Paracetamol, Ibuprofen oder Aspirin, was bevorzugt ihr?
Natürlich ist vorbeugend eine Tablette einzuwerfen Irrsinn. Und wer ständig Tabletten benötigt, der braucht einen Arzt. Aber genauso dämlich wäre es beispielsweise sechs unnütze Paracetamol einzunehmen, weil die Migräne so schlimm ist und man sich nicht hinlegen kann, wenn eine Einnahme eines Triptans die Schmerzen komplett lindert.
Oder mit Aspirin bei Regelschmerzen kaum Erfolge zu erzielen und den Magen zu belasten, wenn eine Naproxen die Schmerzen nimmt. Denn verschiedene Wirkstoffe wirken eben auch bei verschiedenen Schmerzen unterschiedlich. Und nicht immer sind die Schmerzen ein Fall für den Arzt und nicht immer bietet sich das Aushalten an.
Zumal die Einschätzung zu verschiedenen Wirkstoffen auch sehr unterschiedlich ist. Wibbeldribbel bekommt Novalgin verschrieben, das hat beispielsweise in Großbritannien oder in den Niederlanden gar keine Zulassung. Dafür fällt hier jeder in Panik, wenn er erfährt, dass Heroin in Großbritannien bis heute als Schmerzmittel eingesetzt wird.
Wenn ich das hier so lese, wundere ich mich sehr, warum mir mein damaliger Arzt ASS mit Wirkstoff Acetylsalicylsäure aufgeschrieben hat und sagte, dass ich jeden Morgen eine Tablette nehmen soll. Das sollte nicht gegen Kopfschmerzen sein, die ich nicht habe, und auch nicht gegen andere Schmerzen, sondern nur zur Blutverdünnung wegen des Blutdrucks. Das war vor etwa dreißig Jahren. Ich nehme die Dinger immer noch.
Vielleicht habe ich deswegen nie Fieber bekommen, auch wenn ich eine schwere Erkältung hatte. Auch mein Magen scheint in Ordnung zu sein. Sollte ich nun die Tablette absetzen? Aber was könnte mir passieren, wenn das Blut nicht mehr verdünnt würde? Vor Operationen musste ich die Tablette zwar absetzen und bekam stattdessen Spritzen, aber später habe ich sie dann wieder genommen.
Was mich aber verwundert, dass kein Arzt, auch nicht im Krankenhaus, mir je gesagt hat, dass es nicht gut ist, die ASS als Vorbeugung zu nehmen. Alle haben immer nur gefragt, warum ich die Tablette nehme und dann gesagt: "Ach so." Kein weiteres Wort dazu.
Acetylsalicylsäure in der Dosierung 100 Milligramm sind die Standardtherapie zur moderaten und nebenwirkungsarmen Blutverdünnung. Die typischen Präparate sind magensaftresistent und gut verträglich. Natürlich sollte man die nicht einfach absetzen, wenn man damit Schlaganfall und Herzinfarkt vorbeugt. Die wirkungsvolleren Blutverdünner wie Marcumar sind für den Anwender deutlich unangenehmer und haben mehr Nebenwirkungen.
Man muss gar nicht so weit sehen, in Polen zum Beispiel kann man Paracetamol locker auch im Kiosk an der Theke kaufen. Trotzdem heißt das ja nicht automatisch, dass das Medikament mit absolut blindem Vertrauen eingenommen werden kann und sollte! Das fängt schon damit an, dass Schmerzmittel in der Schwangerschaft nicht unkompliziert sind und teils sogar mittlerweile im Verdacht stehen, mit verantwortlich zu sein, das Risiko zu erhöhen eine Fehlgeburt zu erleiden. Nachlesen kann man das zum Beispiel hier.
Nur weil in anderen Ländern andere Sicherheitsbestimmungen bestehen, sagt das ja nichts über die Sicherheit der Präparate im Einzelfall aus. Auch wenn tausende Menschen ein Präparat problemlos einnehmen, muss das ja nicht heißen, dass es jedem so geht. Beispiel Paracetamol: Wenn jemand gerade eine unerkannte Hepatitis hat oder eine sonst wie deutlich geschädigte Leber, kann Paracetamol durchaus gefährlich werden und der Leber den Rest geben. Das mag Otto Normal Patient völlig egal sein, wenn seine Leber bilderbuchmäßig arbeitet, aber bei Patient X mit einem Leberschaden kann das schon zum ernsten Problem werden. Dass da der Verkauf in der Apotheke auch nicht reicht, ist mir bewusst. Mir wurde in der Apotheke beim Kauf von Paracetamol noch nie die Frage gestellt, ob meine Leber denn fit ist.
Wie ein Vorredner schon schrieb, gibt es doch zig Hausmittel, die man anwenden kann, wenn man merkt, dass eine Erkältung im Anmarsch ist. Ein warmes Wannenbad, ein großer Obststeller, vorbeugend regelmäßige Besuche in der Sauna, Ingwertee, Kräutertees und vieles anderes mehr. Und Ibuprofen, Paracetamol, Aspirin und Co kann man auf Verordnung oder nach Beratung dann immer noch nehmen, wenn die Erkältung ausgebrochen ist.
