Organspende ein Streitthema in der Beziehung?

vom 15.01.2018, 11:21 Uhr

Für einen Bekannten steht schon seit Jahren fest, dass er seine Organe nach seinem Tod spenden wird und er hat auch einen Ausweis. Vor einiger Zeit kam er mit seiner Freundin auf das Thema zu sprechen und war überrascht festzustellen, dass sie nicht vorhat Organe zu spenden. Sie möchte kein Organspender werden.

Das Thema hat sich wohl hochgeschaukelt, er hat sie zur Rede gestellt, weil sie keine guten Gründe vorlegt und findet, dass sei für ihn schon schlimm, wenn seine Lebensgefährtin sich gegen eine so wichtige Sache stellt. Sie ist gekränkt von seinem Angriff, meint, dass das letztendlich nur sie etwas angeht und es ihm doch egal sein könnte. Das Thema blieb ein wunder Punkt.

In meiner Partnerschaft war das bislang kein Streitthema. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich reagieren würde, wenn mein Partner da komplett unterschiedliche Ansichten hätte und ob das ein Problem darstellen würde, in der Situation war ich noch nie. Kennt ihr Organspende als Streitthema in der Beziehung? Wäre es eines für euch?

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ob jemand Organe spenden möchte oder lieber nicht, das ist für mich eine zutiefst persönliche Entscheidung. Und dabei ist es mir persönlich vollkommen egal, ob der andere vernünftige und überzeugende Argumente hat, unter einem Helfersyndrom leidet oder aufgrund irrationaler Ängste entscheiden möchte.

Immerhin kann der eine seine Organe als wertvolle Hilfe für andere Menschen ansehen, während der andere das Gefühl hat, nach seinem Tod ausgeweidet zu werden. Und der nächste hat Angst, bei der Entnahme noch nicht einmal tot zu sein. Das sind ganz persönliche Gefühle, die mich einfach nichts angehen.

Ich finde es immer wieder irritierend, wie übergriffig manche Menschen sich der Person gegenüber verhalten, die sie angeblich lieben. Was nehmen sich solche Leute eigentlich heraus? Warum muss ein Partner immer der gleichen Ansicht sein? Und warum zum Geier müssen die Argumente für eine persönliche Entscheidung den anderen überzeugen?

Ich kann mir nicht vorstellen, mit meinem Partner über so ein individuelles und persönliches Thema zu streiten. Natürlich diskutiert man mal darüber und macht seinen Standpunkt klar. Aber hier erwartet keiner, dass der andere automatisch die Meinung teilt oder übernimmt, wenn nur die Argumente stimmen. Wir sind beide in der Lage, dem anderen eine eigene, abweichende Meinung zu lassen und diese zu respektieren und voll hinter dem anderen zu stehen, auch wenn man das für sich anders sieht.

Wenn das nicht so wäre, würden wir keine Beziehung führen. Denn so etwas erwarten erwarten wir beide von einem Partner. Wie kann mir die Integrität eines Partner wichtig sein, wenn ich ihm keine eigene Meinung zugestehe? Was ist Loyalität wert, wenn es die nur bei übereinstimmenden Ansichten gibt?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Das ist sicherlich allgemein ein schwieriges Thema und ich kann schon verstehen, dass man darüber auch in Streit geraten kann. Dennoch muss man die verschiedenen Meinungen akzeptieren, da es hier kein richtig oder falsch gibt. Man muss sich da auch nicht zwingend einig werden, da kann einfach jeder seine Ansichten haben, aber man muss es eben verstehen und akzeptieren. Darüber zu streiten ist sinnlos.

Mein Mann weiß ganz genau was er da möchte, ich ehrlich gesagt noch nicht komplett. Deswegen streiten oder jemanden seine Meinung aufdrücken finden wir beide bescheuert, aber darüber reden ist in Ordnung. Argumente gibt es ja für beide Seiten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Nein, ich kann nicht verstehen, wie man wegen dieses Themas in Streit geraten kann. Aus dem einfachen Grund, weil das ein sehr persönliches Thema ist und jeder die Meinung des anderen akzeptieren muss. Man kann sich darüber unterhalten. Man kann darüber diskutieren, warum man das machen will oder warum nicht.

Aber man muss auch akzeptieren wenn es jemand machen will oder wenn eben der andere keine Organe spenden will. So würde ich auch von meinem Mann erwarten, dass er im Falle meines Todes auch so entscheidet, wie ich es machen will auch wenn ich den Organspendeausweis aus irgendeinem Grund nicht dabei habe, wenn ich sterbe.

