleme gegeben haben sollte, müsste man das doch zu diesem Zeitpunkt auch selbst gemerkt haben und die Info, dass der Partner vielleicht wirklich mal darüber nachgedacht hat, einen zu verlassen, sei doch eher ein Schlag.

Für mich wäre das auch keine Frage, dich stellen würde oder gestellt bekommen möchte, wenn ich wirklich mal überlegt hätte die Beziehung zu beenden, dann wüsste mein Partner vermutlich davon, dann müssten für mich schon sehr große Probleme aufgetreten sein, die nicht zu übersehen sind.

Findet ihr, dass so eine Frage interessant und wichtig in der Beziehung sein kann oder findet ihr sie fehl am Platze? Wurdet ihr das schon mal gefragt oder habt ihr es getan?

Das klingt nach einem typischen Psychoratgeber. Natürlich sollte man es mitbekommen und hat man es nicht mitbekommen, dann wird die Beziehung durch die ehrliche Beantwortung der Frage auch nicht besser, weil man es in dem Moment nicht angesprochen und geklärt hat. Deswegen sollte man Probleme einfach direkt ansprechen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Wenn mich etwas stört, dann spreche ich es an und ich denke, dass man das auch macht, wenn man wenige Erfahrungen mit langen Beziehungen hat.

Ich finde, dass es kaum eine Frage gibt, die so überdeutlich von mangelndem Selbstwertgefühl und Unsicherheit spricht als die Frage, ob jemand es bereut, mit mir zusammen (oder auch nur befreundet) zu sein. Dazu kommt noch eine gehörige Portion Misstrauen (auch nicht gerade ein Nährboden für gesunde Beziehungen), weil man ja indirekt zum Ausdruck bringt, dass der Partner offensichtlich nicht in der Lage ist, gute und richtige Entscheidungen zu treffen. Wie eben diese, mit mir eine Beziehung einzugehen. In meinen Augen handelt es sich zudem um eine klassische Fangfrage: Wenn der Partner nein sagt, kann man "Du lügst!" schreien, weil es in jeder Beziehung Höhen und Tiefen gibt, und bei einem Ja "Du liebst mich also nicht wirklich!". Damit ist doch niemandem gedient.

Ich selber käme nie auf die Idee, meinen Partner diese Frage zu stellen. Damit würde ich ja implizieren, dass ich mich nicht "gut genug" fühle, dass jemand mit mir zusammen glücklich sein könnte. Und soviel Selbstbewusstsein kann ich noch zusammenkratzen, dass ich der Meinung bin, eine Beziehung mit mir sei keine Form der Selbstbestrafung oder ein Notnagel, bis jemand des Weges kommt, der besser für eine Beziehung geeignet ist. Ich bin natürlich nicht perfekt, aber das sind die anderen auch nicht.

Ich wüsste auch nicht, worin der Erkenntnisgewinn bestehen sollte. Entweder der Partner schaut einen groß an und versichert kopfschüttelnd, dass er (oder sie) ja schließlich nicht sein Leben mit einem teilt, weil ihm noch niemand Besseres über den Weg gelaufen ist. Oder der bedauernswerte Mensch geht tief in sich und gesteht, dass er nach dem großen Streit von 2003 tatsächlich schon mal gedacht hat, dass die Beziehung keine Zukunft habe. Aber was soll ich daraus lernen? Dass mein Partner im Großen und Ganzen schon mit mir zusammen sein will, auch wenn ich manchmal nerve? Dafür brauche ich keine Fangfragen zu stellen.

Ich finde, dass es kaum eine Frage gibt, die so überdeutlich von mangelndem Selbstwertgefühl und Unsicherheit spricht als die Frage, ob jemand es bereut, mit mir zusammen (oder auch nur befreundet) zu sein.

Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Derartig unsichere Menschen finde ich persönlich total unattraktiv und abschreckend. Ich bin doch keine Mutti, die das unsichere und unselbstständige Küken ständig aufbauen und aufpäppeln muss, das wäre mir ehrlich gesagt zu blöd und das "Küken" wäre mir auch viel zu unreif für eine Beziehung. Interessanterweise interessiere ich mich gar nicht erst für Männer, die so unselbstbewusst sind, dass sie solche Fragen überhaupt stellen würden.

Ich habe meinen Partner noch nie gefragt, ob er irgendeine Entscheidung bereut, egal in welcher Hinsicht. Ich kenne ihn aber auch gut genug um zu wissen, dass er Entscheidungen nur so fällt, dass es hinterher für ihn nichts zu bereuen gibt, egal welche Folgen das haben wird. Daher würde das in meinem Fall auch dafür sprechen, dass ich meinen Partner nach all den Jahren sehr schlecht kenne, wenn ich mit solchen Fragen um die Ecke käme.

Ich finde die Frage ganz merkwürdig. Wenn ich etwas bereue, dann ist es in der Regel etwas, was ich in der Vergangenheit gemacht habe, was ich nun aber nicht mehr oder nur schwer ändern kann. Man kann meinetwegen Tattoos bereuen oder auch frühere Beziehungen. Man hat das irgendwann gemacht und muss nun mit den Konsequenzen leben und kann die Zeit nicht mehr zurückdrehen, um das ungeschehen zu machen.

Bei der momentanen Beziehung ist es doch aber nicht so. Man hat doch jederzeit die Möglichkeit, sich zu trennen. Das ist doch nichts Unwiderrufliches, was man im Nachhinein bereuen könnte. Wenn man unzufrieden und unglücklich in der Beziehung ist, dann sollte man diese beenden. Von daher glaube ich nicht, dass mein Freund unsere Beziehung je bereut hätte.

Wieso sollte er auch? Wenn es ihm je schlecht ergangen wäre in unserer Partnerschaft, hätte er doch den Schlussstrich gezogen. Von daher finde ich diese Frage reichlich merkwürdig und von daher habe ich das meinen Partner auch noch nie gefragt und würde das auch nicht machen.