Organspende bei gefangen im eigenem Körper sinnvoll?
Dieser Film in Arte TV vom vergangenen Mittwoch gab mir einiges zu denken:
Geschichte von Gil Avni - einem jungen, gesunden Mann, der ohne jeden erkennbaren Anlass ins Wachkoma fällt und daraufhin über 44 Stunden gelähmt, aber bei vollem Bewusstsein im Krankenhaus lag.
Würde jemand wie oben fälschlicherweise für gehirntot erklärt, hätte seinen Organspenderausweis nicht dabei, wo er widersprochen hätte, dann würde er bei lebendigem Leibe zerstückelt und hätte keinerlei Möglichkeit, seinen eigenen Tod zu verhindern. Wie seht Ihr das? Ist das Beispiel ein Gegenargument zu einer aktiven Widerspruchslösung im Zusammenhang mit der Neuregelung der Organspendepraxis?
Warum sollte ein Vorfall wie der geschilderte zur Organspende führen? Zwar liegen beim Wachkoma und beim Locked-In-Syndrom meist schwerste Hirnschäden vor. Aber dann funktioniert in ersterem Fall noch der Hirnstamm und in letzterem die Großhirnrinde. Das ist problemlos nachweisbar. Damit fehlt der Hirntod und ohne Hirntod gibt es keinen Grund, über eine mögliche Organspende nachzudenken.
Im Verlaufe des Films wurde deutlich, dass die Feststellung des Hirntodes kurz bevorstand. Der Patient wurde, da die verzweifelten Versuche, sich durch Bewegen der Füße zu artikulieren, als klonische Krämpfe interpretiert wurden, dann noch weiter sediert.
Hier stellt sich mir die ernsthafte Frage, ob bei Organspende auch nachgeholfen wird, indem ein in Frage kommender Spender absichtlich "weggespritzt" wird, nur um an Lebendorgane heranzukommen. Tot sein darf der Organspender ja nicht sein, das wissen die wenigsten, die ich danach gefragt hatte. Die Leute waren durchweg der Meinung, dass es doch egal sei, ob man nun Organspender ist oder nicht. Nach dem Motto: Tot ist tot. Da merkt man doch nichts mehr. Das ist aber der gelegentlich verbreitete große Irrtum. Von Toten entnimmt man keine Organe für Organspende.
Und wenn auch die allgemeine Lehrmeinung im vorliegenden Falle des Gil Avni lautete, "es ist noch nie einer wieder aufgewacht, der dieses noch nicht genauer spezifizierte Wachkoma-Syndrom hatte", kommt es doch vor. Und allein dieser Umstand führte, wie am Ende des Filmes als Laufschrift verdeutlicht wurde, zu Änderungen im Pflegewesen und in der Behandlung der Intensivpatienten in Israel.
Dir ist aber schon klar, dass es in unterschiedlichen Ländern unterschiedliche Regeln gibt? Das, was du beschreibst, wird wohl kaum hierzulande passiert sein. Denn hier würde allein die eingesetzte Medikation eine rechtlich einwandfreie Feststellung des Hirntods unmöglich machen.
Was ich öfter in Filmen gesehen habe, verwundert mich auch. In Amerika scheint es, ähnlich wie vor dem "Casus Avni" in Israel, durchaus üblich gewesen zu sein, oder noch üblich, dass die nahestehenden Verwandten letztendlich das Sagen darüber haben, ob die lebenserhaltenden Maßnahmen aufrecht erhalten werden oder nicht.
In einigen Fällen kommt eine finale Entscheidung sogar in einem für meine Begriffe recht kurzen Zeitintervall nach dem Unfall. Es reicht, dass ein Oberarzt die Verwandten zur Seite nimmt, ihnen "etwas vom Pferd erzählt", wobei die Leute in der Schocksituation wahrscheinlich überhaupt nicht überblicken können, welche Konsequenzen das hat. Und das Beatmungsgerät wird abgeschaltet. Für meine Begriffe wird da allzu oft vorschnell ein Hirntod festgestellt, nur um Kosten zu sparen und um den Angehörigen einen Pflegefall zu ersparen. Dann lieber kurz und schmerzlos hopp und ex. So der Eindruck.
Dabei ist gerade die Diagnostik und Therapie in der Neurochirurgie mit einem erheblichen Maß an Geduld und Beharrungsvermögen verbunden. Man sagt, dass es nicht wenige Patienten gibt, für die man unmittelbar nach dem Unfall keinen Pfifferling mehr gegeben hätte, die einem aber nach etwa fünf Jahren vielleicht im Park begegnen und einem einen schönen Tag wünschen.
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