Warum ist es für manche so schwer eine Meinung zu akzeptieren und damit auch die Meinung zu respektieren? Warum wollen viele, dass der Partner die gleiche Meinung hat? Macht es nicht den Menschen aus, dass er eine eigene Meinung bildet und diese auch vertritt? Was nutzt es, wenn der Partner dem anderen zuliebe einfach einen Organspendeausweis mit sich führt, aber einfach nicht bereit dazu ist?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Oh bei diesem Thema wäre er mit mir ganz klar aneinander geraten. Es freut mich für ihn, dass er sich der Organspende hingibt und ich habe auch Verständnis dafür und verstehe die Logik dahinter. Doch sorry, was ich nach meinem Tod mache oder während meines Lebens mit meinem Körper das geht nur mich etwas an. Er hat keinerlei Recht mir zu sagen, dass meine Begründungen für ihn nicht ausreichen, um eine nicht vorhandene oder erwünschte Organspende zu rechtfertigen. Ich muss gar nichts rechtfertigten und schon gar nicht, was meinen Körper angeht.

Mein Körper = meine Organe! Ich spende auch nach dem Tod nicht. Zu Lebzeiten? Da würde ich nur entsprechenden Menschen, die mir wichtig sind, ein Stück meiner Leber oder eine Niere geben. Wieso? So viel Schabernack wird mit Organspenden getrieben. In Österreich kamen vor Kurzem schon genug Skandale vor, in Deutschland auch usw. Alleine davor hätte ich eben Angst. Muss ich ganz ehrlich gesagt zugeben. Das ist auch die größte Angst.

Es mag sein, dass meinem Partner diese Art von Begründung nicht ausreicht oder der Fall, dass schon viele für Tod erklärt wurden, nur um an die Organe zu kommen, aber sie es nicht waren. Das ist meine persönliche Angst und die darf ich haben. Genau so wie jeder entscheiden darf, ob er Blut spendet, Organe spendet oder nicht. Ich würde ein Teufel tun, mich rechtfertigen, weil mein Partner das nicht akzeptiert.

Kann gerne zum Streitthema werden, sollte es aber nicht. Weil noch immer ich die Herrin meines Körpers bin und entscheide, was damit geschieht. Wenn mein Partner daraus jetzt immer eine Diskussion machen möchte, dann kann das auch soweit gehen, dass ich das Thema ganz beende. Ich habe es nicht nötig, mich über meinen Körper hinaus zu rechtfertigen, was ich wie tue und wieso ich etwas eben nicht tue. Wenn er das nicht kapiert, dann soll er sich jemand anderen suchen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich traurig, wenn man sich wegen so einer Bagatelle in der Partnerschaft streiten sollte. Man kann nicht davon ausgehen, dass zwei Individuen immer einer Meinung und sich absolut einig sind. Das ist unrealistisch. Ich lege schon wert darauf, dass mein Partner eine eigene Meinung hat, die auch gerne abweichen darf. Ich wüsste allerdings nicht, warum das in Streit ausarten sollte, schließlich respektieren wir uns gegenseitig und lassen und den entsprechenden Freiraum zur Entfaltung.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Wenn sich Paare wegen eines solchen Themas streiten, dann zeigt mir das, dass sie grundsätzlich wegen jeder Lappalie streiten. Ich finde es einfach immer unglaublich anstrengend, wenn es Paare gibt, die sich wirklich wegen jeder Meinungsverschiedenheit direkt in die Haare bekommen. Immerhin ist es doch völlig normal, dass zwei unterschiedliche Menschen auch mal unterschiedliche Meinungen haben können. Das ist doch aber nicht automatisch ein Grund zum Streiten.

Organspende ist eben so ein Thema. Das muss jeder für sich entscheiden. Man kann ja auch niemanden dazu zwingen, an Gott zu glauben. Man muss ja auch akzeptieren, wenn der Partner an Gott glaubt oder nicht, also sollte man ihm beim Thema Organspende doch auch seine eigene Meinung lassen. Ich finde es schlimm, wenn sich Paare überall reinreden und sich am besten auch noch gegenseitig dazu zwingen wollen, die Meinung des anderen einzunehmen.

Das ist für mich unverständlich. Ich finde es sogar schöner, wenn man nicht immer einer Meinung ist. Ich will ja schließlich keinen Klon von mir haben, sondern einen Partner, der durchaus auch andere Ansichten und Meinungen haben kann als ich und mit dem ich auch über das eine oder andere Thema diskutieren kann.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Für mich wäre das auch kein Streitthema in der Partnerschaft. Das muss doch jeder für sich persönlich entscheiden. Über den eigenen Körper darf doch jeder selbst bestimmen. Ich finde auch nicht, dass da irgendwelche Argumente dafür oder dagegen sprechen. Es ist einfach eigene Einstellung und ich denke, dass da auch der Partner nichts dran zu rütteln hat.

Ich denke, dass man seinem Partner die Freiheit geben muss, solche Entscheidungen selbst für sich zu treffen. Immerhin ist es doch sein Körper und er kann im Leben noch selbst entscheiden, ob er Organspender sein möchte und was er spenden will. Das ist doch auch eigentlich schöner, als wenn die Verwandten nach dem Tod dies entscheiden müssen. Für mich wäre das kein Thema, dass in der Partnerschaft zu Streit führt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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