Und was macht der Hausarzt? Der sagt bei einer Erkältung, dass man sich Paracetamol in der Apotheke holen soll. Der nimmt vorher kein Blut ab, der tastet die Leber nicht ab, der macht keinen Ultraschall. Das verändert nun auch nichts, wenn kein Verdacht besteht.
Das macht ein Hausarzt vielleicht nicht gleich beim ersten Besuch, wenn ein neuer Patient mit Erkältung in die Praxis kommt. Aber unserer Hausarzt macht das durchaus, dass er sich erkundigt, ob man nach der Einnahme der Medikamente zufrieden ist oder Nebenwirkungen bemerkt hat. Und wenn man erst mal in dem Alter ist, wo man regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen mit Blutbild kommt, überwacht unser Hausarzt auch die Leberwerte und warnt einen, dass es bei schlechten Leberwerten besser wäre, bei solchen Schmerzmitteln vorsichtig zu sein. Von daher würde ich sagen, dass da eben nicht alle Hausärzte gleich sind.
Dir ist aber klar, dass junge und gesunde Patienten ebenso von schwerwiegenden Nebenwirkungen betroffen sein können wie ältere? Einem Hausarzt stehen rund zwei Euro pro Patient und Quartal für Laboruntersuchungen zur Verfügung. Deshalb bekommt die nicht jeder in regelmäßigen Abständen. Und ein Leberversagen durch Paracetamol schafft man problemlos ohne Auffälligkeiten vorher. Das ist nur eine scheinbare Sicherheit.
Ich muss zugeben, dass ich mich eigentlich nie so wirklich mit den Unterschieden der Schmerzmittel beschäftigt habe und auch recht unbekümmert damit umgehe, beziehungsweise mir keine Gedanken um Langzeitfolgen oder Nebenwirkungen mache.
In der Jugend hatte ich bei Kopfschmerzen immer Thomapyrin, die auch ganz gut geholfen haben. Allerdings habe ich sie am Abend nicht nehmen können, weil ich dann nicht mehr schlafen konnte wegen des enthaltenen Koffeins. Davon abgesehen hatte ich immer mal wieder Probleme mit Übelkeit nach der Einnahme.
Ich bin dann irgendwann auf Ibuprofen umgestiegen. Seit jetzt etwa 12 Jahren nehme ich kaum noch anderes als Ibuprofen. Und ich bin da auch recht einfach gestrickt- egal welche Schmerzen oder wie schlimm, ich schmeiße mir eigentlich immer 600mg rein. Bei fieseren Schmerzen auch mal 2 600er. Ich vertrage die Tabletten gut und hatte noch nie Probleme, auch nicht bei höheren Dosen.
Wenn es mal ganz hart auf hart kommt, und angesichts meiner Weiblichkeit kommt das leider durchaus einige Male im Jahr vor, verzichte ich auf mein Ibuprofen und greife zu Tramadol.
Paracetamol habe ich auch das ein oder andere Mal probiert, als ich kein Ibuprofen vorrätig hatte. Jedesmal hockte ich anschließend reihernd vor der Toilette, insofern vertrage ich es wohl einfach nicht und sorge nun immer dafür, meinen Vorrat an Ibuprofen und Tramadol aktuell zu halten, damit ich auf weitere Experimente verzichten kann.
Wie kommt man denn so einfach an Tramadol? Das ist meines Wissens ein Schmerzmitteln, das auf Opiatbasis hergestellt ist und nur mit Rezept von den Apotheken vor Ort abgegeben wird, oder? Auch wenn Hausärzte durch das Kassensystem nicht immer so ausführlich untersuchen können, wie es vielleicht gewünscht wird, heißt das ja im Umkehrschluss auch nicht automatisch, dass es dadurch sinnvoller wird, Schmerztabletten in Eigenregie und sogar vorbeugend einzunehmen.
Wenn man nicht aufpasst, kann man auch in die Schmerzmittelsucht oder in den allgemeinen Missbrauch von Schmerzmitteln abrutschen. Gerade in Ländern wo man solche Präparate recht unkompliziert über die Supermarkttheke und ohne Rezept kaufen kann, ist das ein bekanntes Problem, das viele Einwohner betrifft. Und selbst wenn es nicht so weit kommt, gewöhnt sich ein Körper auch nach und nach an einen Wirkstoff wenn man ihn zu oft nimmt und wenn man dann wirklich Schmerzen hat, benötigt man unter Umstände schon eine Dosis, die über dem liegt, was im Waschzettel empfohlen wird. Damit belastet man den Körper dann auch wieder.
Hier findet wohl kaum jemand die vorbeugende Einnahme sinnvoll. Aber die Abhängigkeit von Schmerzmitteln und von Medikamenten ausgelöste Kopfschmerzen sind hierzulande nicht seltener, nur weil man Apotheken aufsuchen muss. Ebenso wenig wie Ärzte vor der Abhängigkeit von Benzodiazepinen schützen. Davon haben wir rund 1,2 Millionen betroffene Patienten und die bekommen alle Rezepte und kaufen nicht beim Dealer an der Ecke.
Was soll denn so ungewöhnlich daran sein, dass jemand Tramadol bekommt? Das wird nun wirklich nicht selten verschrieben und kommen wie Tilidin auf ein normales Kassenrezept. Da ist der Aufwand bei der Verordnung nicht groß.
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