Paradigmenwechsel - sind sie heutzutage weniger relevant?

vom 22.02.2016, 21:10 Uhr

Was ist eigentlich ein Paradigmenwechsel? Einfach gesagt nennt man das so wenn eine signifikante Änderung zu Tage tritt, meist was seit langem eingefahrene, traditionsreiche Meinungen und Bräuche betrifft, die sozusagen schon seit langem so sind wie sie sind.

So hat beispielsweise bereits Thomas Kuhn in den 60er Jahren den Paradigmenwechsel als etwas bezeichnet, was mit Hilfe vieler friedlicher Interventionen und zumeist intellektuell bahnbrechender Revolutionen eine festgefahrene Weltanschauung durch eine andere ersetzt.

Dies kann sowohl auf nationaler, als auch auf internationaler Ebene geschehen, und kann natürlich auch positive wie negative tiefgreifende Veränderungen nach sich ziehen. Müsste man nur ein Beispiel für einen solchen Paradigmenwechsel in der letzten Zeit sehen, so muss man nur einen Blick auf die Jugendkultur werfen.

So war es im vergangenen Jahrhundert oft so, dass die Welt der Erwachsenen von den jeweiligen Jugendlichen meist stark in Frage gestellt wurde. Derzeit jedoch lässt sich das nicht so stark beobachten. Vielleicht lässt sich darin aber ganz so sehr ein Paradigmenwechsel sehen, als dass durch dieses Verhalten früher eben oft ein solcher ausgelöst wurde.

Die Ideen und Meinungen bezüglich Religion, Gesellschaft und der Grundbegriff vieler traditioneller Meinungen und Werte wurden grundlegend verändert. Ich will hier auch gar nicht behaupten, dass diese Wechsel grundsätzlich und immer zum besten der Gesellschaft gewesen wären, andererseits wurde vieles Festgefahrene dadurch verändert und auch schon Kriege beendet.

Was haltet ihr von dem Konzept? Lassen sich heutzutage noch eindeutige und schwerwiegende Paradigmenwechsel erkennen? Ich bin ja der Meinung, dass sie sich heutzutage subtiler vollziehen, aber nichtsdestotrotz vorhanden sind.

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ein Paradigma etabliert sich nicht von heute auf morgen. Das kann durchaus schon mehrere Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte brauchen, bis es sich durchsetzt. Schließlich wird ja gerne mal eine neue Theorie aufgestellt, die dann aber von anderen Wissenschaftlern diskutiert und eventuell bestätigt oder falsifiziert werden muss. Das dauert seine Zeit, Forschung braucht ja auch etwas, schließlich muss man Beweise finden für oder gegen diese These.

Berühmte Beispiele für Paradigmenwechsel wären beispielsweise die Ecolutionstheorie von Charles Darwin und die Theorie der Plattentektonik von Alfred Wegener. Alfred Wegener kam schon 1912 auf die Idee der Kontinentaldrift, aber erst lange nach seinem Tod 1930 wurde diese Theorie überhaupt beachtet, vorher wurde sie kontrovers diskutiert und eher für schwachsinnig gehalten.

Erst seit den 1970er Jahren ist seine Theorie bei allen Forschern anerkannt! Das sind 60 Jahre! Und dann sollen Paradigmenwechsel heute schneller laufen? Ich glaube kaum, dass es heute anders ist als damals. Wir sind nur mittendrin und schauen nicht darauf zurück, daher kriegen wir Veränderungen kaum mit.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich bin Informatiker und auch in meinem Beruf wird das Wort Paradigma benutzt. Es gibt verschiedene Methoden der Programmierung, zum Beispiel funktionale oder objektorientierte Programmierung. Und diese verschiedenen Ansätze werden bei uns Paradigmen genannt. Und die wechseln recht zügig. Aber in dem Thread ist sicherlich der Begriff Paradigma im großen Rahmen gemeint. Sicherlich hat es in der Geschichte immer relativ lang gedauert, bis sich neue Sichten auf verschiedene Dinge durchgesetzt haben. Aber andererseits mussten gerade unsere Generationen erleben, dass die Geschichte viel rasanter fortschreitet als zu früheren Zeiten.

Ich glaube, dass sich heutzutage ein Paradigmenwechsel viel schneller vollzieht als früher. Gerade die Naturwissenschaftler sind heutzutage viel schneller bei der Hand ein Paradigma umzuwerfen als früher. So könnte ich zum Beispiel die Paläanthropologie anführen, wo gerade in den letzten Jahren einige Paradigmen recht zügig über Bord geworfen wurden. Beispielsweise was die Einordnung des Neandertalers in unserer Vorfahrenreihe betrifft. Früher hatte es in der Tat Jahrzehnte gedauert, bis der Neandertaler als Vormensch überhaupt anerkannt wurde. Man hielt ihn für einen Kosaken, der an Arthritis litt. Das ist kein Scherz! In der Physik oder Astronomie scheuen sich die Wissenschaftler gar nicht mehr, von heute auf morgen ein Paradigma durch ein anderes zu ersetzen.

Woran liegt das? Eindeutig an den besseren Kommunikationsmöglichkeiten der heutigen Zeit, also zum Beispiel Internet. Und wir leben in einer aufgeklärten Zeit. Wenn etwas richtig ist, dann wird es auch anerkannt und durchgesetzt.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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