Paar hatte sich aneinander gekettet - gute Idee?
Ein ukrainisches Paar hat sich am Valentinstag aneinander gekettet. Sie wollten damit ihre Beziehung, die auf der Kippe stand, retten. 123 Tage verbrachten sie so jede einzelne Minute zusammen. Selbst auf der Toilette gab es keine Pause von der Verbindung. Nach 123 Tagen wurden die Ketten durchtrennt. Die Beziehung hat es auch nicht geschafft, sondern die beiden gehen von nun an getrennte Wege.
Als ich dies gelesen habe, konnte ich nur mit dem Kopf schütteln. Ich finde diese Idee ziemlich blödsinnig und das Ende war für mich recht voraussehbar. Wenn man sogar auf der Toilette immer hautnah dabei ist, dann hat das für mich nichts mehr mit romantischer Nähe zu tun, sondern das weckt dann doch eher negative Gefühle und man ist bestenfalls nur genervt.
Der Mann war dann auch genervt, wenn er etwa wärend des Schminkens lange daneben stehen musste. Die Frau verlor auch ihre Arbeit als Wimpern-Stylistin, weil ihre Kundinnen nicht ständig den Mann daneben haben wollten. Er konnte dagegen als Autoverkäufer weiterarbeiten, da war seine Freundin nicht hinderlich.
Glaubt Ihr, dass dieses Experiment auch anders hätte ausgehen können? Wäre ein positives Ende möglich gewesen? Angeblich waren die beiden schon so weit, dass sie heiraten wollten. Könntet Ihr Euch vorstellen, Euch auch einmal für eine gewisse Zeit an Euren Partner zu ketten und ständig bei ihm zu sein?
Diese Geschichte klingt so surreal, dass ich gegoogelt habe, um den Sachverhalt zu überprüfen. Aber es ist tatsächlich wahr. Es handelt sich um ein junges Pärchen aus der Ukraine. Auch wenn das Experiment sicherlich etwas ungewöhnlich ist, möchte ich mit Respekt darüber reden. Er wollte damit die Beziehung retten, das ist grundsätzlich ein gutes Motiv. Leider wurde nach meiner Meinung eine ungeeignete Methode zum erreichen des Ziels gewählt.
Rein aus psychologischer Sicht finde ich die Idee sich Tag und Nacht aneinanderzuketten sehr bedenklich. Eine Beziehung braucht eine gesunde Distanz, sonst wird sie eher früher als später zerbrechen. Bei frisch verliebten wäre dieses seltsame Experiment vielleicht noch am ehestens denkbar, weil in dieser Phase meistens noch viel Nähe gewünscht wird. Doch selbst bei frisch verliebten würde ich es als sehr schädlich empfinden, wenn man diese aneinanderkettet. Ketten sind ein Symbol für Gefangenschaft und ich denke, dass zumindest im Unterbewusstsein diese Vorgehensweise eine negative Auswirkung hat. Außerdem braucht meiner Meinung nach einfach jeder seine Privatsphäre, Ruhe und ein ausgewogenes Verhältnis von Nähe und Distanz.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie man aneinander gekettet den Alltag meistern kann. In der Öffentlichkeit erntet man viele verwunderte Blicke und auch beim Einkaufen stelle ich mir das schwierig vor, weil die beiden vermutlich unterschiedliche Interessen haben. Autofahren ist aus Sicherheitsgründen in diesem Zustand wohl auch nicht möglich. Ich bin sehr erstaunt, wie die beiden das 123 Tage lang ausgehalten haben. Unglaublich finde ich auch, dass die beiden ihren Beruf weiter ausgeübt haben. Er als Autoverkäufer und sie als Kosmetikerin. Das sind beides Berufe mit großer Kundennähe, dementsprechend schädlich kann so ein Experiment für das Geschäft sein. Und bei beiden Berufen ist zudem Vertrauen und eine gewisse Privatsphäre wichtig. Ich kann es nachvollziehen, dass sich hier viele Kunden unwohl fühlten.
Nun zu deinen Fragen. Nein, ich kann mir beim besten Willen vorstellen, dass dieses Experiment auch positiv hätte ausgesehen können. Nach meinem Empfinden ist dieses Experiment schädlich für die Psyche und körperlichen Gesundheit. Deshalb hat es mich auch so traurig gemacht als ich das gelesen habe. Die beiden haben mir so Leid getan, obwohl sie das ja freiwillig gemacht haben. Beide waren verständlicherweise sehr erleichtert als sie wieder frei waren. Sie sagte jedoch, dass sie aus dieser Situation gelernt hat, beherrschter zu sein und ich habe großen Respekt, dass sie so positiv darüber reden kann. Ich meine jedoch, dass man dieses Ziel auch anders hätte erreichen können.
