Orientiert sich Mädchenmode an den Trends der Damenmode?

Ich habe gelesen, dass H&M wohl einen Shitstorm ausgelöst haben soll, weil die Shorts für Mädchen wohl laut Meinung einiger Mütter viel zu knapp sein soll (bis knapp über den Po). Auch sollen die Hosen viel zu eng geschnitten sein und die Figur der Mädchen viel zu sehr betonen. Den Eltern passt das überhaupt nicht. Die Hosen sollen entweder hautenge oder enge Passform haben, was beides aus Sicht vieler Mütter nicht geht.

Ich frage mich ehrlich gesagt, ob die Trends der Damenmode da nicht Schuld sind an dieser Entwicklung. Seien wir ehrlich: diese hautengen oder sehr engen Hosen sind doch auch bei den Damen sehr beliebt. Viele Damen laufen auf der Straße in Hosen durch die Gegend, wo ich mich jedes Mal frage, ob die Hose platzt, sobald die Trägerin sich hinsetzt. Oder die kurzen Shorts, die knapp den Po bedecken. Genau das gleiche. Gerade in letzter Zeit sehe ich diese Mode sehr häufig an jungen Frauen. Gut möglich, dass die Mädchen das dann automatisch tragen wollen.

Als ich klein war wollte ich auch Absatzschuhe tragen, als ich gesehen habe, dass viele Frauen die auch tragen. Andere Mädchen wollen sich schminken oder Nägel lackieren, wenn sie sehen, dass die Frauen das auch machen dürfen. Oder eben Haare färben zum Beispiel. Reagiert der Markt da nicht nur auf das, was die Mädchen möglicherweise in Bezug auf Mode ebenfalls wollen? Wie seht ihr das? Orientiert sich die Modeindustrie für Mädchen an den Trends für die Frauen? Oder ist das Blödsinn?

Ich denke schon, dass sich hier die Mode sehr an der Erwachsenenkleidung orientiert. Denn schließlich wollen die Kinder ja auch aussehen wie ihre Eltern bzw. wie ihre Vorbilder. Wenn die Mutter eine Lederleggings trägt und bauchfrei durch die Gegend rennt, dann möchte das ihre Tochter, die zu ihr aufschaut das natürlich auch haben. Dementsprechend wird hierfür ein Markt gegeben, der dann auch genutzt und gewollt wird von der breiten Masse.

Denn umgekehrt wünschen sich ja auch viele Eltern eine Miniversion von sich selbst, weshalb sie ihren Kindern gerne dasselbe kaufen um im Partnerlook gehen zu können.

Man muss aber bei aller Empörung der Eltern auch sehen, dass es von allen Kleidungsstücken immer auch zahme Varianten gibt. Ich habe zum Beispiel zwei Jeansshorts, die ich so oder so nur am Wochenende bzw zuhause trage, von denen eine wirklich relativ knapp ist und mit der ich eine mögliche Tochter in jüngerem Alter ganz sicher nicht herumlaufen lassen würde. Die andere Hose aber könnte man, wenn man wollte, auch ohne Probleme auf der Straße tragen und das auch als Kind.

Genauso ist das doch auch bei Leggings. Natürlich kann man eine Leder-Leggings ohne langes Oberteil tragen und sich in meinen Augen der Peinlichkeit dreingeben, man kann aber auch als Kind eine schlichte Leggings mit einem hinreichend langen Oberteil drüber tragen. Diese Beispiele könnte man mit Röcken, Kleidern, Tops und Schuhen alles analog weiterführen. Selbst eine hautenge skinny Jeans kann man alltagstauglich mit passenden Oberteilen und Schuhen für Kinder downdressen.

Soweit die Theorie. Wenn man sich die Modestrecken für Kinder bei H&M mal ansieht, wirkt es teilweise schon etwas befremdlich, denn die kleinen Mädels im Alter von 6 bis 9 sehen dem Outfit nach eher aus wie kecke Teenager. Kurze Röckchen plus Springerstiefel zum Beispiel kann man da sehen oder Looks, die ich bei einer 19-jährigen Abiturientin erwarten würde, aber nicht bei einem jungen Kind. Ich meine mich zu erinnern, dass die Kindermode in meiner Kindheit noch wesentlich biederer und "kindgerechter" daherkam.

Andererseits darf man das alles nicht so ernst nehmen, denn wenn ich die Kinder in meinem Umfeld sehe, sehen die trotzdem meist noch wie Kinder aus und nicht als wollten sie gleich in der Mini-Playback-Show eine Rolle mimen. Und früher hätte sich wohl niemand etwas Anrüchiges gedacht, wenn ein Kind ein Röckchen trägt.