Ich habe ein Video gesehen, in dem das Pärchen ein Interview gegeben haben. Sie haben als Personen einen sehr sympathischen Eindruck gemacht - schade, dass sie so ein Experiment gemacht haben. Ich wünsche den beiden alles Gute und hoffe das jeder für sich natürlichere beziehungsweise geeignetere Wege findet um Konflikte zu lösen.
Ich könnte mir das so gar nicht vorstellen an meinen Partner dauerhaft gekettet zu sein. An sich ist das kein Ding, wir sind beide sehr nähesuchend und daher auch oft am Tag zusammen und machen eigentlich auch alles zusammen, aber wenn es dann an solche Sachen wie den Toilettengang geht, da will ich dann doch meine Ruhe haben und würde es eher nicht so schön finden, wenn dann mein Mann noch vor mir steht und wartet bis ich fertig bin.
Sicherlich wäre das für sehr freiheitsliebende Menschen noch schlimmer, extremer. Bei mir wäre es aber tatsächlich nur wegen der einen Sache schlimm. Sicherlich wäre es auch interessant mal zu sehen, wie das so ist, wenn man einen schlecht gelaunten Tag hat und sich dann eben nicht aus dem Weg gehen kann. Unsere Beziehung würde das sicherlich schaffen, aber probieren würde ich es aus genanntem Grund nicht wollen.
Von diesem Paar habe ich auch gehört. Es wurde mir beim Mittagessen einfach in den Nachrichten angezeigt und aus reiner Neugierde habe ich es mir mal angesehen. Klar ist, dass die Geschichte tatsächlich stimmt. Der Grund war wohl, dass sie die Beziehung beenden wollte, er aber nicht. Also entschied er sich, sie an sich zu ketten, um die Beziehung zu retten. Soweit so gut.
Geklappt hat es wohl in der Zeit sehr gut zwischen den beiden. Sie haben sich mehr unterhalten, verstanden und mehr Verständnis für den anderen übrig gehabt. Es hatte also kurzfristig durchaus Erfolge, dass er diese seltsame Idee hatte. Doch die anfängliche Freude war wohl auch schnell die Ernüchterung im Alltag angekommen, sodass sie irgendwie nach 2 Wochen oder war es länger, sich von den Handschellen gelöst haben. Allerdings war damit auch die Trennung besiegelt.
Ich denke mal, dass in deren Fall dann zu viel Nähe auch nicht hilfreich war. Zumal sie auch beide noch sehr jung wirkten, es gibt eben genug Fische im Wasser und so muss man das auch sehen. Die Idee sehe ich deswegen weder als gut an, noch als hilfreich. Sie hat den beiden jetzt vielleicht auch nicht direkt geschadet und war eine Erfahrung wert, aber das war es auch.
Wenn sie etwas daraus gelernt haben sollten, dann vielleicht, dass Reden wirklich hilfreich sein kann. Doch mehr wird sich da auch nicht für die Zukunft raus entwickelt haben. So anspruchsvoll war das aneinander ketten dann auch nicht, sonst hätte es ja vielleicht auch bei den beiden anschließend besser geklappt. Im Grunde hat man sich zwei Wochen nur etwas herauf gezwungen, was dennoch zum scheitern verurteilt war.
Für mich ist die Idee auf keinen Fall erstrebenswert und ich würde sie mir auch wirklich nicht wünschen! Ich würde da auch freiwillig nicht mitmachen, weil ich das wirklich einschränkend in allen Belangen finde. Ich bin zwar gezwungen, mit dem Partner zu reden, aber etwaige Probleme gehen auch nicht gerade verloren, sodass es sich für mich nicht lohnen wird.
Prinzipiell kann ich mir vorstellen, dass so ein Experiment gut gehen kann, auch, wenn es nicht sehr wahrscheinlich ist. Es gibt Menschen, die so voneinander abhängig sind, dass sie keine einzige Minute ohne die andere Person verbringen wollen und es genießen, wenn sie die andere Person wirklich 24 Stunden an 7 Tagen die Woche bei sich haben. Dabei stört es sie dann auch nicht, wenn sie nicht mal auf der Toilette alleine sind, sie sind einfach froh, dass sie nicht alleine sind. Dass so ein krasses Abhängigkeitsverhältnis alles andere als gesund ist, brauche ich wahrscheinlich nicht erwähnen. Was würde denn passieren, wenn einer von den beiden stirbt? Wäre die andere Person ohne ihren Partner in so einer Beziehung überhaupt noch über lebensfähig?
Ich selbst würde mich auf so ein Experiment nicht einlassen. Ich denke, dass es ganz gut ist, wenn jede Person ihren eigenen Freiraum hat, vor allem auf der Toilette. Wenn man den ganzen Tag miteinander verbringt und keine ruhige Minute hat, dann kann ich mir vorstellen, dass man die andere Person irgendwann nicht mehr sehen kann. Außerdem weiß ich auch nicht, was man sich dann noch gegenseitig erzählen soll - es passiert ja nichts im Alltag, was die andere Person nicht schon längst mitbekommen hat, weil es quasi keine Privatsphäre gibt.
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